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2010-09-28 12:30
Im Westen nichts Neues

Es gibt im Moment nicht viel zu erzählen. Oder nein, das ist falsch. Es gibt im Moment nicht viel Neues zu erzählen. Tag für Tag könnte ich Seiten mit den ewig selben Zeilen füllen. Mir geht es im Moment nicht sonderlich gut. Ich quäle mich mit möglicherweise irrationalen, aber nichtsdestotrotz realen Gedanken herum. Und ich muss gestehen, dass sie einer gewissen Logik nicht entbehren. Wie eine endlose Kette ziehen sie sich durch mein Leben, immer dieselben Erfahrungen. Wenn man erkennen muss, dass sich bestimmte Muster immer wieder wiederholen, fragt man sich irgendwann, ob hinter ihnen nicht doch eine tiefere Wahrheit verborgen ist. Denn sonst würde es doch nur einmal, nur ein einziges Mal auch anders laufen.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich zu den Menschen gehöre, die man nicht lieben kann.

Klingt hart, aber ist wohl so. So muss es sein.

Ich fühle mich nicht geliebt. Und das seit mindestens 15, 16, 17, 18 Jahren.

Ich glaube, in meiner Kindheit gab es eine Zeit, noch wohl vor der Schulzeit, da fühlte ich mich wirklich sicher und geborgen.

Aber dann, aber dann. Natürlich ist es logisch, natürlich, fast unumgänglich, dass die Eheprobleme meiner Eltern und die Affäre meines Vaters Spuren hinterließen. In so jungen Jahren Nacht für Nacht die Eltern streiten zu hören, Türen knallen, die Mutter weint, der Vater schreit und man darf nicht darüber reden, man spürt nur Tag für Tag die gereizte Stimmung. So was ist nicht gut. Vermutlich fing es da an. Dort wurde der Grundstein für mein kompliziertes und verdrehtes Wesen gelegt.

Aber das ist lange klar. Ändern kann man es eh nicht. Man muss es annehmen, akzeptieren und irgendwie damit leben. Aber das ist so furchtbar schwer.

Vielleicht sehe ich es zu schwarz, aber ich glaube, dass mir damals schon die Liebe verloren ging.

Seitdem sehe ich mein Leben als eine lange Kette bestehend aus Lieblosigkeit, Kälte und Zurückweisung.

Von meinen Eltern fühle ich mich schon lange nicht mehr geliebt. Wann immer ich über sie nachdenke, wann immer ich über sie schreibe, spüre ich zwar das Bedürfnis, sie zu verteidigen. Immer und immer wieder sage ich mir: „Ich weiß ja, dass sie mich lieben. Sie lieben mich. Sie wollen nur das Beste für mich. Sie machen sich nur Sorgen. Aber sie lieben mich.“ Das sind die Gedanken. Aber das Gefühl stimmt nicht. Da ist immer nur Druck. Druck. Erwartungen. Enttäuschungen. Ablehnung. Entwertung. Aber Wärme, Geborgenheit, Sicherheit…spüre ich nicht. Im besten Fall höchstens so eine Art Pflichtbewusstsein mir gegenüber. Aber mehr nicht.

Meine Ma ist da immer ein bisschen außen vor. Sie klammere ich immer mehr oder weniger aus. Bei ihr ist es anders. Bei ihr ist es nicht ganz so schlimm wie bei meinem Dad. Aber sie ist durch und durch Muttertier und bemuttert alles, was atmen kann. Deswegen frage ich mich manchmal, ob es dabei wirklich um mich geht.

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann mir zuletzt irgendwer von den beiden gesagt hat, dass er mich lieb hat. Dafür kann ich sehr genau all die Male aufzählen, in denen sie mir sagten, wie enttäuscht sie von mir sind.

Aber auch das ist kalter Kaffee. Alt bekannt. Nicht änderbar. Ist halt so. Wenn es nur das wäre.

Denn auch sonst gibt es da nix, niemanden. Die Schulzeit…Gähnende Leere. Ein „Date“ mit einem Mitschüler in 13 Jahren Schule. Vielleicht war es ein Fehler, an die Schule meiner Mutter zu gehen. Vielleicht lag es an mir. Von denen, die ich Tag für Tag sah, neun Jahre lang, hat sich jedenfalls nie jemand für mich interessiert. Oder man hat es mir zu mindestens nicht gezeigt. Dafür wusste damals, zu Zeiten der 8.Klasse, die ganze Jahrgangsstufe und die halbe Lehrerschaft, wen ich toll fand. Wie das so aus dem Ruder laufen konnte, weiß ich auch nicht.

