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2004-08-30 17:14
Japanischer Taoismus
Shintoismus

Shinto ist die älteste Religion Japans. Diese Bezeichnung (wörtl. "Weg der kami") stammt ursprünglich aus dem Chinesischen und kam erst im 6. Jh. auf, als man die einheimische Religion gegen den vordringenden Buddhismus (butsudo, "Weg des Buddha") abzugrenzen versuchte.
Kami wird häufig mit "Gott" oder "Gottheit" übersetzt, aber eigentlich bezeichnet es all das, was bei den Menschen Ehrfurcht hervorruft, was geheimnisvoll und übernatürlich ist. Dazu zählen sowohl Götter, Geister, Naturelemente wie z.B. Sonne, Berge (insbesondere der Berg Fuji), Steine oder Wind, aber auch Ahnen oder herausragende Persönlichkeiten. Die Zahl der kami ist unendlich und wächst auch weiterhin (so wurde beispielsweise Robert Koch, der Entdecker des Tuberkelbazillus, in den Kreis der kami aufgenommen). Oft genügt schon ein landschaftlich schöner Platz zwischen Felsen oder unter Bäumen zur Anbetung.
Die ursprünglichen Kultanlagen bestanden nur aus einem markierten Quadrat, um den heiligen Bezirk einzugrenzen. Später entstanden Gebäude bzw. Schreine zur Aufbewahrung von Kultgegenständen; diese waren in erster Linie Objekte, welche die Gegenwart des kami symbolisierte. Den Eingang zu diesen heiligen Bezirken kennzeichnen auch heute noch die Schreintore, die sogenannten torii, die in ihrer einfachsten Form aus zwei Pfeilern und zwei darübergelegten Querbalken bestehen.
Shinto besitzt eine äußerst positive Grundeinstellung. Der Mensch ist von Natur aus gut, alles Übel wird durch böse Geister verursacht. Sinn und Zweck vieler Rituale ist es, diese bösen Geister milde zu stimmen - durch Reinigung, Opfergaben und Gebet. Durchgeführt werden die Rituale von Priestern, die auch verheiratet sein können und nur lose organisiert sind.

Shinto hat keinen Gründer und streng genommen auch keinen heiligen Kanon. Es gibt allerdings einige Schriften, wie z.B. das Kojiki und das Nihonshoki (auch: Nihongi), die einen hohen Stellenwert im Shinto einnehmen, da in ihnen ein großer Teil der Legenden und des religiösen Lebens im alten Japan aufgezeichnet sind.
Eine dieser Legenden beschreibt die Entstehung Japans durch das Götterpaar Izanagi und Izanami, die sowahl die japanischen Inseln als auch diverse Gottheiten gebaren, unter ihnen die Sonnengöttin Amaterasu. Ihr Urenkel war der sagenhafte erste Kaiser Jimmu, als dessen direkte Nachkommen sich die japanischen Kaiser bis heute bezeichnen. Über diesen Mythos war der Shinto während der verschiedenen Epochen der japanischen Geschichte mehr oder weniger stark mit Staat und Kaiserhaus verbunden. Seit 1945 jedoch sind in Japan Staat und Religion offiziell voneinander getrennt.

