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2006-01-06 01:22
Nichtsalsverdruss
Dieser Tage sind mal wieder so überflüssig, Tage, an denen ich nur Unsinn mache, bis zwei Uhr nachmittags schlafe und den ganzen Tag vor dem Fernseher liege oder Bücher lese, die mich im "nüchternen Zustand" nie interessiert hätten, die ich nie anrühren würde - z.B. wie heute Nick Hornby, der "schreibende Gott", schon die Bezeichnung allein erregt Ekel bei mir. Ich will mich vergraben in die geschichtswissenschaftlichen Bücher, die mir Roses Vater gegeben hat, in die "Annalen" und die "Historien" von Tacitus, aber mein Gehirn streikt, es will etwas Banales, etwas Einfaches und etwas ihm leicht Verdauliches. Ich will Sartre, mein Hirn will Garfield oder Asterix oder Bücher von amerikanischen Kultautoren, die an den "einfachen" Menschen gerichtet sind. Ich will Rilke und Böll und James Joyce ... aber ich muss mich fügen. Mein Kopf kann das ganze zurzeit nicht fassen. Und ich, ich habe ganz vergessen, wie das ist, sich mit den einfachen Dingen dieses Lebens zu belustigen.

Hannes hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich wünschte, es würde etwas passieren, aber wenn ich ehrlich bin ... in Sachen Jungs gehts mir zurzeit nämlich gut, ich fühle mich sehr entspannt in der Nähe derer, bei denen ich früher immer ganz verspannt und mit klopfendem Herzen rumsaß; ich kann sie wieder anlachen, anschauen, ihnen einen guten Tag wünschen - kleine Sensationen, die mich ganz glücklich machen. Vor allem sind es die einzigen Gewinne, die ich das letzte Jahr auf mein Konto errechnen kann - denn was habe ich sonst erreicht, welche Vorsätze endlich durchgezogen für das letzte Jahr? Keinen. Meine Beziehung zu Menschen ist immernoch voller Misanthropie, ich missglücke bei den kleinsten "Knigge"-Anweisungen, ich lebe an den Menschen meiner Umgebung vorbei und sie bedanken sich mit Nichtachtung und Ignoranz - was ich gut verstehen kann. Manchmal kommt es mir vor, als ob ich gar nicht lebe, und als ob die Menschen um mich herum der einzige Beweis meiner Existenz sind. Doch sie selber sehe ich kaum, ihre Gedanken und Gefühle - ich bin taub dafür geworden, es ist mir egal geworden, was mich früher immer sehr berührt hat: Das Herz eines Menschen. Was habe ich da verloren? Wohl meine emotionale Intelligenz ... und wofür? Was bin ich geworden in diesem Jahr? Stärker? Schöner?
Ein Wrack bin ich und froh kann ich sein, dass ich in glücklichen Momenten Freunde gefunden habe, mit denen ich so noch Kontakt haben kann, ganz allein wäre ich, gäbe es nicht Rose oder Isa. Wie wichtig ist mir ihre Freundschaft und es schmerzt zu sehen, dass ich für sie nicht dasselbe bin: Eher ein Telefonhörer, eher ein Tagebuch: Anvertrauen tun sie mir vieles, aber ... ach, ich will das nicht in Worte fassen, es soll weiterhin im Raum schweben, dieser Zustand, ich will es geschehen lassen, denn es muss wohl so sein, er gehört zu mir wie ein Stück meiner Haut und wie meine Haare.
Wo ist mein Gott, mein Vater, wo ist jener, der sich nun in der Dunkelheit vor mir verbirgt; ich weiß, dass er sich meienr schämt, ich weiß, dass ich Grund zur Scham bin, aber wo ist mein Herr und Gott und warum bin ich so gottlos, warum verachte ich ihn und seine Bitte, ganz sein zu sein, ich will ihm gehören, und dennoch: ich entferne mich immer weiter von ihm, wo bist du Jahwe, Gott und Herr der Heerscharen ...? El schaddai, Herzensräuber, Gott der Finsternis und des Lichts, Vater aller, die da leben ... wo bist du?

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2006-01-06 01:22