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2009-10-08 14:35
HORRORWOCHE!


Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Ich weiss nur, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll!


Ich denke, es ist Zeit, zu berichten, was die letzten Tage vorgefallen ist. Nachdem ich das aber schon so oft per Mail oder im MSN getan hab, werd ich wohl Ausschnitte daraus dafür verwenden.


Sonntag, 4. Oktober 2009, 21:56 Uhr
Mail an Judit

Hallo Judit! 

Okay.. Ich hab sie hier, melde dich einfach, wenn du sie brauchst. 

Heute hatte ich es nicht so ruhig. Ich hab bei der Abreise ins Lager meine Schlüssel aussen an der Tür stecken lassen (war leicht im Stress...), und der Hausdrachen von nebenan hat übers Telefonbuch meine Mutter rausgesucht. Und die war diese Woche hier, und hat mit meiner Schwester zusammen prompt mein Chaos aufgeräumt. Jetzt hat sie mich als Messie diagnostiziert. Meine Bankunterlagen hat immer noch sie, die krieg ich noch nicht wieder. Die nächsten zwei Wochen 'muss' ich jeden Mittag bei ihr kochen gehen, und sie wird jetzt einmal die Woche 'kontrollieren' kommen, ob ich auch ja regelmässig aufräume.

Ach ja, und sie und mein Vater wollen mich zu ner Therapie zwingen. Mein Vater meint ja auch immer noch, dass ich süchtig nach Essen bin, er will schon seit zwei Jahren, dass ich da ne Therapie mache. 

Ich weiss noch nicht wirklich, was ich davon halten soll... Als ich gestern heim kam, und sah, dass sie umgeräumt hat - und zwar wirklich ALLES, selbst in den Schränken, einfach ALLES... Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Und irgendwie hab ich grad so gar keine Energie, mich dagegen zu wehren. 

Aber es ist mir so was von zuwider, mein ganzes Leben vor ihr auszubreiten. Ich hatte schon als ich noch bei ihr wohnte keinen so grossen Bezug zu ihr, die letzten Jahre erst recht nicht. Und jetzt hab ich das Gefühl, sie weiss einfach alles über mich. Sie verlangt auch, dass ich jetzt jede Ausgabe aufschreibe, ich muss alle Post, die ich krieg, vorlegen, einfach alles. Damit ich 'Ordnung lerne'. Ich mag das einfach nicht. 

Aber ich mag grad auch nicht mit ihr streiten. Und ich kann grad überhaupt nicht einschätzen, ob sie recht hat, oder ob sie übertreibt... 

Und Dario... Na ja, es ist jetzt, wies ist. Ich brauch wohl noch ein paar Tage... Wenigstens hab ich mich am Freitag noch mit ihm ausgesprochen. Also, dass er mehr für mich ist als ein Freund, hab ich ihm nicht gesagt. Aber darüber, dass er mich ignoriert hat, haben wir gesprochen. Und dann haben wir uns sonst noch ein bisschen unterhalten. Und jetzt heute wieder gechattet. Aber halt rein freundschaftlich, und so wird es auch bleiben.. 

Mhm... Ich jammer mal wieder rum.. Tut mir Leid : ). 

Ich wünsche euch jedenfalls auch ganz schöne Ferien. Nicht zu stressig! Geniess die Zeit, wo du die Kinder zu Hause hast, die Ferien sind viel zu schnell um : ). 

Liebe Grüsse!
Sundy

 

Zu dem Zeitpunkt war ich noch richtig... baff... überrumpelt... geschockt... Ich konnte das alles noch gar nicht richtig einordnen.

Und: Meine Mutter hatte mich so weit, dass ich es ihr geglaubt habe. Ich habe ihr tatsächlich alles geglaubt...

Am Abend war ich dann noch bei meiner Mutter zum Raclette essen. Es war seltsam. Alle behandelten mich so vorsichtig. Aber ich konnte das da noch gar nicht richtig einschätzen.

Und dann war da die Sache mit den Rechnungen. Beim Aufräumen hat meine Mutter viele unbezahlte Rechnungen gefunden, insgesamt von etwa CHF 3000. Ich hatte die eben einfach zur Seite gelegt, weil ich momentan nicht das Geld dazu hatte. Und sie war der Meinung, die könnten keinen Moment länger warten, und hat die nun am Sonntagabend bezahlt. Und sagte, ich könne es ihr dann zurückzahlen. Ich war auch da noch zu baff, um zu widersprechen.