Schon damals habe ich die komplizierten, seltsamen und verkorksten, von Anfang an verkorksten Geschichten angezogen. Komischerweise waren das aber auch immer Leute von außerhalb, außerhalb meines täglichen Lebens. Die erste Teenagerliebe mit dem Ddorfer Feriennachbarssohn. Letztens irgendwann erwähnte ich es schon mal. Da begann es schon verkorkst. Weil es für damalige Verhältnisse einfach zu weit war.

Komisch irgendwie, wenn man so darüber nachdenkt, dass sich aus meinem Umfeld nie jemand für mich interessierte. Die, die sich interessierten, kamen immer von außerhalb.

Zwei Menschen haben mir in meinem Leben gesagt, dass sie mich geliebt haben. Alle beide zu merkwürdigen Zeitpunkten und in seltsamen Situationen.

Der eine war Filipe. Acht Jahre nach dieser Farce, die sich Beziehung nannte, hörte ich, was ich hören wollte. Ich frage mich, warum ich dann damals nichts davon gemerkt habe. Warum ich damals dann so eine Angst hatte, ihm lästig zu sein. Dieser Mensch, dieser Witz. So viel Zeit habe ich an ihn verschwendet, ich war mir so sicher, dass er die einzige, wie wirkliche, die wahre Liebe meines Lebens ist. Wäre es so gewesen, dann wäre aber alles wahrscheinlich anders gelaufen. Wäre man wirklich füreinander bestimmt gewesen, wäre alles anders gelaufen. Tragische Liebesgeschichten, in denen die Liebenden der Wirren des Schicksals wegen nicht zusammen finden, gibt es nur in Literatur und Film. Und auch dort gibt es dann irgendwann noch einmal ein Happy End. Heute bin ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich ihn tatsächlich je geliebt habe oder ob ich mich einfach nur jahrelang an eine bestimmte Vorstellung geklammert habe. Na ja. Selbst wenn er mich tatsächlich geliebt haben sollte, diese Offenbarung brachte acht Jahre später auch nichts mehr. Davon kann ich mir auch nichts kaufen. Er hätte mir das damals mal sagen sollen, aber jetzt kann ich es einfach nicht mehr ernst nehmen.

Dann gab es da, vor sieben Jahren, Sven aus HH. Heute erschreckt es mich, dass das mit ihm, inhaltlich, die Sache war, die einer „normalen“ Beziehung am nächsten kam. Wie gesagt: Inhaltlich. Die äußeren Umstände dagegen gehören zu den verrücktesten meines Lebens. Wir haben uns nie gesehen. Alles lief über Telefon, SMS und ein paar Briefe. Damals, zu Zeiten vor den Telefonflatrates, sammelte ich mir über 1000 Euro an Telefonkosten an. Wie gesagt, es war verrückt und blöd und einfach nur lächerlich. Und ganz bestimmt kann man ein „Ich liebe dich!“ von jemandem, den man nie gesehen hat und der einen nie gesehen hat, nicht wirklich ernst nehmen. Erst recht nicht, da er damals von heute auf morgen den Kontakt abbrach, als der Ärger um die Telefonrechnungen begann. Hätte er es auch nur ein Stück ernst gemeint, hätte er versucht, mich zu unterstützen, wäre in irgendeiner Form für mich da gewesen statt mich einfach damit alleine zu lassen.

Mir fällt gerade ein, dass es noch einen dritten Menschen gab, der mir diese drei Worte sagte. Johnny-Oh-Johnny. Eine dieser bedeutungslosen und völlig wahnwitzigen Sexgeschichten. Damals in seinem Auto habe ich gelacht. Weil ich es nicht ernst nehmen konnte. Und weil ich fand, dass es nicht nötig war, dass er mich auf diese Weise einlullt. Und auch heute bin ich noch der Meinung, dass man das nicht ernst nehmen kann.

So oder so…auf der Haben-Seite kann ich nichts verbuchen. Verrückte Geschichten, verkorkste Typen, aber nie das, was ich suchte und suche. Dafür eben jede Menge schlechte Erfahrungen. Geschichten, deren einziger Wert eben darin besteht, dass man am Ende eine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen hat. Zurückweisungen. Unerfülltes Sehnen. Nicht mal eine durch und durch positiv besetzte Erinnerung. Höchstens mal ein Blick durch Schlüsselloch. Eine Ahnung, wie es sein könnte.

