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2012-10-01 18:54
Knossos, Lassithi und der Rest

So der letzte Happen...

Den dritten Ausflug konnten wir leider nur direkt nach Chrissi-Island machen, obwohl wir uns ganz gern einen Tag noch am Strand geahlt hätten. Aber da es ja nicht anders ging, quälten wir uns nochmal früh aus den Federn.

Ich wollte unbedingt den alten Palast Knossos sehen. Das ist der geschichtsträchtige Ort, der Anlass zu der Sage vom Labyrinth des Minotaurus gegeben haben soll, einfach weil die Palastanlage so riesig und verwinkelt war wie ein Labyrinth. Übrigens hat die Sage vom Minotaurus den Anstoß für die Tribute von Panem geliefert. Der minoische König verlangte nämlich von den Athenern alle neun Jahre Tribute vom König von Athen. Eine gewisse Anzahl Jungfrauen und Jünglinge. Wahrheitsgemäß wahrscheinlich, damit diese die Minoer bei den Stierspielen unterhielten. Das war nix Blutiges. Die Jungens wurden dazu ausgebildet Kunststücke auf den Rücken galoppierender Stiere aufzuführen und die Mädels haben dabei geholfen.

Der Sage nach wurden diese Tribute allerdings dem Minotaurus, der in der Mitte des Labyrinths lebte, zum Fraß vorgeworfen. Bis dann mal der fesche Theseus unter den Tributen war, der hübschen minoischen Königstochter Ariadne schöne Augen machte und diese ihm die Garnspule gab, damit er aus dem Labyrinth herausfinden konnte. Natürlich erst, nachdem er dem Minotaurus den Gar aus gemacht hatte.

Ja, jedenfalls: Knossos.

Einige Kleinigkeiten wurden natürlich restauriert, weil man ansonsten vermutlich nur ein paar Steine und Mauerreste zu bewundern hätte. Einige Kenner schimpfen Knossos das "Disneyland unter den archäologischen Stätten" zu sein. Aber ich war in Disneyland und Knossos war mir noch archäologisch genug. Die Säulen sollen früher Baumstämme gewesen sein.

Wir machten eine anderthalbstündige Führung mit, was mir echt gefallen und mich interessiert hab. Ich hab alles aufgesaugt wie ein Schwamm, ich bin überzeugt ich könnte selbst ne kleine Führung halten.

Nervig war nur, dass wir unter unserer Gruppe (also auch im Bus generell den ganzen Tag über) ein Grüppchen niederländischer Behinderter hatten. Wir dachten erst, die wären einfach rüpelhafte Leute mit ner komischen Sprache, aber nach und nach wurde uns klar, dass die irgendwie ne geistige Behinderung haben müssen. Ich finde es ja toll, dass die da so nen Urlaub machen konnten. Aber andererseits haben die einfach unglaublich gestört, weil sie ständig rumgeschrien haben und man meistens nur Bruchteile dessen verstanden hat, was die Reiseführerin sagte. Und ich fands unmöglich, dass die Gruppenführerin von denen, die einfach so schalten und walten ließ. Die schienen jedenfalls noch so "normal" zu sein, dass sie ein paar Ermahnungen sicher verstanden hätten. Aber außer Niederländisch konnten die nichts sprechen. Eine von ihnen ein paar Brocken englisch. Und das bisschen Englisch nutzte sie dazu, unserer Reiseführerin während der Führung ständig ins Wort zu fallen und ihr zu erzählen, dass sie eine "Police-Woman",  ein "Fotomodell" und Schauspielerin sei.

Trotzdem haben die Palastüberreste echt für sich gesprochen. Und ich fand es gut, dass man da hier und da Sachen renoviert hat. Das Schlafzimmer der minoischen Königin sah jedenfalls noch richtig schön aus mit den Fresken und so.

Die Gute hatte damals schon ein eigenes Boudoir und ein eigenes Klo mit ner doppelten Wand gegen den Gestank und dass man ihr königliches Geschäft nicht von draußen hören konnte. Und wenn man dann bedenkt, dass das eigentlich zu steinzeitlichen Zeiten alles war, dann ist das schon beachtlich.

Ich nehme an, dass Fabi vermutlich von Vorneherein nicht so begeistert von dem Kulturausflug war. Aber er weiß ja, dass ich auf sowas stehe. Er hat jedenfalls alles ganz lieb und folgsam mitgemacht.

Die Fresken haben sie aufgrund ganz kleiner gefundener Schnipsel zu einem ganzen Bild zusammengesetzt. Die teilweise künstlich erzeugten Bilder fand ich jedenfalls schöner als wenn es nur die kleinen Brocken gewesen wären, die echt sind.

