Willkommen auf Tagtt!
Monday, 29. April 2024
Alle » News, Bilder, Videos - Online
2008-10-26 02:57
Ramakrishna, ein ungebildeter Idiot
dairy

Keshav Chandra Sen war einer der intelligentesten Menschen seiner Zeit. Er begründete eine Religion ausschließlich auf der Basis seiner intellektuellen Philosophie, Brahmasamaj, die Gesellschaft Gottes. Und er hatte Hunderte von intelligenten Menschen als Anhänger, eine sehr intelligente Gruppe von Menschen. Doch es verstörte ihn, dass Tausende von Menschen zu Ramakrishna gingen, einem ungebildeten Idioten, der nicht einmal die Grundschule abgeschlossen hatte – in Indien umfasst die Grundschule, die unterste Stufe der Schulbildung, vier Jahre, und er hatte nur zwei davon absolviert. Das war es, was Keshav Chandra Sen so verstörte.
Schließlich beschloss er, dass er hingehen und diesen Mann besiegen müsse, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass man ihn nicht argumentativ besiegen könne. Das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Dieser Idiot aus einem kleinen Dorf versammelt jeden Tag Tausende von Menschen um sich! Von nah und fern kommen die Leute, um ihn zu sehen, um seine Füße zu berühren!
Keshav Chandra mit seinen Anhängern schickte Ramakrishna also eine Nachricht: „Ich komme an dem und dem Tag, um dich in jedem Punkt deines Glaubens herauszufordern. Mach dich bereit!“
Ramakrishnas Anhänger bekamen große Angst. Sie wussten, dass Keshav Chandra ein herausragend logisch argumentierender Mensch war; der arme Ramakrishna würde nicht in der Lage sein, ihm entsprechend zu antworten. Doch Ramakrishna freute sich, er tanzte sogar. Er sagte: „Die ganze Zeit habe ich darauf geantwortet. Das wird ein großer Freudentag, wenn Keshav Chandra kommt!“
Seine Schüler erwiderten: „Was sagst du da? Das wird ein trauriger Tag werden, denn du kannst nicht gegen ihn argumentieren.“
Ramakrishna antwortete: „Halt – wer will denn gegen ihn argumentieren? Ich brauche nicht zu argumentieren. Lasst ihn nur kommen.“
Doch seine Anhänger waren zittrig und furchtsam und hatten große Angst, dass ihr Meister besiegt und völlig am Boden zerstört werden würde. Sie kannten Keshav Chandra. In jedem Jahrhundert gab es im ganzen Land keinen intelligenteren Menschen als ihn.
Keshav Chandra kam mit hundert seiner engsten Anhänger, die die Debatte, die Diskussion, die Herausforderung verfolgen wollten. Ramakrishna wartete auf der Straße, um ihn zu empfangen, weit weg von dem Tempel, in dem er gewöhnlich lebte. Und er umarmte Keshav Chandra. Keshav Chandra war etwas verlegen, und seine Verlegenheit nahm immer mehr zu.
Ramakrishna nahm seine Hand und führte ihn zum Tempel. Er sagte zu ihm: „Ich warte schon seit vielen Jahren. Warum bist du nicht früher gekommen?“
Keshav Chandra sagte zu ihm: „Du scheinst mir ein seltsamer Mensch zu sein, du hast anscheinend überhaupt keine Angst. Verstehst du denn nicht? Ich bin zu einer Debatte hierher gekommen!“
Ramakrishna antwortete: „Natürlich.“
Also setzten sie sich in der Nähe des Tempels ans Ufer des Ganges, an einem wunderschönen Platz unter einem Baum.
Und Ramakrishna sagte: „Fang an.“
Also fragte ihn Keshav Chandra: „Was ist deine Aussage über Gott?“
Ramakrishna erwiderte: „Muss ich etwas über Gott aussagen? Kannst du Gott nicht in meinen Augen sehen?“
Keshav Chandra wirkte leicht verwirrt: „Was für ein Argument ist das denn?“
Ramakrishna fragte weiter: „Kannst du Gott nicht in meiner Hand spüren? Komm näher, mein Sohn.“