Circulus vitiosus. Teufelskreis. Mit jeder schlechten Erfahrung wird es schwerer, sich doch noch einmal für eine gute zu öffnen. Eine Abwärtsspirale.

Am Ende gab und gibt es nur negative Erfahrungen. Um mit jeder weiteren werde ich nur noch verdrehter, noch unnormaler.

Ich will das alles nicht mehr. Es ermüdet mich. Es laugt mich aus. Es macht mich kaputt.

Es wird immer Leute geben, die sich für mein Äußeres begeistern können. Die mich gerne anschauen, die mich deswegen toll finden. An ihnen mangelt es mir nicht.

Es wird immer Leute geben, die mich für etwas Besonderes halten, die sich auch für die diversen Facetten meiner Persönlichkeit begeistern können. An ihnen mangelt es mir nicht.

Dass ist es nicht. Mir geht es nicht schlecht, weil ich einen Mangel an Möglichkeiten beklagen muss. Ich weiß, dass sie da sind. Immer mal wieder. Mir geht es schlecht, weil ich keine einzige von ihnen dauerhaft halten kann. Mir geht es schlecht, weil sie flüchtig und begrenzt und alles andere als ausreichend sind.

Im besten Fall schlägt die anfängliche Begeisterung in Desinteresse um. Im schlimmsten Fall wandelt sie sich in Zurückweisung. Weil man aufgibt. Weil man an mir scheitert. Weil man dem riesigen Berg an Problemen, die ich mit mir herumtrage, einfach nicht gewachsen ist.

Alle haben sie aufgeben. Am Ende. Irgendwann. Die einen früher, die anderen später. Aber aufgegeben haben sie alle. Filipe. S. Der Musiker. Alle, die ich wirklich wollte, sind am Ende an mir gescheitert.

Paradox. Widersinnig. Bescheuert. Ärgerlich. Aber so war es.

Ein Teufelskreis mit einer logischen Erkenntnis am Schluss.

Ich gehöre zu den Menschen, die man nicht lieben kann.

Denn mein Leben war bisher eine endlose Aneinanderreihung von negativen Erfahrungen, Zurückweisungen und der Abwesenheit von Liebe und nun bin ich inzwischen so verkorkst, dass ich niemanden mehr vorbehaltlos und ohne Angst so nah an mich heranlassen kann, wie es nötig wäre, damit dieser jemand überhaupt eine Chance hätte, mich zu lieben.

Blöder Teufelskreis. Aber logisch. Unausweichlich. Unabänderlich. So ist es gekommen. Damit muss man jetzt leben. Damit muss ich jetzt leben.

Ich habe keine Lust mehr. Ich habe keine Lust mehr. Ich habe keine Lust mehr dazu, Leute von mir zu begeistern, wenn es doch nirgends hin führt. Wenn die Begeisterung doch nur in Desinteresse umschlägt oder aber in Zurückweisung. Das macht so keinen Spaß. Das ist einfach nur blöd.

Ich denke, ich werde in nächster Zeit diesem Mr. SM-Studio eine endgültige Absage erteilen. Eigentlich wollten wir uns letzte Woche schon zu unserem Schnuppertreffen verabreden. Aber mir ist die Lust daran verloren gegangen. Ich habe keinen Bock auf Sexperimente. Jedenfalls im Moment nicht. Ich suche Liebe, nicht Sex. Und…vielleicht liegt es an meiner schlechten Grundstimmung im Moment, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir bei einem Schnuppertreffen eh nur feststellen würden, dass die Chemie für ausgefallene Experimente nicht stimmt und doch besser mit rein freundschaftlichem Kontakt beraten wären, wenn überhaupt. Und ganz im Ernst, ich habe im Moment keinen Nerv auf eine weitere Zurückweisung dieser Art. Damit würde ich gerade gar nicht klar kommen.

Mein Leben ist ziemlich bescheiden. Ich frage mich in letzter Zeit, wofür ich überhaupt jeden Tag noch aufstehe. Ich habe nur ein Ziel im Leben und dem jage ich seit Jahren erfolglos hinterher. Langsam sollte ich mich vielleicht mal damit abfinden, dass es für mich keine Liebe geben wird. Und da fragt man sich dann doch irgendwann, wozu man das ganze Spiel überhaupt noch weiter spielen soll. Es lohnt sich ja doch nicht.

Kommentare

09:16 29.09.2010
Schade, ich hatte mich schon auf den Mr. SM-Studio Bericht gefreut.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2010-09-28 12:30