Karfreitag, d. 3. April

Heute wird Rudolf 18 Jahre alt und es ist voraussichtlich der letzte Geburtstag, den er im Elternhause feiert – ein trauriger Tag für mich; besonders in dieser Kriegszeit! Seit vorgestern dauert nun der Truppentransport Tag und Nacht fort, singend ziehen Tausende dem Kampf entgegen und trotz all den schweren Opfern, die der Krieg schon gefordert, sind unsere Soldaten voll froher Zuversicht! Man sieht kein ernstes Gesicht, Alle sind heiter und mutig. Heute war die Kirche voll von „Feldgrauen“ und war es wirklich rührend, zu sehen, mit welcher Andacht die Verwundeten die Gotteslieder sangen.

Es wird eine gr. Schlacht zwischen Pont á Mousson, Metz-Luneville erwartet und sollen bei St. Arodt zwei ganze Armeekorps stehen. Im Niedtal ist wieder Alles befestigt.; Schützengräben waren dort im August bereits gegraben und größere Geschütze aufgestellt. Diese Schlacht war Anfang August bereits geplant, man wollte die Franzosen durchdringen lassen, bis ins Niedtal, wo sie mit einer geringen Truppenzahl von verschiedenen Seiten leicht eingekreist und vernichtet werden konnten. Diese Absicht wurde vereitelt durch einen Mißgriff des kommandieren Generals und durch allzu heftiges Vordringen des kronprinzlichen Heeres, welches die Franzosen viel weiter zurückdrängte, als gewünscht war. Nun warten wir in Sorgen, wie und wo sich die entscheidende Schlacht abspielen wird.-

Die sonstige emsige Passionszeit tritt in diesem Jahr ganz in den Hintergrund – die große deutsche Passion wie der Pfarrer heute sagte, hält mit ihren Schmerzen uns umfangen.