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2014-06-28 18:40
Reif für die Insel

Anders läßt sich mein Zustand nicht beschreiben. Ich bin so urlaubsreif, das kann sich keiner vorstellen. Wenn mir einer sagen würde, daß ich auf der Stelle fahren kann, ich würde nicht lange zögern und meine Sachen packen. Doch der Typ muß erst noch erfunden werden, der mir den Floh ins Ohr setzt. So bleibt mir nichts anderes übrig, als noch zwei Wochen arbeiten zu gehen. Eigentlich sind die zwei Wochen nicht der Rede wert, aber wenn man auf den Urlaub wartet, vergeht die Zeit gar nicht. Und so wie es aussieht, dauert es noch länger, weil ich gerade neben mir stehe. Mir ist kalt, meine Nase läuft, mir tun die Knochen weh und mein Kopf platzt. Auf eine Erkältung bin ich nicht scharf. Vielleicht ist das aber auch nur ein Virus und mir geht es morgen wieder besser. Ich werde auf jeden Fall ein paar Tabletten einwerfen und darauf hoffen, daß ich verschont bleibe. Und wenn es mich doch erwischt, werde ich das wohl oder übel aussitzen müssen. Eine andere Wahl habe ich ja doch nicht. Wenn es doch hart auf hart kommt, darf ich am Montag nicht erwähnen, daß es mir nicht gut geht und ich früher nach Hause komme. Dann heißt es nämlich, daß ich mich nicht so anstellen soll, das geht schon wieder weg. Das sagen die Leute, die den ganzen Tag auf der Couch liegen und sich kurieren können. Es ist nicht wichtig, daß ich den ganzen Tag neben mir stehe und nichts auf die Reihe kriege. Ich lasse die Leute reden und der Rest ist mir egal. Schlimmer geht immer.

Was ich jetzt sage, sagt man zwar nicht, aber es muß einfach raus: ich wünsche mir, daß mein Körper streikt. Die ersten drei Wochen im Juni waren für mich die Hölle und ich war kurz davor, alles bleiben zu lassen. Wenn den Kollegen egal ist, ob man die Arbeit schafft, sollte es mir auch egal sein, ob sich diese Kollegen beschweren gehen. Ich sollte es echt drauf ankommen lassen. Was kann mir denn passieren? Nichts. Man darf doch wohl seine Meinung vertreten und sich äußeren, wenn einem was nicht paßt. Im November habe ich die Gelegenheit,  all diese Sachen auf die Tapete zu bringen. Ob sich was ändert, ist die zweite Frage, aber ein Versuch wäre es wert. Aber unser Vorgesetzter ist nicht viel besser. Anstatt zu seinen Leuten zu halten, gibt er lieber den anderen Leuten recht. Er betont aber vorher noch so großzügig, daß wir immer zu ihm kommen können, wenn wir ein Problem haben. Ein Witz, über den man so gar nicht lachen kann. Mein Chef macht es sich auch immer einfach. Er hat mich gestern gefragt, warum ich ihm einen Vorgang für Polen auf den Schreibtisch gelegt habe. Vielleicht ist es ihm noch gar nicht aufgefallen, daß meine Kollegin Urlaub hat und ich mich ums Inland kümmere. Er muß nicht immer immer im Internet surfen und sich um seinen privaten Kram kümmern. Er kann nicht von mir erwarten, daß ich die Sachen fertig mache, die er angefangen hat und auf die er keine Lust hat. Ich bin nicht seine Sekretärin, schon gar nicht für das Gehalt. Ich verdiene nicht schlecht, aber es könnte mehr sein, wenn man mehr von mir erwartet. Doch da müßten Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen. So kann das gehen.

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2014-06-28 18:40