Wenn man sich jeden Tag über die Kollegen ärgert, dann ist das mit dem Spaß ziemlich schnell vorbei. Seit drei Tagen könnte ich den Jungs so vor die Füße brechen. Der Kollege, den wir momentan zur Vertretung haben, schreibt auf Kartons und Paletten, die ins Ausland gehen, ein A. Blöd nur, daß in dem Fall das A für Österreich steht. Wenn man einen Augenblick überlegt, dann könnte man auch von selbst drauf kommen. Doch das mit dem Denken ist so eine Sache. Daß man dann die Sachen suchen muß, ist klar. Der Grieche ist sich sicher, daß man das schon seit einem halben Jahr macht. Dann muß er im letzten halben Jahr in einer anderen Firma gearbeitet haben. Daß ein Kollege Paletten packt, ist eigentlich sein Job, aber wenn er mir die falschen Infos gibt, ist das nicht mein Problem. Dafür habe ich dann den Streß an der Backe. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie oft in den letzten Wochen raus gelaufen bin und gesagt habe, daß im Export alles zu wiegen ist. Hört mir einer zu? Natürlich nicht, denn es ist ja auch einfacher, wenn man die Ohren auf Durchzug stellt. Wir haben ja eh alle einen an der Waffel. Ich sterbe jedes Mal tausend Tode, wenn ich zu den Jungs raus gehe. Ich muß Angst haben, daß er mir irgendwas an den Kopf wirft. Es dauert nicht mehr lange, dann tritt genau das ein. Das kann es doch auch nicht sein. Da kommt man sich im Kindergarten vor wie in einem Altenheim.

Warum kann man nicht einfach was sagen, ohne daß einer ausflippt? Den Kommentar, den ein Kollege dann immer vom Stapel läßt, kann man in die Rundablage hauen: wir sind doch alle Menschen und da passieren Fehler. Das mag ja sein, aber es kann nicht so schwer sein, sich auf seinen Job zu konzentrieren. Gerade jetzt, wo die Situation in der Firma so angespannt ist un man Angst haben muß, seinen Job zu verlieren. Ich kann es mir nicht leisten, in Rente zu gehen. Ich mache mir Gedanken, was passiert, wenn es keine Aufträge mehr gibt. Ich kriege eine Absage nach der anderen, wenn ich mich bewerben muß. Aber an so was denkt keiner. Warum auch? Es ist sich eben jeder selbst der Nächste. Mir ist aber auch klar, daß ich irgendwann wieder schlapp mache und im Krankenhaus lande, wenn das so weiter geht. Natürlich bin ich darauf nicht scharf, aber ändern kann ich das auch nicht. Sollte das wirklich und tatsächlich eintreffen, dann bin ich nicht so bescheuert und gehe am nächsten Tag wieder arbeiten. Dann kann man sehen, was man davon hat. Aber auch das interessiert die Jungs nicht. Sie sind vermutlich froh, wenn ich weg bin, denn so bleibt ihnen mein Gemecker erspart.