...doch meine Geduld ist am Ende. Es kann passieren, daß man keine Lust hat, aber wenn das schon zum Dauerzustand wird, ist das schon nicht mehr feierlich. Mir fällt das Aufstehen von Tag zu Tag schwerer und es würde mich nicht wundern, wenn ich die Augen irgendwann gar nicht mehr aufkriege. Da hilft es nicht, daß morgen Freitag ist und ich dann Wochenende habe. Das Wochenende ist eh immer so schnell vorbei, das ist schon gar nicht mehr feierlich. Aber man will sich ja nicht beschweren. Noch bin ich froh, einen Job zu haben. Wäre es anders, hätte ich ein Problem. Am kommenden Mittwoch haben wir Betriebsversammlung. Hoffentlich sagt dann mal jemand, was aus der Firma wird und ob sich ein Käufer gefunden hat. Die Gerüchte sind nämlich nicht sehr prickelnd. Was das angeht, mache ich mir keine Gedanken, denn das bringt nichts. So lange ich mein Geld bekomme, ist alles gut. Was dagegen nicht gut wäre, wären etwaige Stunden, die man mehr arbeiten müßte. Doch wie sage ich immer? Abwarten und Tee trinken. Wie lange geht das eigentlich schon so, daß man sich um den Job Sorgen macht? Zwei Jahre geht das doch bestimmt schon. Ich kann mich noch daran erinnern, daß mir in einem Urlaub unheimlich viele Gedanken gemacht und einen Kollegen mit SMS genervt habe. Viel sagen konnte oder wollte er auch nicht. Man kann ja nicht alles haben.

Auf der Arbeit ist es momentan nicht gerade angenehm. Ekel Alfred ist noch bis nächste Woche Freitag krank, meine Kollegin fällt zum Glück nur bis morgen aus. Wenn ich gestern nicht vorgearbeitet hätte, dann hätte ich morgen vermutlich Schnappatmung. Die kriege ich bestimmt auch, wenn die Aufträge für Spanien doch an mir hängen bleiben. Wobei mein Chef der Meinung war, daß er das ja auch machen kann. Dann bin ich mal gepannt, ob er sich die beiden Mappen auch nimmt. Wäre meine Kollegin da, hätte ich wirklich kein Problem damit, mich um Spanien zu kümmern, aber unter den Umständen muß ich mir das nicht auch noch ans Bein binden. Mein Chef war in den letzten Tagen in Arbeitslaune und hat mir nicht alles auf den Tisch gelegt. Wenn das immer so wäre, könnte ich mich glücklich schätzen. Aber so wie ich ihn kenne, hat das ein Ende, wenn meine Kollegin wieder da ist. Dann kümmert er sich wieder nur um seine Sachen und ich kann gucken, wo ich bleibe. Er hat mich schon daran erinnert, daß ich mich um die Rechnungen kümmern soll. Es sei zwar nicht eilig, aber es wäre toll, wenn ich das noch in Angriff nehme. Was sagt uns das? Wenn er sich um Spanien kümmert, kann ich auch die Rechnungen kontrollieren. Die Idee ist wirklich gut. Ob man das auch in die Tat umsetzen kann? Ich habe keine Ahnung. Erst schließen wir die Augen, dann sehen wir weiter.

So langsam normalisiert sich mein Leben wieder. Heute kam die neue Gesundheitskarte. Das ist schon mal ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Mein Vater hat heute auch die neue Bankkarte beantragt. Das wäre um ein Haar in die Hose gegangen. Die Bank brauchte eine Vollmacht. Was auch kein Problem ist, denn einen Zweizeiler hat man schnell am Rechner getippt. Aber genau da lag der Hund begraben: ich hätte die Vollmacht von Hand schreiben müssen. Man hat aber noch eine Vollmacht gefunden und hat man eine Ausnahme gemacht. Wie großzügig. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Vollmacht von Hand geschrieben war. Was jetzt eigentlich auch egal ist, denn jetzt geht alles seinen gewohnten Gang. Daß man sich an die Vorschriften halten muß, mag ja sein, aber macht das so einen Unterschied, ob die Vollmacht nun von Hand geschrieben ist oder nicht? Man muß sich das mal rein ziehen: da macht die Bank so einen Streß, daß die Vollmacht nicht von Hand geschrieben ist, aber vor ein paar Jahren hat man von meinem Konto Geld abgebucht, obwohl es noch nicht mal eine Einzugsermächtigung gab. Die Begründung war gut: bis 3000€ fragt man nicht nach. Wo ist da die Logik? Gibt es da überhaupt eine Logik? Ich glaube nicht.