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2010-06-05 03:05
Kehrtwende

Nun ja. Der Wind hat sich gestern Nacht gedreht.

...

Es war kurz nachdem ich gestern den Eintrag verfasst hatte. Es war zwar schon Nacht, aber an schlafen war natürlich nicht zu denken.

Da vibrierte mein Handy. Das Fabian-Handy.

"Hey du. Wie gehts dir? Mir gehts schlecht...ich kann nicht schlafen. Kann an nichts anderes mehr denken. Ich melde mich in der Hoffnung, dass du auch noch wach und vielleicht fahrtüchtig bist, weil ich bins nicht mehr -_- . Ich wollte sozusagen fragen ob wir vielleicht nochmal reden könnten...Hab dich lieb"

Ich habe ungefähr zehn Minuten überlegt. Dann hab ich angerufen.

Eigentlich wusste ich von Anfang an schon, dass ich fahren würde.

Und so fuhr ich mitten in der Nacht zu ihm. Hätte ich nicht auf die Straße achten müssen, hätte ich vermutlich die ganze Zeit verwundert den Kopf geschüttelt. Aber gestern war eh alles schon unwirklich. Darauf kams nicht mehr an.

Auf mein Klopfzeichen hin machte Fabian die Tür auf. Noch bevor ich "hallo" sagen konnte, umarmte er mich und ich hörte ihn an meinem Ohr leise schluchzen. Ich hätte mitweinen können, aber ich hatte mir im Auto überlegt vorsichtshalber ein Pokerface aufzusetzen. Aus Selbstschutz sozusagen.

Dann saßen wir bis halb sechs auf seinem Bett. Angezogen und ohne Körperkontakt. Und redeten. Und redeten. Und redeten.

Er erklärte mir warum es ihm so wichtig sei auch mal alleine was zu machen, mit seinen Freunden. "Weißt du...mit den Jungs...so unter uns...man ist da halt auch ganz anders wie wenn Frauen dabei sind und..."

Wusste ich ja alles. Theoretisch.

Und ich hab das Missverständnis aufgelöst, dass es nichts mit Kontrolle zu tun hat, wenn wir uns im Laufe der Woche gegenseitig über unsere Wochenendpläne informieren.

Und all solches Zeug kam da aufs Tapet.

Fabian erzählte mir, dass er seinen langhaarigen Rockerkumpel bis nach 0 Uhr quasi genötigt hatte, da zu bleiben und ihm Gesellschaft zu leisten, bis der dann doch aufgegeben hatte. Dass er hin und her überlegt hat und glaubt, dass es falsch war. Und er wüsste gar nicht, warum er so zu mir gewesen ist, warum er das getan hat, er könnte es sich gar nicht erklären. Und er würde es so bereuen. Und er möchte sich bei mir entschuldigen. Ich fragte ihn wofür genau. Er meinte er wüsste es nicht, für alles.

Im Fernsehen lief im Hintergrund irgendeine Reportage über Löschflugzeuge. Irgendwann war Fabian von irgendwas fasziniert und schweifte ab in irgendwelche Beschreibungen irgendwelcher hochinteressanter technischer Vorgänge. Ich hörte eine Weile lächelnd zu, unterbrach ihn dann jedoch abrupt.

"Du? Was genau...sind wir denn jetzt?"

"Hm. Das wollte ich dich eigentlich die ganze Zeit schon fragen..."

"Sag du erst."

"Nein du."

"Nein du."

Und er sagte dann...er würde es gerne - wenn wir denn alles so durchsetzen würden, wie wir es vorher besprochen hatten - nochmal versuchen.

Ich stimmte zu, warf aber jedoch ein...wenn er denn tatsächlich nichts anderes für mich empfinden würde als "Mitleid", dann wäre das wohl kaum eine gute Basis.

Daraufhin meinte er, er wisse nicht warum er das gesagt habe. Er habe lange darüber nachgedacht und ihm ist klar, dass das kein Mitleid ist, dass es doch Liebe sei.

Und damit war es dann doch klar.

Und dann hat er mich ganz lang ganz fest in den Arm genommen. Und auf einmal war da Zärtlichkeit, ganz liebevoll. Und Händchen halten. Und ganz lang, ganz sanft küssen. Und zusammen schlafen. Und einschlafen. Und aufwachen.

Wenige Stunden vorher hatte es mir davor gegraust, morgens aufzuwachen und zu wissen, dass das alles kein böser Traum war.

Wie im Traum kam ich mir allerdings zwar schon vor. Bloß war es kein böser Traum. Es war seltsam, etwas unwirklich. Aber es war wie eine Erlösung.

