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2012-04-08 17:21
Papas Todestag
So, wir haben den Tag gestern ganz gut überstanden. Fuhren zuerst zum Kompostplatz um uns mit reichlich Erde einzudecken. Wollten ja zur Frau Hansen fahren um ihre Teichwanne auszugraben. So waren wir also dort und ich hab das System irgendwie nicht so recht gerafft, bzw. mir einfach nichts unter den auf der Tafel angegebenen Mengenangaben und den dazugehörigen Preisen vorstellen können. So schaufelten wir und schaufelten wir. Letztlich haben wir für 9 Müllsäcke (á 120l - also die Großen)nur 7 Euro gezahlt. Und die Erde roch förmlich nach guter Qualität und Torf. Das das so günstig ist, hätte ich ja nicht gedacht. Eine Frau die mit mir ins Yoga geht (pausier ja gerade noch) war auch da. Ich hab mich aber gleich versteckt, weil ich die einfach nicht mag. Sehr ernst, kann überhaupt nicht über sich lachen und legt jedes Wort auf die Goldwaage. Sie selbst ist unheimlich "klug" und alles was ihr geschieht ist unheimlich wichtig und sollte eigentlich immer auf der Titelseite der Tageszeitung stehen. OHHH man. Schon allein ihre Haare sind eine wilde Kreation aus den 80ern.Blond und kurz, aber irgendwie auch strähnchenweise lang. Dazwischen funkeln dann farbige Strähnen in rot und schwarz. Vielleicht ist sie ein 40jähriger Tokio-Hotel-Fan

Im Anschluss sind wir dann zu Frau Hansen gefahren. Die hatte uns noch nen Arbeiter zur Seite gestellt, der mit uns den Garten umpflügte. Ein lustiges Männchen war das. Klein, max. 165, mit Cowboyhut und Trekkingstiefeln. Ein angenehmes Männchen mit viel dummen Sprüchen und einem sonnigen Gemüt. Frau Hansen hat uns dann noch nen Kaffee gemacht und nen Kuchen gebacken, den wir dann nach getaner Arbeit verspachtelten. Ging eigentlich alles recht flott. Hatte Gott sei dank nur Killian dabei und der schlief die meiste Zeit, so konnt ich fleißig mit anpacken. Zwischenzeitlich hat es dann sogar noch gehagelt. Nun, besser das als Regen. Hat eigentlich nicht sonderlich gestört. Heut hat mir Frau Hansen noch mal Fotos per Mail geschickt, damit ich sehen kann wie die Pflanzen aussahen als sie in voller Blüte waren. Wow!!! Echt toll. Und die hat sie uns nun einfach so geschenkt. Irre. Nun, sie hat mir vorgeschlagen mal vorbeizukommen und mir ein paar Gartentips zu geben, wenn ich das möchte. Ich hab das gern angenommen. Sie ist ja eine recht angenehme Person. Ein wenig ernst zwar, aber nicht unangenehm. Es wird schon seinen Grund haben, warum wir zusammengefunden haben. Dann schauen wir mal was daraus noch wird. Vielleicht eine lose Freundschaft. Dagegen hätten Paul und ich jedenfalls nichts. Sie wirkt ein wenig einsam. Alleinstehend und kinderlos und im alter von ca. 50. Gepflegt und Kauffrau bei einem deutschen Weltkonzern!

Wir fuhren dann in windeseile heim, da Paul zeitig zur Arbeit mußte. Seine Schicht begann schon um 17 Uhr und wir brachen erst kurz vor 16 Uhr auf. Also sprang er zu Hause nur schnell unter die Dusche und ich fuhr ihn dann schnell mit dem Auto. Mußte eh noch eben zum Supermarkt um Feuchttücher zu besorgen.Bot sich also an.

Ryan brach bereits im Auto zusammen und schlief ein. Ich trug ihn ins Haus und legte ihn ins Bett. Er schlief tatsächlich die ganze Nacht durch. Mein Süßer war wohl ganz schön fertig. Heute morgen stand er dann aber um 6.30 auf der Matte und terrorisiert uns alle, damit er die ihm zustehende Unterhaltung bekam.

