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2005-05-07 09:32
Tagebücher
Die Suche nach einem guten Tagebuch ist wie die Suche nach der Stecknadel in einem Heuhaufen.

Warum ist das so schwierig? Worauf lege ich viel Wert und warum?

Ganz wichtig: Lesbarkeit (lesbare Schrift, ab und zu Absätze, dezenter Hintergrund). Weiter: Regelmäßigkeit, Rechtschreibung, kein personenbezogenes Tamtam, Ehrlichkeit, Bereitschaft und ja: Wille, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Durch das Tagebuch nicht von sich ablenken zu wollen, sondern im Gegenteil auf sich zu fokussieren. Eine gewisse Stille in den Worten, ein gewisser Mut in den Themen.

Ich möchte nicht immer nur hübsche Fassaden sehen, sondern ich möchte sehen, wie jemand Niederlagen erlebt, und damit zurecht kommt, wie jemand Enttäuschungen, Schmerz und Kummer erlebt und damit zurecht kommt.

Ich möchte sehen, wie jemand mit Ausgrenzung zurecht kommt, mit Nicht-Beachtung, mit der Erkenntnis der eigenen Belanglosigkeit, der eigenen Fehlerhaftigkeit, der eigenen Borniertheit und Sturheit und Begrenztheit.

Ich möchte sehen, wie jemand mit Scheitern zurechtkommt, mit Frust, mit dem Platzen von Träumen, mit Selbsthass. Ich möchte sehen, wie jemand mit Verlust klarkommt, mit Loslassen, mit dem Erkennen der nackten Wahrheit, auch wenn sie nicht das ist, was er/sie sich immer darunter vorgestellt hat.

Ich möchte sehen, wie jemand immer eine Tür dafür auf hat, daß alles auch GANZ anders sein könnte, als er/sie es das immer gedacht hat. So anders, daß es einfach nur erschütternd ist, wie sehr man sich ein falsches Bild von sich selbst und seinem Leben gemacht und es nie gemerkt hat.

Ich möchte sehen, wie einer zu Demut bereit ist, zum Eingestehen von Versagen, von Angst, von Hilflosigkeit, von Einsamkeit, Kleinheit, Mickrigkeit, Irrtümlichkeit, Überheblichkeit, Selbstgerechtigkeit.

Und dann interessiere ich mich für den Menschen hinter dem Tagebuch, so wie für mich. Dann interessiere ich mich dafür, was er zu sagen hat und was er schreibt über sich, über das Leben, über die Liebe, über Religion, über Philosophie, über die Gesellschaft. Über was gut und was schlecht ist, über das, worüber er lacht, worüber er weint, was ihn glücklich macht, was ihn verzweifeln läßt. Über das, was ihn bewegt und was ihn nicht bewegt und warum, und über das, was er kann und was er hat und was er ist.

Aber erst dann...

MI

[Bild nicht gefunden]


Kommentare

19:28 07.05.2005

Den Kommenar lasse ich noch stehen. Zukünftig lösche ich alle Kommentare diesen Stils (Schreibfehler, Kleinschreibung usw.)
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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10:35 07.05.2005
liest hier überhaupt andre tagebücher regelmäßig?
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2005-05-07 09:32