Es gibt nochmal eine Chance es richtig zu machen. Und ich bin gewillt mich zu bessern.

Ich habe ihn heute auf diese Party mit seiner Mutter gehen lassen. Zwei Freunde von ihm kommen auch mit. Aber ich bin nach Hause gefahren. Und das ist in Ordnung, muss in Ordnung sein. Und sowas muss es auch wieder für mich geben. Ein Stück von meinem "alten Leben". Ab und zu ein Abend mit Freunden. Ohne Angst im Hinterkopf. Diese Vertrauenssache muss jetzt einfach mal laufen bei mir. Denn...auf irgendeine Weise brauche ich wohl auch Freiheit. Ich will es mir nur nicht eingestehen. Aber wenn ich mich nur an Fabian klammere, gebe ich alles auf, was vor ihm "mein Leben" war. Und im schlimmsten Fall steht man dann plötzlich alleine da und hat nichts mehr. Und diese Vorstellung macht wohl - wenn auch unbewusst - irgendwie verzweifelt. Und dann klammert man...und dann geht der Ärger wieder los.

...

Ich habe mir dann heute Abend einen Abend mit meiner Mutter gegönnt. Sie ist auch eine meiner Freundinnen auf eine Weise. Auch eine, die ziemlich zu kurz gekommen ist in letzter Zeit. Wir waren in Sex and the City 2. Ein herrlicher Film, und seltsamerweise hat das genau in meine Lage gepasst. Ich will nichts verraten, aber es gibt eine Szene, da spricht Carry mit einem Hotelpagen in Abudabi, dessen Frau in Indien lebt und die er nur etwa alle drei Monate sehen kann. Und der sagt " Es kommt nicht auf die Zeit an. Jeder Augenblick ist wunderschön. Ich bin ein glücklicher Mann". Zumindest sinngemäß.

Und es ist bestimmt auch irgendwie so. Ich kann ein Wochenende von Freitagabend bis Montagmorgen durchgehend an Fabian kleben und dennoch nichts davon haben, weil ich mich krampfhaft aufdränge. Andererseits kann ich ihm einen Tag schenken. Oder zwei. Und ihn am dritten Tag sehen und - zwar weniger - dafür aber so wundervolle Stunden mit ihm haben, dass sie ein langes Wochenende sich-durchgehend-sehen mehr als ausgleichen.

Ich meine...er hat Schluss gemacht. Er ist extra zu mir gefahren, hat mir in die Augen gesehen und dennoch Schluss gemacht. Die komplette Freiheit stand ihm offen.

Und dann kommt er trotzdem noch in der selben Nacht zurück aus vollkommen freien Stücken. Was sollte es mir da schon großartig anhaben können, wenn er sich einen Abend "Freiheit" nimmt...

 

 

Kommentare

22:43 06.06.2010
Ich freue mich so :)
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21:04 05.06.2010
:) das klingt toll. und vor allem ehrlich.
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14:39 05.06.2010
das freut mich für dich prima ahnte ich doch schon, dass ihr nicht wirklich auseinander seid und empfahl "mach einfach weiter"
aber so ist's natürlich 1000mal besser
nun daumendrück, dass ihr euer miteinander künftig noch besser und gut regeln könnt, die liebe funktioniert ja
euch ein schönes versöhnungswochenende
Good luck!
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09:52 05.06.2010
Ihr habt eine 2. Chance bekommen. Das ist das Schönste, was es gibt. Mir wurde eine 2. Chance immer verwehrt und wird immer verwehrt bleiben. Das ist das Schlimmste, was es gibt.
Euch drücke ich die Daumen für Euer 2. Glück !
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09:29 05.06.2010
Das hört sich gut an. Ich freu mich für dich, dass es von allein zurückgekehrt ist, aber ihr solltet nun immer reden. Egal was es ist, sobald es dich oder ihn beschäftigt, solltet ihr mit der Sprache rausrücken, bevor es wieder so eskaliert.
Wünsche euch beim zweiten Versuch ganz viel Glück!
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unbekannt
05:57 05.06.2010
Ich versteh bis jetzt nicht, wieso er von Mitleid geredet hat, wirklich nicht. Und ich bin froh, dass es sich so aufgelöst hat und ihr über alles reden konntet!!!
Ich bin selbst ein Mensch, der sehr viel Freiheit braucht, und in dem Punkt kann ich ihn verstehen. Ich weiß aber auch, dass das schwer ist, wenn man jemanden liebt...
Ich beglückwünsche euch; das klingt eigentlich nach einem recht gesunden Verhältnis; und es kann nur besser werden!
Wie lucky immer so schön sagt: Good luck euch zweien!


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2010-06-05 03:05