So konnte man sehen, dass die minoischen Ladies doch schon recht fesch ausgesehen haben mussten.

Während der Führung bekam Fabi Hunger. Zum Glück war die nächste Station ein kleines urkretisches Bergdorf, wo wir "das beste Essen Kretas" zu Mittag speisen sollten. Angeblich wären die Kartoffeln dort ganz ausgezeichnet und es gäbe unfassbar viele Sorten, die überall in die Welt exportiert werden würden.

Meines Wissens werden wir Deutschen ja gerne verächtlich "Kartoffeln" genannt. Von kretischen Kartoffeln hatte ich noch nicht so gehört.

Aber die waren wirklich unfassbar gut und wir haben unseren Schimpfnamen meines Erachtens echt zu Unrecht. Die Kreter sollten Kartoffeln heißen.

Ich war so scharf auf die Kartoffeln, dass ich mir im Eifer des Gefechts Schweinefleisch bestellt hab. Da steh ich eigentlich nicht so drauf, obwohl das das wohl zarteste Schweinefleisch war, das ich je gegessen hab. Als Fabis Moussaka dann aber kam, bekam ich Stielaugen und hab ihn mit dem Fleisch angefüttert, bis er tauschen wollte.

Danach hab ich mich im Dörfchen dazu hinreißen lassen mir ne hübsche handbestickte Bluse zu kaufen. Obwohl ich die wirklich wollte, hab ich mich dann aber dennoch nötigen lassen noch eine goldgelbe langärmelige Bluse für 10 Euro dazuzunehmen, die der Verkäufer mir im Gehen einfach in die Einkaufstüte gesteckt hat. Ich Gutmensch denk dann im ersten Moment immer, dass das ein Geschenk sein soll und bin dann so lange perplex, dass ich geschockt einfach bezahle.

Das Ding hab ich meiner Mutter geschenkt.

Nächste Station war dann ein Töpferer. Wir konnten zugucken wie der Sachen töpfert, haben uns dann aber lieber durch den Souveniershop gearbeitet. Fabi war fasziniert von diesen hässlichen griechischen Theatermasken.

Er hat für seine Eltern ein ähnliches Ungetüm aus Holz gekauft. Naja...

Danach ging es zur Höhle, in der der Sage nach Zeus geboren worden sein soll. Die Fotos davon sind auf dem Handy, weil der Foto-Akku unterwegs leer gegangen ist, die hab ich aber noch nicht hochgeladen.

Jedenfalls war diese Höhle weit, weit oben auf einem Berg. Und dort führte bloß ein unfassbar steiler Pfad hin. Und es war heißer als die Hölle.

Unten standen welche mit Eseln und wollten die Touris bearbeiten, sich von so nem armen Eselchen da hochschleppen zu lassen. Aber die taten mir so leid mit den traurigen Augen, dass ich trotzig abgelehnt hab.

Nach ungefähr zehn Minuten wäre ich am liebsten in Tränen ausgebrochen so fertig war ich. Wenn die ihre Eselstation nochmal auf halbem Wege aufgeschlagen hätten, hätt ich das unmoralische Angebot vielleicht in Erwägung gezogen. Aber irgendwie haben wirs überlebt.

In der Höhle war es herrlich kühl und die Stalaktiten und -miten waren wirklich beeindruckend. Aber gebären wollte ich in so nem Loch bestimmt nicht. Nicht mal einen Gott.

Zum Abschluss des Tages machten wir noch Station in einem kretischen Marienkloster. Angeblich ist dort auf einer Säule eines Tages aus dem Nichts eine Ikone der Maria aufgetaucht. Und angeblich weiß keine Menschenseele wie das geschehen ist und möglicherweise ist das ein Wunder. Ich hab die sagenumwobene Ikone gesehen und hab ein Kerzchen angezündet. Da ich mit Zweitnamen wie so viele Maria heiße, fühle ich mich der nämlich besonders verbunden (hust).

Eigentlich finde ich es schade, dass ich nicht so megakatholisch bin. Es hat irgendwie was.

Die Russen sind dort Schlange gestanden in dem orthodoxen kleinen Kirchlein, um ein anderes Marienbildnis zu küssen. Die Glasscheibe auf dem Bild war ganz fleckig von den vielen Mündern, die sich da tagtäglich draufpressen und ich konnte eigentlich nur an den Herpes denken, den man sich damit unter Umständen einfängt.

Das war jedenfalls ein griechischer Tag ganz nach meinem Geschmack.