Am Montagmorgen erhielt ich dann eine Antwort von Judit:

 

Montag, 5. Oktober 2009, 11:33 Uhr
Mail von Judit

 Hab deinen Horror gelesen! Frieren ist nur das Vorwort. Wenn meine Haare nicht schon zu Berge sthehen würden , dann würden sie es erst jetzt tun!! Ich kann da nur sagen: Wie alt bist du denn Dementsprechend hat deine Mutter bei dir nichts verloren!! Nirgends. Wenn du selbs t das Gefühl hast in die Therapie zu  gehen , dann solltest du dir jemand suchen. Du musst höchstens wegen deinen Eltern und diesen extremen Übergriffen in eine Therapie.

Ich verstehe das, da ss du dich nicht wehren kannst. Aber jetzt musst du!  Ansonsten  wirst du dich und deine Gefühle und deinen Lebensweg mit seiner Aufgabe niemals kennenlernen. Immer eine Marinette von deiner Mutter sein!!!  Sorry meine Sprache. Muss jetzt noch einiges organisieren. Werde mich dann sofort melden!!!!  

  Gruss
Judit


Gleich darauf war ich dann gemeinsam mit Stefanie, meiner siebzehnjährigen Schwester, beim RAV (Regionales ArbeitsVermittlungszentrum), weil wir beide noch die Unterlagen zum September vorbeibringen mussten. Sie war es, die meiner Mutter geholfen hatte, aufzuräumen - weil meine Mutter sie überredet hatte, wahrscheinlich sogar unter Druck gesetzt hatte. Schliesslich hat Steff momentan keine Stelle, und ist deshalb total von ihr abhängig.

Wir haben natürlich auch über mein Chaos geredet. Und klar, sie meinte auch, es sei extrem gewesen - aber krank sei ich deshalb noch lange nicht. Und sie erzählte mir auch, dass meine Mutter vor meinen Geschwistern inzwischen von mir als einem Pflegefall sprach. Als sei ich psychisch total am Boden und nicht mehr selbst fähig, irgendwas zu entscheiden.

An dem Punkt war ich endlich soweit, mich zu wehren. Wahrscheinlich war es der Trotz, der mich gerettet hat, der mich wütend werden - und damit wieder klar denken - liess. Was sollte das ganze eigentlich? Ich bin neunzehn Jahre alt, ich bin chaotisch, manchmal unzuverlässig. Und ich hatte ein extremes Chaos hinterlassen, als ich ins Lager ging.

Aber das war mein Chaos, meine Entscheidung und vor allem mein Leben!!! Die 'Regelungen' meiner Mutter - dass ich jeden Mittag zu ihr komme, dort koche und auch esse, dass sie wöchentlich einen Kontrollbesuch bei mir macht, dass ich jeden Rappen, den ich ausgeb, vorher mit ihr besprech und anschliessend beleg, dass ich überhaupt mein ganzes Leben von ihr kontrollieren liess - das ist für mich einfach nicht tragbar.

Natürlich, es war scheisse, hatte ich mich nicht gleich am Sonntag gewehrt. Aber sie hatte mich da mit der ganzen Art, wie sie mit mir sprach und allem, total überrumpelt.

Und ausserdem hatte ich furchtbaren Liebeskummer, und hatte deswegen keine Energie. Und das mit dem Liebeskummer, das hab ich ihr sogar erzählt! Die Antwort? 'Gut, das musst du nicht mir erzählen, das kannst du dann dem Therapeut erzählen!'

 

...you gave life to me, turned a baby into a lady...

...all you had to offer was the promise of a lifetime of love...

...there is no other love like a mother's love for her child...

...all I ever needed was a guarantee of you loving me...

 

Eine Mutter hätte mich an dem Punkt einfach in den Arm genommen. Sie erzählte von einem Therapeuten, und kam dann mit diesen Regelungen.

Ich ging nun am Montagmittag zu ihr - allerdings nicht schon zum Essen, sondern später. Steff hatte am Nachmittag ein Vorstellungsgespräch, und ich wartete am Bahnhof noch mit ihr auf ihren Zug.

Meine Mutter war dann dafür schon auf hundertachzig, als ich ankam. Mir sei wohl nicht klar, was für Regeln wir abgemacht hätten. Und worum es ginge.

Ich war ruhig und beherrscht, und erklärte ihr, dass ich vor allem deswegen gekommen sei. Ich wolle einen Teil des Gesprächs vom Sonntag wiederholen, weil ich dort noch zu baff gewesen sei, ihr zu antworten. Darauf folgte dann ein heftiger Streit.