Ostereier werden wir erst morgen suchen. Da hat Paul am Abend frei und wir somit weniger Zeitdruck. Besser so. Wir wollen aufs Grundstück raus und ein wenig Pflanzen setzen, aus dem Tank das Wasser mit der geliehenen Tauchpumpe rauspumpen und endlich mal klarschiff machen. Das Areal ist auch viel besser zum Suchen geeignet. Haben da ja 5000 m² und die Kids sind dann mit der Suche auch schön lang beschäftigt

Heute ist der Todestag meines Vaters. Er starb vor 3 Jahren. Seine Organe vesagten damals. Ich war hochschwanger und hatte meinen Entbindungstermin schon um 4 Tage überschritten. Eine Woche später kam Ryan zur Welt. Ich weiß noch, dass mich damals das Krankenhaus früh morgens anrief, dass er diese Nacht verstorben sei. Ich hatte ein unheimlich schlechtes Gewissen, nein hab ich bis heute. Ich war am Freitag damals (er starb an einem Mittwoch) im Krankenhaus. Das lag ca. 80km von meinem Haus entfernt. Er hatte ganz gelbe Augen und er fragte wo ich geparkt hätte, er möchte mit Heim. Ich sagte ihm damal, dass das nicht ginge. Sophia war mit im Zimmer. Er lag auf Intensiv. Er fragte nach Paul, der war vor dem Zimmer. Ich holte Paul und ging aus dem Raum, denn es durften nicht mehr als 2 Personen drin sein. Als Paul in das Zimmer kam, war Papa schon nicht mehr bei Bewußtsein. Nach dem Krankenhaus fuhren wir damals in mein Elternhaus und retteten was wir konnten vor der Entrümplungsfirma, die meine 2 Brüder bereits angerufen hatten. Alles, jegliche Erinnerung wäre weggeworfen worden. Geplant war, meinen Papa im Anschluß seinen Krankenhausaufenthaltes ins Pflegeheim bringen zu lassen. Er wußte das. Es war okay für ihn. Er war erst 66 aber sehr krank. Ich rettet Bilder und Bücher, alte Schränke und diverse Schmucksachen von Mama. Kleider für Papa, etc. Wir hatten nur diesen Freitag und ich war hochschwanger. Das war sehr schlimm damals. Ich rief Samstag meinen Bruder an - den mit dem ich mich noch gut verstehe- und teilte ihm mit, dass ich ein schlechtes Gefühl mit Papa hab. Ich glaube, er stirbt bald. Marc wiegelte erst ab. Meinen Papa ging es oft schlecht. Es war ein ständiges Auf und Ab. Doch ich beharrte auf meiner Meinung.Marc fuhr ins Krankenhaus. Papa war kaum bei sich. Marc war Sonntags bei ihm. Wir planten beide zusammen am Dienstag zu fahren. Ich rief im Krankenhaus an und fragte nach seinem Befinden. Sie sagten, es ginge ihm besser und er schliefe nur so viel, wegen der Medikamente. Ich fragte ob ich vorbeikommen solle und das ich den Eindruck gehabt hätte, dass er stirbt. Sie sagten, dass dem nicht so sei und ich solle mich selbst schonen.Sie wußten, dass ich über Entbindungstermin war. Ich glaubte ihnen, weil es für mich der bequemere Weg war. Ich dachte, erst in Ruhe entbinden und dann wieder Papa. Leider hätt ich auf mein Gefühl hören sollen. In dieser Nacht ist mein Vater verstorben, ganz allein. Keiner seiner Kinder war bei ihm und hielt ihm die Hand. Er hatte doch immer so Angst vorm Sterben und wir haben ihn einfach allein gelassen. Zwar waren Marc (mein guter Bruder und ich) noch kurz vorher bei ihm, doch letztlich haben wir ihn in der schlimmsten Stunde seines Lebens allein gelassen. Meine anderen 2 Brüder haben ihn gar nicht mehr besucht. Sie hatten nur dafür gesorgt, dass die Wohnung geräumt wird,damit mein ältester Bruder die Wohnung frei hat und das Haus, dass schon ihm überschrieben war verkaufen kann...!Schrecklich, wenn ich mich so zurückerinnere. Es ist aber nicht nur ein trauriger Tag. Paul und ich lernte uns heute vor 13 Jahren kennen. Es ist unser Jahrestag.

Trotzdem überwiegen natürlich die Gedanken in Bezug auf meinem Papa. Ich hoffe er hat nicht leiden müssen, ich hoffe er hat meine Mutter wieder und ich liebe ihn. Denn auch wenn der Mensch stirbt, den man liebt.Es stirbt nicht das Gefühl, bzw. die Liebe die man in sich trägt für die Person. Sie findet nur leider den Adressaten nicht mehr.

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Kommentare

09:48 09.04.2012
Ja, das tut sehr weh.Und das Gefühl des Vermissens wird wahrscheinlich erst aufhören, wenn man selbst diese Welt verläßt.
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21:04 08.04.2012
Das kann so wehtun, wenn dieses Gefühl seinen Adressaten nicht findet. Schön auf den Punkt gebracht.
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2012-04-08 17:21