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2015-10-24 19:00
Mit dem Zweiten sieht man besser

Was soll ich jetzt damit anfangen? Ich weiß es nicht, aber irgendwie muß ich meinen Eintrag ja beginnen. Die erste Arbeitswoche ist um und in den letzten beiden Tagen hatte ich gut zu tun. Meine Kollegin hat es so richtig erwischt. Mal gut, daß auch mein Chef nicht da war, denn sonst hätte er wieder was zu meckern gehabt. Ich weiß nicht, warum er deswegen so ein Drama macht. So lange er sich nicht ums Inland kümmern muß, ist alles im grünen Bereich. Daß meine Kollegin ausfiel, als ich im Urlaub war, war Pech. Er ist nicht gestorben, weil er mal einen Tag was machen mußte. Dafür konnte er sich ja jetzt ausruhen. Somit kann er sich am Montag mit den ganzen Reparaturen beschäftigen. Ich kann mich nicht um alles kümmern und außerdem will ich das auch gar nicht. Und selbst wenn, muß ich mich erstmal um die Sachen kümmern, die seit Freitag auf meinem Schreibtisch liegen. Die machen sich nämlich auch nicht von alleine. Gut möglich, daß man das anders sieht, aber das ist mir egal. Meinem Chef läßt es kalt, ob man ihm das sagt oder nicht. Es geht zwei Tage gut und dann fängt der ganze Rotz von vorne an. Er ist ja schon erstaunt, wenn ich ihm einen Stapel zurück auf seinen Schreibtisch lege. Was ist denn nun wichtiger? Daß der Laden läuft oder daß er sich um seinen privaten Kram kümmern muß? Das kann auch seine Frau machen, die ist den ganzen Tag zuhause. Aber wie soll das gehen, wenn sie nur unterwegs ist? Ich habe keine Ahnung, aber das geht mich auch nichts an. Es soll jeder nach seiner eigenen Facon glücklich werden und fertig ist die Laube. Ich muß auch gucken, wo ich bleibe. Was interessieren mich die Probleme anderer? Was sich jetzt gemein anhört, ist gar nicht mal so verkehrt.

Ich weiß nicht warum, aber meine Mutter wird immer komischer. Sie hat sich in der Apotheke Tropfen geholt und war der Meinung, daß sie diese im Auto vergessen hat. Mein Vater hat sie daran erinnert, daß sie die Tropfen bereits genommen hat und sie sich mal merken soll, wo sie ihre Sachen hin stellt. Das sagt mein Vater, nachdem er mich vor drei Tagen ernsthaft gefragt hat, ob ich weiß, wo meine Mutter ihr Portemonnaie hingelegt hat. Woher soll ich das denn wissen? Ich laufe doch nicht den ganzen Tag hinter meiner Mutter her und achte darauf, wo sie ihren Kram hinlegt. Ich kann mir manchmal auch nicht merken, wo meine Sachen liegen, aber bei anderen Leuten soll ich das wissen. Wie doof muß man eigentlich sein? Er mag ja recht haben, aber auf der anderen Seite habe ich auch ein wenig Mitleid mit meiner Mutter. Daß das nicht immer so ist, muß ich an der Stelle nicht erwähnen. Seit fast einem Jahr hat meine Mutter ein anderes Handy, aber sie weigert sich, das Teil zu bedienen. Und warum? Weil das Teil blöd ist. Das Teil ist nicht blöd, meine Mutter will sich nicht wirklich damit beschäftigen. Wenn sie genau das machen würde, käme sie zu der Erkenntnis, daß die Bedienung doch nicht so schwer ist. Ich frage mich, was meine Mutter macht, wenn mein Vater mal nicht mehr ist und ich in einer anderen Stadt wohnen würde. Sie ist nicht in der Lage, am Automaten Geld zu holen. Auch das nicht so schwer, wenn man das macht, was auf dem Bildschirm steht. Es kann mir doch keiner erzählen, daß das nur am Alter liegt. Andere ältere Leute sind auch in der Lage, Geld zu holen, Handys zu bedienen und im Internet zu surfen. Gut, das mit dem Internet muß meine Mutter ja nicht machen, aber der Rest dürfte doch zu schaffen sein. Ich merke schon, ich rede mich wieder in Rage und um das zu vermeiden, mache ich an dieser Stelle einen Schnitt. Am Ende ist mein Wochenende im Eimer.

Kommentare

02:47 25.10.2015
ach ja, das Alter ... mal sehen, womit wir uns dereinst mal herumplagen müssen, an das man heute noch gar nicht denkt
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2015-10-24 19:00