Red Shoes
Ich muss sagen, ich bin begeistert.
Es funktioniert wirklich.

Ich habe mir geschworen den "Regeln" zu folgen, die in meinem schlauen Buch stehen. Ich hab mich in Schale geschmissen und fand mich selbst wirklich hübsch. Das ist ja selten genug der Fall.
Und es wirkte sogar schon bei meinem Bruder.
Ich fragte ihn einfach aus Spaß ob er nicht Lust hätte mich und Carry in den Club zu kutschieren...und zum ersten Mal in meinem Leben sagte er zu.

Der Abend kam etwas langsam in Schwung.
Carry und ich nahmen einen Drink und setzten uns in eine der Nischen, von denen man alles gut im Blick hat.
Ich habe mich bemüht keine Männer anzustarren . Ich war zwar immer der Meinung, dass, wenn ich mich umschaue, ich das nicht allzu offensichtlich tue, aber sicher ist sicher. Ich hab grundsätzlich versucht mich so zu geben als wäre ich an niemandem interessiert.

Irgendwann kam Carrys Freund, brachte uns was zu trinken und Carry musste dann die ganze Zeit mit ihm knutschen, was mich nervte, weil ich mich ein bisschen wie der Depp vom Dienst fühlte.
Also lief ich eine Runde.

Ich habe mich so gefreut, als ich zum ersten Mal seit zwei Jahren Ricky wiedersah. Meinen Lieblingskumpel aus Schulzeiten, in den ich auch ein bisschen verliebt war damals. Aber kaum, dass ich ihn begrüßt hatte, wurde ich auch schon von den Zicken abgedrängt, die ihn schon damals umflattert hatten.
Jens und seine Flamme waren auch da. Und mir ging es da wie den Millionen Frauen, die einen "Verflossenen" mit seiner neuen Perle sehen.
Ich konnte nicht verstehen, was er an ihr findet .
Sie ist schrecklich pummelig und in ihrem karierten Kleid kam das ganze noch unvorteilhafter zur Geltung. Sie hatte eine riesige schwarze Blume auf dem Kopf, die aussah wie eine große schwarze Spinne. Und ansonsten war ich mir sicher, dass sie einen ziemlich dümmlichen Gesichtsausdruck hat.
Nachdem ich mir das alles eingeredet hatte, um mein Ego selbst in ungeahnte Höhen zu pushen, kehrte ich zu Carry und ihrem Freund auf die Tanzfläche zurück.

Etwa zehn Minuten konnte man dann direkt normal tanzen, bis Carrys Freund vor meinen Augen mit Carry wieder eine wilde Knutscherei anfing und mich damit wieder zum Depp des Abends abstempelte.
Das verliebte Pärchen taumelte zur Seite und auf einmal stand ein großer blonder Kerl vor mir. Er lächelte mich an und streckte die Hand aus.
Eine klassische Aufforderung zum Tanzen. Ich tat so als müsste ich mir das überlegen, reichte ihm aber dann doch die Hand.
Und dann tanzten wir. So richtig ein bisschen mit Tanzhaltung und so. Und nicht eine Minute hat seine Hand versucht in Richtung unterhalb der Hüfte abzurutschen. Bemerkenswert.
Aber eigentlich selbstverständlich .

Schon nach kurzer Zeit bat er mich um meine Nummer. Nachdem ich sie ihm gegeben hatte, küsste er mich auf die Wange. Aber ich ging nicht drauf ein.
Es war schwierig immer wegzusehen, wenn ich merkte, dass er mich küssen will. Meistens gebe ich da immer nach.

Nach dem Tanzen nahm er meine Hände und gab mir einen Handkuss. Wie kultiviert .
Wir wollten uns setzen und ganz selbstverständlich überließ er mir den Stuhl der da war und holte sich einen anderen her. Er legte die Hand um meine Hüfte und wir plauderten ein bisschen.
Er ist 22, heißt Peter und wohnt nicht allzu weit von mir weg.
Mich hätte noch interessiert, was er sonst so macht, aber ich habe nicht gefragt. Ich wollte nicht zu interessiert wirken .

Er wollte wissen, was ich heute mache und ich antwortete ihm wahrheitsgemäß, dass ich mit meiner Freundin in einem anderen Club wäre. Da fragte er mich doch glatt ob er mitkommen dürfe. Er würde mich von zu Hause abholen. Ich dachte mir "warten wir mal ab..."

Um halb fünf war ich zu Hause. Schlafen konnte ich kaum und ich habe auch ziemlich schlecht geschlafen.
Um 13.30 Uhr klingelte mein Handy.
Eine Sms von ihm. Wie es mir ginge ob ich gut nach Hause gekommen sei und was ich heute noch so mache.
Et voilà , er hat sich gemeldet. Noch bevor ich überhaupt aus den Federn gekommen bin eine Sms.
Es geht doch.

Bisher habe ich noch nicht zurückgeschrieben, werde das aber bald tun. Mal sehen, was der Abend bringt.

Zumindest weiß ich, dass ich kein hoffnungsloser Fall bin.