Von der Regierung wurde der Shinto ursprünglich in drei Kategorien aufgeteilt: Schrein-Shinto, Sekten-Shinto und volkstümlicher Shinto. Streng wissenschaftlich gesehen sind diese Kategorien nicht haltbar, da die Übergänge z.B. zwischen Schrein- und volkstümlichen Shinto fließend sind und die Gruppen des Sekten-Shinto sich selbst im allgemeinen als dem Shinto nicht zugehörig bezeichnen. Zum besseren Verständnis sollen sie hier jedoch aufgeführt werden:
Der Schrein-Shinto bildet die älteste und größte der Gruppen. Er ist streng organisiert und zählt ca. 80.000 Schreine zu seinen Mitgliedern. Aus den nationalen Formen des Schrein-Shinto entwickelte sich bis 1945 der Staats-Shinto in engster Verbindung mit dem Shinto des Kaiserhauses. Der Tenno wurde als Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu gefeiert und die Loyalität ihm gegenüber galt zugleich als Loyalität gegenüber den kami.
Der Sekten-Shinto umfasst heute 13 anerkannte Gruppen und unzählige Untergruppen, die seit dem 19. Jh. entstanden sind. Jede Gruppe hat ihren eigenen Glauben und ihre eigene Doktrin. Sie wurden zumeist in Krisenzeiten von einem charismatischen Führer begründet und betonen vielfach die Anbetung einer bestimmten Zentralgottheit.
Der volkstümliche Shinto bezeichnet die Volksreligion vor allem in ländlichen Gebieten. Hier handelt es sich besonders um Rituale zur Dämonenabwehr und um Fruchtbarkeitszauber, um Naturphänomene und den Jahreszeitenwechsel im Zusammenhang mit den Vegetationszyklen.

Wollte der Shinto sich ursprünglich vom Buddhismus abgrenzen, so ist man mittlerweile zu einem harmonischen Neben- und Miteinander gelangt. Während die Buddhisten die kami als Manifestationen des Buddha ansehen, ist für die Anhänger des Shinto der Buddha umgekehrt ein weiterer kami. Oft findet man buddhistische Tempel neben oder in Shinto-Schreinen, und buddhistische Mönche nehmen häufig an großen Shinto-Festen teil. Viele Anhänger des Shinto gehören gleichzeitig dem Buddhismus an. Hochzeitszeremonien werden großteils nach Shinto-Praktiken abgehalten, Begräbniszeremonien dagegen mit buddhistischen Ritualen, da der Tod im Shinto als etwas Schlechtes angesehen wird.
Shinto besitzt keine eigene ausgearbeitete Ethik, stattdessen übernahm man im Laufe der Zeit den Kodex der Konfuzianer. Wert legt man vor allem auf innere Reinheit und Lauterkeit (makoto), Harmonie und Einklang mit der Natur.

Im Shinto gibt es keinen regelmäßigen Gottesdienst, ein großer Teil des religiösen Lebens ist Privatsache. Allerdings werden häufig Feste (matsuri) gefeiert und Prozessionen abgehalten, welche die Gläubigen zusammenbringen. Neben den großen Jahreszeitenfestlichkeiten gibt es viele kleinere Feiern zu Ehren eines bestimmten kami oder zur Erinnerung an besondere Jahrestage wie der Gründung des jeweiligen Schreins.
Man verehrt die kami allerdings nicht nur an Schreinen, sondern ebenso zu Hause, indem man z.B. Räucherstäbchen oder auch Essen vor einem kleinen Hausschrein darbringt.

Auch heute noch ist Shinto eng mit dem sozialen und kulturellen Leben der Japaner verbunden, nicht nur privat, sondern auch öffentlich: z.B. bei der Begleitung von Bauvorhaben, Fabrikeinweihungen oder Schiffstaufen mit traditionellen Zeremonien.

Ursprünglich besaß Shinto keine Schreine, Rituale wurden an Plätzen ausgeführt, die man für heilig erachtete. Allmählich begann man jedoch, temporäre kleine Anlagen zu errichten, um die Teilnehmer sowie den Altar vor Wind und Wetter zu schützen. Mit der Zeit entstanden dann permanente Anlagen bzw. Schreine mit Gebets- und Opferhallen. Dahinter befindet sich - nicht zugänglich - der honden, das Allerheiligste, in dem das Symbol des kami (z.B. ein Spiegel oder ein Schwert) aufbewahrt wird. Als eine der wichtigsten Kultstätten des Shinto gilt der Schrein von Ise, welcher der Sonnengöttin Amaterasu gewidmet ist.

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2004-08-30 17:14