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2016-06-04 18:55
Mein ganz persönliches Chaos

Ich muß wie immer so gegen acht aus dem Haus gegangen sein, mein Zug ging bestimmt pünktlich. Auf dem Weg in die Stadt habe ich dann wohl die Zeitung gelesen und beim Leitartikel die Stirn gerunzelt. Ich muß so viertel nach neun am Schreibtisch gewesen sein, habe die eingegangene Post sortiert und die Unterschriftenmappe vorbereitet. Ungefähr um halb eins bin ich zum Essen gegangen, Ort und Gesellschaft wie üblich. Und außerdem bin ich mir ziemlich sicher, daß es geregnet hat. Am Tag, bevor Du kamst. Um halb zwei werde ich mir die siebte Zigarette angezündet haben, ohne überhaupt zu merken, daß ich traurig war. Ich habe mich irgendwie durchs Tagesgeschäft geschleppt. Ohne es wirklich zu bemerken, versteckte ich einen Teil von mir. Um fünf muß ich dann gegangen sein. Keine Ausnahme von der Regel. Das ist tägliche Routine, seit ich aus der Schule bin. Wieder mit dem Zug nach Hause und dabei natürlich die Abendzeitung gelesen. Doch ich bin sicher, mein Leben verlief innerhalb seiner gewohnten Bahn. Am Tag, bevor Du kamst. So um acht bin ich sicher noch mal vor die Tür gegangen, hab mir was beim Chinesen um die Ecke geholt und dann zuhause vor der Glotze gesessen. Ich glaube, es gibt keine Folge von Dallas, die ich nicht gesehen habe. Gegen viertel nach zehn bin ich wohl ins Bett gegangen. Ich brauche viel Schlaf, deshalb wird es dann Zeit für mich. Ich werde noch ein bißchen gelesen haben, den neuen Marylin French oder etwas in der Art. Komisch, daß ich gar nicht gemerkt habe, daß ich völlig vor mich hin lebe. Am Tag, bevor Du kamst. Und nachdem das Licht aus war, habe ich bestimmt noch mal gegähnt und mich für eine weitere Nacht eingekuschelt. Und gehört, wie der Regen aufs Dach prasselt. Am Tag, bevor Du kamst.

Den Text habe ich in dieser Woche im Internet gefunden und bis auf ein paar Ausnahmen trifft das voll auf mich zu. Und da dachte ich, daß ich davon mal einen Eintrag machen kann. Das ist mal was anderes, wie ich finde. Natürlich vergesse ich den Rest nicht, den ich in der Woche erlebt habe. Auch das ist Routine, die ich nicht mal eben so in den Müll werfen kann. Ich könnte schon, aber ich will es nicht. Warum soll man was einfach machen, wenn man es auch schwer haben kann? Gute Frage, nächste Frage. Na ja, egal. Ich bin mir nicht sicher, aber ich kann mir schon vorstellen, daß es vielen Leuten so geht wie mir. Man ist nur unterwegs und kommt irgendwie so gar nicht zur Ruhe. Eine andere Wahl hat man eh nicht, von daher ist alles im gut. Was man eben gut nennt, wenn man seine Tagesabläufe mehr als einmal in die Tonne treten möchte. So ist es mir in dieser Woche ergangen. Ich war nur am Montag beim Sport, für einen weiteren Sporttag fehlte mir irgendwie die Lust. Und als ich dann gehen wollte, bekam ich von jetzt auf gleich Herzrasen. Irgendwie bekommt mir das Wetter nicht. Es ist aber auch zum verzweifeln, denn im letzten Jahr ist mir das Wetter auch nicht bekommen. Man ist eben keine 20 mehr. Dabei ist man mit Anfang 40 doch gar nicht so alt, habe ich immer gedacht. Aber nun bin ich wieder ein bißchen schlauer. Man lernt eben nie aus.

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2016-06-04 18:55