Willkommen auf Tagtt!
Friday, 19. April 2024
Alle » News, Bilder, Videos - Online
 1945-06-27 hh:mm
Mittwoch, den 27.6. In der Nac...
Mittwoch, den 27.6.
In der Nacht rief plötzlich Mutti an: Es klopft. Ich musste dadurch aufgewacht sein, raus aus dem Bett, ran ans Fenster. Da stand er. Einen Moment. Hastig streifte ich das Kleid über und lief hinunter. In der Tür schon umfasste er mich innig. „Du, ich muss morgen nach Moskau!“ Welch Schreck für mich! Doch dann erzählte er, dass er nach 15 Tagen wieder nach Germendorf käme. War ich froh. 30 Minuten Zeit hätte er. Wir saßen auf dem Sofa und das Licht brannte herunter. Da ging die Türklinke. Ich öffnete Nikolaus und Gertrude und machte Licht. Wir unterhielten uns. Ich hatte Berezsal gesagt, dass ich gern im August mit gekommen wäre. Worauf er lachte, dieses nette Lachen, mit dem er kindliche oder unmögliche Wünsche quittiert zu denen er sonst nichts erwidert. Nach einiger Zeit machte Nikolaus Bewegung zum Aufbrechen. Da entschloss ich mich und meinte zu Gertrud, dass wir zwei hinauf gehen würden, wenn nur die Männer das nicht falsch auffassten. Die wollten natürlich über unsere Verhandlung orientiert sein. So setzte sich es Slawa mit Herzklopfen auseinander. Er würde nicht schlecht von mir denken, versicherte er. Sagte sie den beiden. „Einen Moment, bitte!“ Dann gingen wir. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich darüber nicht schämen würde. Als wir nebeneinander saßen, meinte er, um 5 Uhr müsse er los. Nach M. mit dem Flugzeug. Dann stehe ich vor Stalin! Ich werde sagen – ah, er wüsste nicht wie er es auf Deutsch sagen solle. Und schnell hinterher „Hast du ein Photo?“ Als wir runter gingen, ließ es mir von Papi das letzte der netten Photographien geben. Damit folgte ich Berezsal ins Zimmer und hielt es ihm hin. „Ah“ machte er, als er es ansah. Ich bat ihn, wenn möglich Photos davon machen zu lassen. Es ist das einzige davon, mehr hätten wir nicht. „Ah, nachher zurück!“ Das schien er gar nicht zu bedauern. Im Gespräch mit Nikolaus kam heraus, dass Berezsal nur 3-4 Tage in Germendorf bleiben würde und dann auch zu dem Ort käme, wo der Nikolaus gleich hin müsste. Außerdem hatte Slawa oben noch gemeint, er werde mir einen Brief schicken. Aber das ginge doch nicht!, meinte er. Um ca. ½ 2 Uhr verabschiedeten sie sich. Nikolai konnte ja am Mittwoch noch mal kommen, aber der Major wird bis 5 Uhr kaum noch zum Schlafen gekommen sein. Er verabschiedete sich immer wieder, ging die ersten Schritte, ohne meine Hand los zu lasen, dann ganz rasch davon. Ich erzählte den Eltern die Sache mit Stalin. Auch Mutti dachte wie ich daran, dass er in Moskau den Versuch machen würde eine Heiratserlaubnis mit einer Deutschen zu bekommen. Ob er das unmittelbar auf die verschluckten Worte geforderte Bild dazu brauchen würde? Ach, es wäre zu schön, als dass ich an die Verwirklichung dieses Luftschlosses denn Glauben könnte. Aber warum soll ich nicht 15 Tage lang daran bauen? Viel Arbeiten, Lernen möchte ich in der der Zeit, dass er staunt, wenn er kommt.
Am Tag ist Nikolaus zwar bei Gertrud gewesen, aber zu uns ist er nicht gekommen. Also wird er wohl keine Botschaft für mich gehabt haben. Und ich hatte mich auf sie (mit Photo) den ganzen Vormittag voll Seeligkeit gefreut.

Kommentare

Noch keine Kommentare!
Kommentieren


Nur für registrierte User.

1945-06-27 hh:mm