Daß ich das mal sagen werde, hätte ich nie gedacht, aber es kommt ja immer ganz anders. So auch heute, denn es gab wieder Diskussionen darüber, wann ich vom Sport wieder abgeholt werden wollte. Ich war für 12.45 Uhr, mein Vater für 13.15 Uhr. In dieser Woche habe ich eh nichts gemacht, von daher kann ich ja jetzt richtig rein hauen. Nee, habe ich auch nicht, ich war nur am Montag beim Sport. Das ist an der Stelle auch total uninteressant. Und was mache ich blöde Kuh? Ich beiße die Zähne zusammen und ziehe mein Programm durch. Gut war die Idee nicht, denn kaum saß ich im Auto, kam die Frage, ob ich nicht wüßte, wie spät es ist. Doch wußte ich, es war genau 13.23 Uhr. Das stand ja auch klar und deutlich im Display. Mein Vater war richtig sauer und ich durfte mir Sachen anhören, auf die ich so gar keine Lust hatte: da fährt er schon zeitig los und dann komme ich nicht in die Gänge. Und das findet er nicht gut. Was hätte ich denn machen sollen? Auf der Stelle tot umfallen? Seit ich zum Sport gehe, gibt es ständig diese Diskussionen. Sage ich A, sagt mein Vater B, sage ich nein, sagt mein Vater ja. Das ist doch nicht normal. Mir macht der Sport wahnsinnig viel Spaß, aber wenn das schon so weit ist, daß man sich deswegen die Augen auskratzt, kann ich den ganzen Rotz auch an den Nagel hängen. Woher will mein Vater denn so genau wissen, daß ich das extra gemacht habe? Daß ich vielleicht die Zeit vergessen haben könnte, auf die Idee kommt mein Vater nicht. Warum soll man sich das Leben einfach machen, wenn man es auch schwer haben kann. An der Stelle kann ich das ja zugeben: ein wenig Absicht war schon dabei, sogar mehr Absicht, wie es eigentlich von mir gewollt war. Ändern kann ich es nun auch nicht mehr und mache mir auch deswegen keinen Kopf mehr darüber. Ich muß mich doch nicht wie ein Kleinkind vorführen lassen. Aus dem Alter bin ich denn nun wirklich raus. Ende im Gelände.

Dafür haben wir an der Stelle ein ganz anderes Problem, was für mich sehr viel schlimmer ist: wir können morgen das Spiel der Deutschen nicht sehen. Zwischendurch gibt es neue Fernsehprogramme, die man entweder aktualisieren oder es auch bleiben lassen kann. Wir können an der Stelle gar nichts mehr, weder aktualisieren noch dieses Update abbrechen. Mit der neuen Fernbedienung kommen wir nicht weiter und somit nimmt das Unheil seinen Lauf. Ich bin jetzt nicht wirklich so ein Fußballfan, aber das morgige Spiel hätte ich schon gerne geschaut. Ich weiß nicht, ob das wirklich so toll ist, wenn man sich das Spiel im Internet ansieht. Ich möchte ja nichts sagen, aber irgendwie war die gesamte Woche für die Rundablage. Streß auf der Arbeit, die Frage, ob ich auch mit meinen Stunden klar komme, wenn ich wirklich mal früher Feierabend mache, die Anfälle, die mein Vater regelmäßig kriegt, wenn es um meinen Sport geht, all das kann man schon gar nicht mehr toppen. Genau das kann man, wenn man von jetzt auf gleich auf den Fernseher verzichten muß. Kaum sind wir zu Hause, hängt mein Vater wieder vor dem Fernseher und versucht krampfhaft, ein Bild zu bekommen. Daß das nicht funktioniert, war mir klar, aber ich halte lieber den Mund, als wieder einen Einlauf zu riskieren. Wenn sämtliche Versuche um 16.28 Uhr nichts gebracht haben, funktioniert das auch nicht um 23.57 Uhr. Das sollte selbst mein Vater einsehen. Was er aber nicht kann. In meinen Augen sind weitere Versuche total sinn- und zwecklos. Ich verstehe das einfach nicht. Warum kann er es nicht bleiben lassen und warten, bis am Dienstag der Typ kommt, der uns den Fernseher verkauft hat? Das kann doch nicht so schwer sein. Wenn er nicht bald damit aufhört, kriege ich in den nächsten Nächten noch Albträume.