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2008-01-28 23:43
Peak Oil
Ich mag dieses Word, es hört sich an wie der Titel zu einem erstklassigen Politthriller, oder einer Affäre, (wie die berühmte Watergate).

Der Begriff beschreibt den Zeitpunkt, an dem die weltweite Öl-Produktion aufgrund schwindender Ölreserven an ihrem historischen Maximum angekommen sein wird. Nach Peak-Oil wird es in der Menschheitsgeschichte also niemals mehr eine größere Produktionsrate geben, sondern fortan stetig und unaufhaltbar sinken, da die globalen Erdölreserven sich zum Ende neigen.

http://en.wikipedia.org/wiki/Ghawar_Field welches nach obigem Artikel 6.25% der Weltfördermenge ausmacht. Jedes 20. Auto auf der Welt hat seinen Sprit also theoretisch aus Ghawar getankt. Es wird vermutet, das Ghawar in diesen Jahren schon gepeakt hat (Weiß man nicht genau, weil die Saudis die Informationen zu ihren staatlichen Feldern zum Staatsgeheimnis machen).

Das Globale Peakoil errechnet sich dann aus der Summe aller einzelnen Peakoils aktuell geförderter Ölfelder.

Wie die Fördermenge also in näherer Zukunft aussehen wird, lässt sich prognostizieren, wenn man erstens alle aktuellen großen Felder anguckt, und besonders aber zweitens die Rate an neuen Funden /Fundmengen betrachtet. Diese Jährliche Fundmenge hat in den 60ern das deutliche Maximum erreicht, seitdem wurden nicht mehr annähernd so große Ölmengen gefunden, wie die Grafik im Wikipediaartikel zeigt. Die Rate an neu gefunden Öl muss man dann mit der Rate an produzierten, also verbrauchten Öl in beziehung setzen, und erhält die Reserves Recovery Rate. Diese nimmt nun schon seit 1980 (!) stetig ab. Seit einem viertel Jahrhundert wird also mehr Öl verbraucht, als neues Gefunden wird.

Wenn man dann annimmt, das so großes ein Ölfeld nur einige Jahrzehnte lang hält, bis es so Leer gepumpt wurde, das es geschlossen wird, kann man schon grob überschlagen, das die Vorkommen in einigen Jahrzehnten zuende gehen müssen, selbst wenn der Bedarf konstant bliebe (bisher stieg der Verbrauch jährlich im Mittel um einige Prozent), und wenn nicht durch große technologische Fortschritte es einen extremen Anstieg an neuen Fundmengen geben wird.

Wenn der Bedarf also stetig wächst, und das Angebot tendentiell stetig sinkt, sagt die Marktwirtschaft die stetige Verteuerung vorraus. Irgendwann wird Öl so teuer, das der Bedarf zurückgehen muss, weil man es sich nciht mehr leisten kann für eine Autofahrt von 100km die paar Liter Benzin zu bezahlen.

Und im Wikipedia-Artikel wird nun eine Trendwende augenscheinlich:

Seit 2005 nimmt die Produktionsrate Weltweit leicht ab, obwohl die Preise fürs Barrel schon seit Jahren exorbitant in die Höhe gegangen sind. Daher vermuten einige, das dass erste Anzeichen sind, dass für die Beschränkung der Fördermenge der letzten Jahre das erste mal erschöpfende Ölfelder verantwortlich sind, man argumentiert, das der Starke Preisanstieg sonst in der Reaktion der Marktgesetze die Ölförderländer ebenfalls zu Erhöhungen der Fördermengen bewegt hätte.

Das heißt noch längst nicht, das es sich jetzt schon um Peak-Oil handelt, aber es könnte heißen, das wir von nun an zukünftig die Begrenztheit der Rohstoffe täglich zu Spüren bekommen, und obwohl der Starke Rohstoffpreis der letzten Jahre hauptsächlich politische/ökonomische, und nicht technische Gründe hatte (Irakkrieg, etc), kann man wohl davon ausgehen, das mittelfristig der Literpreis stetig weiter steigen wird.

Und Peak-Oil 2015 ist nun eine Zahl, die, wie der Telepolis artikel anführt, nicht die allgemein annerkannte Prognose darstellt, sondern von Ölkonzernen propagiert wird. Auf den ersten Blick würde man es für bizarr halten, wenn eine Firma die Grundlage ihres Geschäfts in einem Propaganda-Feldzug versucht totzureden, aber wie auch Leserkommentare zum Telepolisartikel hinweisen, ist es nach marktgesetzen wiederrum nachvollziehbar, je mehr die Peakoilpanik angeheizt wird, umso höher werden die Märkte sinkende Angebotslagen vorrausschauend den Ölpreis hochtreiben, und umso eher lassen sich Preissteigerungen dem Kunden "angewöhnen". Denn viele Preissteigerungen der Ölkonzerne in den letzten Monaten gingen deutlich über die Rohstoffpreissteigerungen hinaus.

Was die nächsten Jahre schon bringen lässt sich absehen. Die EU drängt auf begrenzende Abgaswerte (eher wegen Klimawandel als wegen Ölknappheit), die es in einigen Jahren wohl kaum noch erlauben schnelle große Autos auf den Markt zu bringen. Der Markt selbst wird aufgrund der stetigen Verteuerung ebenfalls zu kleineren und langsameren Autos tendieren. Das Tempolimit wird neben den Emissionsgrenzwerten vom Markt wegen der Ölpreise und von der Politik wegen des Klimawandels akzeptiert werden.

Wie die Zukunft dann mit Elektroautos aussehen wird weiß man nicht, in den nächsten 2-3 Jahrzehnten fällt es mir aber schwer vorzustellen, das es bereits gelingen wird die Leistung heutiger Fossiler Antriebstechnik zu erreichen, aber vielleicht bin ich zu pessimistisch. Denn die Frage ist ja, werde ich wenn ich dann mal das Geld habe überhaupt noch die schicken Autos irgendwo kaufen können, von denen wohl die meisten Jungs seit Kindheitstagen träumen? Werden unsere Kinder noch unsere Autokultur kennenlernen können, wie sie heute ist, werden sie ihre lautdröhnenden aufgetunten mit 22er Chromfelgen behuften 300 Pferdchen noch auf Tempolimitfreien Rennstrecken auf der Überholspur quer durch Deutschland jagen können? Werden sie mit 3 Mannslängen messenden Zweitonnern noch auf den Boulevards rumcruisen können?

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Kommentare

02:43 29.01.2008
"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." (zugeschrieben Karl Valentin, Mark Twain, Winston Churchill u.a.)
Good luck!
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2008-01-28 23:43