Im Moment gerade keiner, denn dank meines Schnupfens ist mir nicht so nach Küssen. Es reicht, wenn ich mich über die Viren ärgern muß. Und wenn dann noch der Husten dazu kommt, ist alles perfekt. Es ist also alles gut. Ansonsten ist alles im grünen Bereich. Es scheint nur beim Schnupfen zu bleiben, worüber ich ganz froh bin. Dafür habe ich auch genug Tabletten in mir, um nicht ganz neben der Spur zu stehen. Dafür hatte ich keine Lust, mit Angelika nach Hause zu fahren. Sie wollte kurz vor 17 Uhr nach Hause fahren, aber mir war nicht danach. Ich muß ja zugeben, daß ich es genieße, wenn wir im Zug sitzen und quatschen, aber es gibt auch Zeiten, da geht mir das auch ganz schön auf die Nerven. Was hätte ich auch so lange im Büro bleiben sollen, denn ich habe momentan eh nicht so viel zu tun. Man kann ja auch nicht so lange im Internet surfen. Wäre Ekel Alfred nicht da gewesen, hätte ich mir das vielleicht anders überlegt, aber ich habe ein total komisches Gefühl, wenn mir Ekel Alfred im Rücken sitzt. Mal gut, daß ich früher gefahren bin, denn auf der Heimfahrt herrschte das totale Chaos. Dafür komme ich morgens gut weg und das ist echt perfekt. Würde ich eine halbe Stunde später fahren, käme ich ständig zu spät und darauf habe ich keine Lust. Es gibt Dinge, die lohnen sich doch.

Dafür habe ich jetzt einen dicken Hals und es kann auch dauern, bis ich mich wieder so einigermaßen beruhigt habe. Wenn es mehr nicht ist, dann ist doch alles gut, denn mit mir kann man das ja machen. Durch den Schnupfen ist mein Hunger nicht so groß, worüber ich ganz froh bin. Von daher hatte ich eine Kleinigkeit zum Essen: Bratwurst mit Erbsen und Möhren. Ich wollte ein Brötchen dabei haben, aber das hat meine Mutter gegessen. Den Rest wollte sie mir geben, aber ich habe dankend abgelehnt. Ist es schon so weit, daß man sich alles in den Hintern schieben muß? Es sieht ganz danach aus. Es kommt noch so weit, daß ich jeden Abend einen Zettel schreiben muß, damit meine Mutter am nächsten Morgen noch weiß, was ich ihr am Abend zuvor gesagt habe. Darauf kann sie aber lange warten. Sie erzählt mir jeden Tag ein paar Mal, wie spannend das Buch ist, das sie gerade liest. Ich weiß, daß das Buch spannend ist, denn ich habe es selbst gelesen. Es ist immer wieder schön, wie man mir zuhört. Dumm nur, daß ich den Mund halten muß, weil man sonst wieder beleidigt ist. Es dauert nicht mehr lange, dann breche ich den Leuten vor die Füße. Doch dafür bin ich echt zu brav. Es kann sich keiner vorstellen, wie schwer das ist, wenn man sich ständig auf die Zunge beißen muß, um nicht einen Spruch vom Stapel zu lassen. Man will es ja nicht anders.

Ich überlege schon eine ganze Weile, seit wann meine Mutter so drauf ist. Es hat Ende Februar angefangen, als sie im Krankenhaus war. Sie hatte es nicht auf dem Schirm, daß sie auf der Intensivstation lag. Sie bringt echt alles durcheinander. Daß sie es seit Jahren nicht auf die Reihe bringt, sich das Jahr zu merken, in dem ich geboren wurde, daran habe ich mich schon längst gewöhnt, aber das was in den letzten Monaten abgeht, ist nicht mehr feierlich. Manchmal möchte ich meine Mutter einfach nur schütteln und fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank hat. Bringt das was? Ich glaube nicht. Das nimmt mich so mit, daß ich froh bin, den ganzen Tag auf der Arbeit zu sein. Aber was soll der Geiz. Wenn mir das zu viel wird, setze ich mich eben an den Rechner und damit hat die liebe Seele Ruhe. Was meiner Mutter nicht in den Kram paßt, aber dafür kann ich ja nichts. Doch bevor das alles eskaliert, mache ich an dieser Stelle einen Schnitt und genieße den Rest von meinem Feierabend. Man muß ja auch am Familienleben teil nehmen. Ich bin ja auch gar nicht so unmöglich, wie man das von mir immer meint. Wenn es mehr nicht ist, dann ist ja alles gut. Ein bißchen Spaß muß sein.