Und Keshav Chandra wunderte sich wieder: „Was für ein Argument?“
Er hatte schon an vielen Debatten teilgenommen, er hatte viele große Gelehrte besiegt, und dieser Hinterwäldler ist dumm, zurückgeblieben und idiotisch.
Ramakrishna sagte: „Wenn du die Sprache meiner Augen verstehen kannst, wenn du die Energie meiner Hand verstehen kannst, ist das Beweis genug dafür, dass die Existenz intelligent ist. Denn woher kommt deine Intelligenz?“
Das war ein großartiges Argument. Er sagte: „Wenn du diese große Intelligenz besitzt – und ich weiß, dass du ein sehr intelligenter Mensch bist; ich habe dich immer geliebt --, dann sag mir doch, woher diese Intelligenz kommt. Wenn die Existenz ohne Intelligenz wäre, könntest du sie nicht besitzen. Woher sollte sie denn kommen? Du bist der Beweis dafür, dass das Leben intelligent ist, und das ist es, was ich unter Gott verstehe. Für mich ist Gott einfach nur, dass die Existenz intelligent ist. Es ist ein intelligentes Universum; wir gehören dazu und wir werden gebraucht. Es erfreut sich an unserer Freude, es feiert in unserem Feiern, es tanzt durch unseren Tanz. Hast du meinen Tanz schon gesehen?“ Und er begann zu tanzen.
Keshav Chandra fragte sich, was er nun machen sollte.
Doch Ramakrishna tanzte so wunderbar. Er war ein guter Tänzer, denn er pflegte im Tempel manchmal vom Morgen bis zum Abend zu tanzen – ohne Pause! Er tanzte und tanzte, bis er erschöpft zu Boden fiel.
Also begann er so voller Freude und mit solcher Anmut zu tanzen, dass in Keshav Chandra ganz plötzlich eine Transformation vor sich ging. Er vergaß all seine Logik, er sah die Schönheit dieses Mannes, er sah das Strahlen dieses Menschen, er sah eine Freude, die er selbst noch nie verspürt hatte.
All sein Intellekt, all seine Argumente befanden sich nur an der Oberfläche, in seinem Innern herrschte vollständige Leere. Und dieser Mensch floss geradezu über. Er berührte Ramakrishnas Füße und sagte: „Vergib mir. Ich war vollkommen im Irrtum über dich. Ich weiß nichts, ich habe nur philosophiert. Du weißt alles, und du sagst kein einziges Wort.“
Ramakrishna erwiderte: „Ich vergebe dir nur unter einer Bedingung.“
Keshav Chandra sagte zu ihm: „Ich akzeptiere jede Bedingung von dir. Ich bin bereit.“
Und Ramakrishna antwortete: „Meine Bedingung ist, dass du ab und zu kommen musst, um mit mir zu diskutieren, um mit mir zu debattieren, um mich herauszufordern.“
Das ist die Antwort eines Mystikers, und Keshav Chandra war vollkommen am Ende. Er wurde ein ganz neuer Mensch und begann jeden Tag zu kommen. Bald verließen ihn seine Anhänger und sagten: „Er ist verrückt geworden. Dieser Verrückte hat ihn angesteckt. Zuerst war es nur ein Verrückter, jetzt sind es zwei. Er tanzt sogar mit ihm.“
Doch Keshav Chandra, der ein griesgrämiger Mensch gewesen war, der voller Groll gewesen war und sich über alles beklagte, weil er in einem negativen Raum lebte, begann plötzlich aufzublühen; Blumen tauchten in seinem Innern auf, ein neuer Duft. Er vergaß alle Logik. Ramakrishna hatte ihm einen Geschmack von etwas jenseits des Verstandes vermittelt.

http://video.google.com/videoplay?docid=-4450775921472209086&ei=Vb4DSb2oNIT22gKo6-CHCw&q= [Bild nicht gefunden] [Bild nicht gefunden] [Bild nicht gefunden] [Bild nicht gefunden] [Bild nicht gefunden]

Tags

tao 

Kommentare

Noch keine Kommentare!
Kommentieren


Nur für registrierte User.

2008-10-26 02:57