Und zwei Tage später war leider schon unser letzter Tag angebrochen. Viel, viel, viel zu früh, wie wir beide fanden. Gerade hatten wir uns eingelebt, hatten einige Bekannte und Freunde gefunden und hätten jetzt "so richtig anfangen können" mit Urlaub. Und da muss man wieder heim...

Ich hab das Meer die letzen zwei Tage immer sehnsüchtiger angesehen. Sowas haben wir hier einfach nicht und ich liebe das Meer so sehr. Wenn man in ewige Weiten gucken kann und sieht nichts als Wasser. Und diese salzige Luft und die Wellen, die an den Strand rollen...

Es war einfach Zeit, dass wir ein Pärchen-Meerbild machen. Mit Selbstauslöser.

Und auf einmal guckt man auch ganz wehmütig auf die Strandbar und den Pool und die Lobby...und das Zimmer...und...

Wir sind sehr, sehr lange im Meer geblieben am letzten Abend. Bis die Sonne hinter den Hügeln hinter dem Hotel verschwunden war.

Und nach der Henkersmahlzeit haben wir uns dann aufgemacht um nochmal bei allen lieben Leuten nen Cocktail zu trinken, bei denen wir uns schon wohlgefühlt haben.

Da war dann vor allem der Rob aus Irland, der den Sommer über auf Kreta ein Irish-Pub hat.

Und der den besten Mojito der Insel macht.

Und nicht zuletzt den knuffigen Raki-Archie, der für viele tolle Abende mit tollen Leuten gesorgt hat.

An dem Abend hat uns der Zufal dann nochmal in die Hände gespielt.

Am ersten Abend hatten wir dort nämlich neben der rüstigen Brigitte noch zwei russische Jungens kennengelernt, den Alexandr und den Vladimir. Alexandr ist 26 und war eigentlich auf "Honeymoon" in Kreta mit seiner Frischangetrauten, die aber anscheinend öfters früh ins Bett ging, sodass er mit seinem Kumpel alleine da war.

Von den Russen, die man aus den Urlaubshotels so kennt, her, waren wir eigentlich erstmal voreingenommen. Leider. Weil die beiden echt super waren. Die konnten nur schlecht englisch, aber mit der Zeit verstand man sich dann besser. Nach dem ersten Abend haben wir uns ständig verpasst und irgendwie hat Alexandr es nicht gebacken bekommen, Fabi auf dem Handy anzurufen. Am letzten Abend waren sie dann doch bei Archie und wir saßen schnell in gemütlicher Runde zusammen und konnten ein Foto machen.

Das Foto hat Alexandrs Angetraute Maria gemacht, die mal zufällig mit von der Partie war. Das Mädel schaut aus wie 15 und ist irgendwie goldig. Aber nach einem Strawberry-Daiquiri war sie müde und Wladimir brachte sie ins Hotel.

Wir anderen bedüdelten uns dann noch ein wenig und Archie schmiss zu Ehren unseres Abschieds einige Raki-Runden.

Ich dachte schon, dass ich das Zeug nicht gut wegstecke, aber die Russen sind schneller eingeknickt wie sonstwas. Wodka könnten sie angeblich wie Wasser trinken, aber das andere Zeug bringt sie offenbar schnell zu Fall.

Fabi war ab dem Moment beseelt von dem Gedanken, er könne erzählen, er habe zwei Russen "unter den Tisch getrunken".

Ganz süß wollten die uns dann so gegen 3 Uhr nachts ins Hotel bringen. Auf dem Weg lief uns aber noch ein Mädel aus dem "Bliss-Club" über den Weg, wo wir am Vorabend waren. Die hatte Fabi in Erinnerung behalten, weil der das Angebot "2 Cocktails zum Preis von einem" sehr in Anspruch genommen hatte und mit vier Long Island Icetees und zwei tödlichen "500Proofs" (was ähnlich giftig wie Long Islands ist) im Kopp ganz normal rausmarschiert ist.

Wir kehrten also noch "for one last drink" ein mit den zwei Russen. Was schon allein deswegen ein Hohn war, weil es "for one last drink" ja schon mal zwei gab.

Fabi hat sich dann noch vier Long Island Icetees ins Gesicht gestellt und die Russen waren ganz außer Rand und Band. Wir verlustierten uns dann noch ne Weile auf der Tanzfläche bis es fast halb fünf war und wir echt in die Koje mussten.

Fabi blieb standhaft bis wir im Zimmer waren, musste dann aber das Bad aufsuchen. Praktischerweise hatte das Badezimmer eine Glaswand in Richtung Bett, sodass ich das Schauspiel hätte verfolgen können.

Ich bin aber umgehend eingeschlafen, nachdem ich noch ein Glas Wasser getrunken hatte.

Nach einer Stunde wurde ich wieder wach und musste pinkeln.

