Willkommen auf Tagtt!
Tuesday, 23. April 2024
Alle » News, Bilder, Videos - Online
2006-05-24 11:25
Somebody to love..
Heute Kinobesuch, "The DaVinci Code-Sakrileg", du hast das Buch nicht gelesen. Manche sagen, es wäre nötig um den Film zu verstehen, aber du bist doch nicht dumm! Zu langatmig hörst du schon davor, aber im Grunde hast du keine Ahnung auf was du dich da einlässt und gehst vollkommen unvoreingenommen in den Saal. Natürlich nicht alleine, mal wieder mit der Clique und natürlich Ihm, zur Zeit sind wirklich immer die gleichen dabei. Die Freundin (die was von Ihm will) arbeitet im Kino, hat euch die Karten besorgt und insgeheim rechnest du schon mit einem Platz am Rand, natürlich weit weg von ihm. Deshalb schaust du gar nicht auf deine Nummer, kümmerst dich nicht wie die anderen darum, neben wem du sitzt. Ändern kannst du es ja sowieso nicht!
Also gehst du rein, als erste aus der Gruppe und setzt dich auf deinen Platz, der Platz links neben dir bleibt wie erwartet leer. Ihr Verhalten ist so wahnsinnig vorhersehbar geht es dir durch den Kopf. Dann kommt er und setzt sich neben dich, du runzelst die Stirn, damit hattest du nicht gerechnet. Dann kommt sie: "Hey, dass ist mein Platz," sagt sie zu Ihm. "Du sitzt eines weiter!"
"Ich will aber lieber zwischen zwei Mädels hocken, als neben dem Typen da drüben," entgegnet er und bleibt einfach sitzen und sie hat keine Wahl, als sich neben ihn zu setzten. Rechts von ihm und nicht zwischen uns.
Oh ja, ihr Verhalten war vorhersehbar, aber seines, ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Es ist ein freudiges und teilweise auch ein schadenfrohes Lächeln.
Kurz darauf, während ich an meiner Cola nippe und die Vorschau von "Das Parfum" verfolge, geht mir durch den Kopf, dass sie wohl die einzige aus der Clique ist, die etwas ahnt.
Das Licht geht vollständig aus und im Schutz der Dunkelheit schlüpfe ich aus meinen Schuhen und setze mich gemütlich im Schneidersitz hin. Dabei drehe ich mich ein wenig in meinem Sitz und so kommt es, dass meine Seite, die seine berührt. Und während wir uns nun dem Film und gelegentlich den Popcorn hingeben, gibt es Momente in welchen meine Gedanken abschweifen und ich darüber nachdenke, wie es wohl wäre einfach zu ihm hinüberzulangen und seine Hand zu nehmen. Wie es wäre, einfach den Kopf fallen zu lassen und ihn auf seine Schulter zu legen, wie es wäre jetzt von ihm geküsst zu werden.
Und weil ich mir das alles viel zu gut vorstellen kann, richte ich mich in meinem Stuhl auf, schlinge meine beiden Arme um meine Knie, lege den Kopf darauf. Kein Körperkontakt mehr, aus den Augenwinkeln nehme ich war, wie sie die ganze Zeit in seine Popcorntüte greift und es dabei anscheinend darauf anlegt mit seiner Hand zusammen zu stoßen. Und ich sehe, wie er ihr kurz entschlossen seine ganze Popcorntüte in die Hand drückt und ihr zu verstehen gibt, dass er keine mehr möchte.
Und diese klitzekleine Geste ist wie ein Geständniss.
"Nur du, für den Moment interessierst mich du allein!"
Und während ich noch immer zusammengekauert da sitze und Tom Hanks gerade von diesem hässlichen Typen zusammengeschlagen wird, denke ich darüber nach, ob es so schlimm wäre, wenn es alle wüßten, wenn wir endlich beginnen würden eine richtige Beziehung zu führen.
Im nächsten Moment denke ich aber daran, wie es das letzte Mal gelaufen ist, erinnere mich an die prickelnde Zeit bevor ich mit meinem Ex-Freund zusammen gekommen bin und denke daran, wie schnell es sich danach verändert hatte. Wie ich von der eigenständigen, gemochten und auch beliebten Person, plötzlich nur noch zu seiner Freundin wurde. Kein eigenständiger Mensch mehr, ein Doppelpack, jeder der Anhänger des anderen, einsam. Und ich erinnere mich daran, wie ich mich in dieser Zeit nach den Anfängen zurückgesehnt habe, den Augenblicken in welchen wir Spaß miteinander hatten, aber alles noch ungewiss war und niemand von uns wusste, wie es weitergeht. Der schönste Teil unserer gemeinsamen Zeit.
Und während Tom Hanks nun das Rätsel löst und man sich nun zu fragen beginnt, wann der Film endlich aus ist, beschließe ich für mich, dass ich zu einer Beziehung, einem Outing noch nicht bereit bin. Eine leise Stimme weist mich warnend daraufhin, dass ich in diesem ganzen Spiel aber nicht die einzige bin, deren Bedürfnisse zählen.
Nach dem Kino gehen wir noch was trinken und anschließend fahre ich die ganzen Leute nach Hause, denn heute bin ich eine der Fahrerinnen. Zuerst setze ich zwei Freunde ab, dann Sie, was ihr so gar nicht passt, aber mei, ich bin die Fahrerin. Am Ende bin ich mit Ihm allein im Auto, ein seltener Moment. Normalerweise konnte er immer entscheiden, ob er noch zu mir kommen wollte, ich wartete für gewöhnlich fünf Minuten vor dem Tor und entweder er kam in dieser Zeit oder eben nicht, wenn nicht, wäre ich nach Hause gegangen. Er kam natürlich immer. Heute, neben mir sitzend, hat er diese freie Wahl zwar auch, aber er kann nicht einfach handeln, sondern muss formulieren was er möchte.
Also halte ich dort an, wo sich unsere Heimwege trennen und drehe mich zu ihm.
"Du willst jetzt von mir hören, wohin du fahren sollst oder?"
"Ja schon."
Er lächelt und auch wenn ich sein Lächeln wunderschön finde, in diesem Moment weiß ich, dass es diesmal für mich nichts gutes bedeutet.
"Entscheide du," antwortet er mir mit einem herausfordernden Blick.
Für einen Moment herrscht Stille, für einen Moment sehen wir uns nur an, oh ja, eine Herausforderung. Oder viellleicht nur ein Ausgleich!
Er hat mir heute schon ein Geständniss gemacht, jetzt bin wohl ich an der Reihe und so lege ich den Gang ein und fahre los.
Und während ich um halb zwei in der Nacht durch die dunklen Straßen kurve, klopft mein Herz wie wild, denn ich habe nicht nur ihm ein Geständnis gemacht, sondern auch mir selbst etwas eingestanden.

Kommentare


unbekannt
11:52 24.05.2006
Für einen Moment herrscht Stille.
*Vorhang*
Tosender Applaus.


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

2006-05-24 11:25