verborgene seiten
bin im internetcafe. und wie immer an diesen immer zugigen orten, wo die tastaturen immer klemmen und speckig sind, ist mir nicht nach schreiben zumute.
dabei hat mir m. gestern gebeichtet, es seien nicht nur die zwei zettel gewesen, die er gelesen hat, sondern mein ganzes altes tagebuch, das von außen, muß ich zu seiner verteidigung sagen, nicht wie ein tagebuch aussieht. trotzdem kein grund, drin zu lesen. irgendwie find ich es nett von ihm, daß er mir das sagt. er hätte es ja auch für sich behalten können. und erstaunlicherweise bin ich nicht sauer. vielleicht, weil der letzte eintrag von 2002 stammt.
aber irgendwie grummelt es doch. also halbsauer. es stehen nämlich wirklich sachen drin, die ihn nichts angehen. das tagebuch beginnt praktisch in der zeit, in der wir uns kennenglernt haben. das war eine schwierige zeit, und wie immer in schwierigen zeiten, hat mir meine mutter ein leeres buch geschenkt, damit ich mich dahinein erleichtere.
naja. damals gab es jedenfalls nicht nur ihn, und ich habe in diesem tagebuch das für und wider einer beziehung mit ihm abgewägt. mit so tollen details wie wer küßt besser und so weiter. nicht wirklich peinlich, aber einfach für keine anderen augen als meine eigenen gedacht.
insgesamt bin ich aber vor allem deshalb nicht sonderlich sauer auf ihn, weil er ziemlich verwundert war, wie anders ich in diesem tagebuch bin, wie fremd. und daß es seiten an mir gibt, die er nicht kennt, und daß ich oft anders denke als er denkt daß ich denke. und er hat ein paar denkanstöße mitgenommen. ist ein bißchen verunsichert.
die letzten wochen hab ich viel gemalt und ab und zu steht m. hinter mir und schaut mir zu. oder er macht einen netten kommentar. oder einen verbesserungsvorschlag. aber ich glaube, er genießt die ruhe, die das malen für außenstehende zu haben scheint. für mich selber ist das nichts ruhiges. aber ich rede nicht dabei. vielleicht ist es das.
jetzt muß ich heim. esse auf dem weg einen fiesen cheeseburger.