Im Bad fand ich dann jedoch Fabi splitternackt auf der Schüssel sitzend vor.

Schlafend.

Er hatte "nach getaner Arbeit" wohl noch ein kleines Geschäft machen müssen und war danach eingepennt. Es ist ein schieres Wunder wie der sich schlafend auf der Schüssel hatte halten können.

Und ich hätte mir fast in die Hosen gemacht, bis ich ihn dazu bewegen konnte, sich doch ins Bett zu legen.

Der nächste Morgen war dann nicht nur wegen dem Katerkopp schlimm.

Keiner von uns hatte Lust schon heimzufliegen. Aber half ja nix.

Am letzten Abend hat mir Fabi einfach so, weil er so ein lieber Kerl ist, ein Muschelschmuckkästchen gekauft. Manchmal macht er sowas einfach so und ruft mir damit in Erinnerung, dass ein winzigkleiner Romantiker in ihm steckt. Zumindest ein aufmerksamer Parnter und Freund.

Und jetzt hab ich was, das bei mir den ganzen Urlaub nochmal vor dem geistigen Auge ablaufen lässt, wenn ich es anschaue.

Ein Kreta-Erinnerungs-Anker.

Wir sind uns aber einig, dass uns Kreta nicht zum letzten Mal gesehen hat.

Photos

Kommentare

02:02 04.10.2012
gaaaanz toller bericht, super fotos danke!
und ihr seid ein schönes pärchen
der knossos-palast ist wirklich toll, bin dort auch schon vor jahren herumgestolpert wobei mich natürlich auch die minoische oben-ohne-mode angezogen hat
Good luck!
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22:00 01.10.2012
@monalila: bitte gern geschehen. ich werd mich auch immer gerne dran erinnern.

@grummel: ich auch...ich war schon als kind immer begeistert von alten burgen und ruinen und knossos war mal ne exotischere variante. und man konnte sich da so gut vorstellen wie das damals alles war.

@zimtstern: ich hab auch über die fabi-aktion gelacht, natürlich . er ist ja ein sehr pflegeleichter betrunkener und macht alles allein auch wenns zum "äußersten" kommt. die kloschüsselnummer war allerdings neu.

Und ja...ich hab mir lang überlegt wie ich das finden soll mit den behinderten Leuten. Aber irgendwo hatten wir auch Geld hingeblättert für den Ausflug und es hat das ganze zwischendurch echt anstrengend gemacht. Wenn man denen irgendwie ne eigene Führung geboten hätte und vllt mit nem Reiseleiter, der ihre sprache spricht, wäre denen sicher auch mehr gedient gewesen. Aber nun ja.
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21:09 01.10.2012
die doppelte wand zum klo.
so einfach wie genial.
warum macht das heute keiner mehr... tzzz.

btw hab ich grad irgendwie so ein bisschen über die fabi-action am letzten abend gelacht.

und übrigens ganz im ernst, ich stimme dir zu bei deiner meinung bezüglich der gruppe behinderter menschen und das obwohl ich selber einen behinderten bruder habe. aber auch einem behinderten menschen kann man zum einen regeln beibringen (wenn die behinderung nicht so stark ausgeprägt ist), wenn dies aber nicht fruchtet wäre eine option, für so eine gruppe eine eigene führung zu buchen.
es geht dabei gar nicht um mangelnde toleranz aber es gibt dinge, die müssen dann vielleicht behindertengerecht aufgearbeitet werden etc.
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21:06 01.10.2012
so schön!!
knossos fand ich auch wahnsinnig toll. ich steh auf so alte ruinen.
hach.
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19:40 01.10.2012
Deine Erzählung und die Bilder haben bei mir Urlaubserinnerungen von vor genau 11 Monaten geweckt. Wir waren Anfang November auf Kreta und haben all die Orte besucht, die du auch erwähnst. Allerdings waren zu dieser Zeit kaum noch Touristen auf Kreta. Bei der Knossos Führung waren wir nach langem Warten zu viert, in der Zeus Höhle waren wir ganz allein (Esel waren auch keine mehr da). Ich fand es herrlich, obwohl auch die Strände schon 'geschlossen' hatten, d.h. keine Tavernen mehr offen waren und alle Liegestühle und Schirme schon weggeräumt waren. Somit hatte man quasi wieder Natur pur. Und warm genug zum (sonnen)baden war es allemal, obwohl die Kreter in Daunenjacken und mit Mützen herumliefen und uns - in kurzen Hosen und T-Shirt- argwöhnisch beäugten

Danke fürs Erinnern!
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19:23 01.10.2012
ja, kreta ist toll
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2012-10-01 18:54