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2007-09-07 23:39
Spaziergang
Ich weiß nicht was interessanter an Warschau ist. Die Tatsache, dass diese einst so schwache Stadt sich zu einer der pulsierendsten Punkte Europas entwickelt hat, oder dass diese konservative Stadt seine Vorliebe für Minderheiten entdeckt hat.
Was unterscheidet mich von einem Warschauer? Nun, ich kann die Stadt vom 33 Stock eines Hotels betrachten und mich Stundenlang darüber auslassen, wie wunderbar diese Stadt doch ist. Ich habe nicht die Alltagsprobleme die andere Menschen in dieser Stadt haben, ich kann Abends einfach mit Freunden rausgehen und mein Lebe genießen.
Das besondere an diesem Einrag ist, ich schreibe ihn ziemlich betrunken.
Ich war mit K. und seiner Freundin feiern. Und K. schimpfte den ganzen Abend über, über dieses Land und diese Stadt.
Und ich liefere ihm einen Beweis nach dem Anderen, dass jene Stadt für mich eine der schönsten in ganz Europa ist.
Und während ich Warschau so lobte kam mir eines in den Kopf... Der Mensch verdient nichteinmal ein Drittel von dem was ich verdiene und muss eine vierköpfige Familie durchbringen... Und ich werfe hier mit Geld um mich und merke nicht, dass es ihm vielleicht ein bisschen wehtut.
Ich mache keinen Hel daraus, dass ich zur Oberschicht der Verdiener gehöre, dass ich einen siebenmal so großen Lohn habe wie der Durchschnitt in dieser Stadt...
Und vielleicht neige ich dazu ein bisschen anzugeben. Ich lade ihn und seine Familie zum Essen ein, zahle den ganzen Abend, obwohl er das nicht will, denn er sagt, er hat seinen Stolz...
Das verstehe ich, aber ich weiß auch, dass er sich das alles nicht leisten könnte und das er, wenn die Familie Zeit mit mir verbringt, verdammt noch mal vergessen soll, wie sie leben, zu viert in dieser 50qm² Wohnung... Ich zahle!
Mir wurde heute Abend eines bewusst... Der Pole verbindet Stolz mit Geld. Er lässt sich nicht gerne einladen, denn das könnte seinen Stolz verletzen... Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen. Und als wir uns vor dem nächtlich beleuchteten Kulturpalast, dem Wahrzeichen der Stadt, trennen, höre ich, wie die 12-jährige Tochter K. ihren Vater fragt: "Warum kann es uns nicht so gut gehen wie ihm? Warum seid ihr nicht so reich?..."
Ich habe das als Vorwurf der kleinen Z. an ihre Eltern aufgefasst und mir blutete das Herz ... Denn ich weiß, egal was K. nicht machen würde, er würde niemals so viel verdienen, in seiner Position, in seinem Beruf (die Stelle musste er sich auch hart erarbeiten...)...
Dieses scheiß Geld, macht es uns wirklich so kaputt...?

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Kommentare


unbekannt
09:51 08.09.2007
Ich glaube nicht, dass die Kleine ihren Eltern Vorwürfe macht...sie entdeckt die Welt und erfährt nach und nach von den Unterschieden, die herrschen. Geld macht uns nicht kaputt, aber wie du schon sagst, vergiss nicht den Stolz deines Freundes...im Grunde bin ich mir sicher, dass du ein Mensch bist, der nicht gedankenlos mit seinem Hab und Gut prahlt, sondern schon auch weiß, wo etwas angebracht ist und wo nicht.
Geld macht nur kaputt, was wir davon kaputt machen lassen....hoffe, du hast keinen Kater heute morgen...einen schönen Tag dir!


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00:47 08.09.2007
Das weiß ich, liebe Les,
nur erkläre das meinem Kumpel! Ich komme auch aus diesen "einfachen Verhältnissen" ... Aber ich habe gekämpft um das zu haben was ich habe!
Lg
Deeds
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unbekannt
00:27 08.09.2007
Das Geld macht einen nicht kaputt, nur man sieht vieles anders und vergisst teilweise zu schnell und zu leicht, wie es auch anders sein kann.
Ich verstehe den Stolz deines Freundes, aber auch wie wichtig ihm deine Freundschaft ist, weil er über seinen eigenen Schatten gesprungen ist und deine Einladung annahm.
Ich selber gehörte zu den Normalverdienern und komme aus einer "durchschnittlichen" Famile, meine erste Wohnung und alles was ich erreichte habe ich hart für gearbeitet und gespart. Dann lernte ich meinen jetztigen Verlobten kennen, er kommt aus der "oberen" Schicht, er ist Diplompsychologe und Sozialpädagoge, seine Eltern beide Richter und seine Schwester Staatsanwältin. Ich wurde in eine komplett andere Welt geworfen, Geld spielt bei ihnen keine Rolles, sie haben es einfach. Ich habe lange damit Probleme gehabt, weil ich meine eigene Selbstständigkeit und meinen Stolz nicht verlieren wollte. Ich bin da inzwischen reingwachsen, ich gehe weiterhin meinen Beruf nach, obwohl ich es nicht mehr müsste und habe mir meinen Stolz und meine Selbstständigkeit erhalten. Man vergisst aber zu leicht, wie es vorher war, als man jeden Cent noch umdrehen musste. Und das die eigenen Freunde es schwerer haben als man selber. Man darf einfach nicht den Boden unter sich verlieren und abheben und sich weiterhin auch an kleinen Dingen erfreun. Geld macht nicht glücklich, es erleichtert einen nur vieles.
Lieben Gruss
Les


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2007-09-07 23:39