Sie warf mir erneut vor, krank zu sein, und nicht fähig, mein Leben selbst zu leben. Dass ich Ordnung und einen Rhytmus in mein Leben bringen müsse. Ich antwortete, dass das möglich sei, aber dass ich das selbst tun müsse, dass es mein Leben sei. Und irgendwann warf sie mir dann vor, sie auszunutzen. Dass sie gut genug gewesen sei, mir die Rechnungen zu zahlen, und ich sie jetzt wieder fallen lasse wie eine heisse Kartoffel.

Sie war inzwischen so weit, dass sie sagte, ich hätte die Wahl gehabt zwischen ihr und einer Drittperson, die mich betreue, hätte mich für sie entschieden und müsse das jetzt durchziehen. Ich antwortete, sie solle doch versuchen, mich zu zwingen, eine Drittperson zuzulassen. Und dann kam sie noch damit, dass sie mich als unmündig erklären lassen wollte.

Ich hatte sie während dem Gespräch zweimal gebeten, mir den Ordner mit meinen Unterlagen zurückzugeben - sie hatte abgelehnt. Schliesslich stand ich auf, und fragte, ob sie dabei bleibe, dass ich den Ordner nicht erhalte. Sie sagte, ja. Ich sagte, gut, dann ginge ich jetzt. Es gäbe nicht mehr zu sagen.

Auf dem Heimweg war es, als ich versuchte, Frau Mannhart von der Kinder- und Jugendhilfe in Sargans zu erreichen. Ich habe ja schon seit Jahren sporadisch Kontakt mit ihr, und ich wollte wissen, ob meine Mutter die Drohung mit der Unmündigkeit wahr machen konnte. Leider erreichte ich sie nicht - später stellte sich heraus, dass sie bis in eineinhalb Wochen in den Ferien ist. Stattdessen hat mir Judit eine SMS geschrieben, das sei Blödsinn, damit habe sie keine Chance.

Als ich zu Hause war, schrieb ich im Facebook in meinen Status, ich sei wohl noch nie so wütend gewesen. Und wurde prompt von verschiedenen Freunden angefragt, was los sei. Es tat wirklich gut, mit Freunden darüber zu reden. Mit Jeannine, mit Anna-Greta, mit Raphael, und mit Dario. Sie alle halfen mir. Und gaben mir Kraft, mich zu wehren - sie waren empört über das Verhalten meiner Mutter.

Mit ihnen diskutierte ich auch darüber, wie ich wegen meinem Ordner und dem Zweitschlüssel, den meine Mutter noch hatte, vorgehen sollte. Schliesslich schrieb ich meiner Mutter eine SMS, ich erwarte, dass sie mir sowohl Ordner als auch Schlüssel bis am Abend in den Briefkasten legen würde. Und ich würde SMS und Mails von ihr nicht weiter lesen würde (ich hatte in der Zwischenzeit schon wieder eine 'verständnisvolle' Mail mit Links zu Seiten über Messies und andere psychische Krankheiten erhalten). Und dass ich, wenn ich die Unterlagen nicht erhalte, sie über den rechtlichen Weg holen würde.

Bis am Dienstagmorgen hatte ich sie noch immer nicht erhalten... Sie hatte nur eine SMS geschickt, dass es auch ein 'Zeichen meiner Krankheit' sei, dass ich Mails und SMS nicht mehr lesen würde.

Ich hab sehr lange hin und her überlegt, ob ich es jetzt durchziehen sollte. Einerseits fand ich mich selbst hart, weil sie es doch irgendwie auch nur gut meinte. Und andererseits... Sie setzte mich inzwischen ja sogar mit dem Geld unter Druck.

Hätte ich nichts gemacht, hätte sie mich nie in Ruhe gelassen, dann hätt ich mich wochenlang jeden Tag von neuem dagegen wehren müssen, mich verteidigen müssen. So ist es ein für alle mal durch.

Und wenn ich, jetzt im Nachhinein, ehrlich bin... Die letzten Jahre ist so viel vorgefallen, sie ist mir so oft zu nahe getreten, hat mich verletzt - ich hätte diesen Schritt schon lange tun sollen.

Wisst ihr, wer mich auf den Polizeiposten begleitet hat? Dario. Der Dario, in den ich bis vor einer Woche hoffnungslos verliebt war. Eigentlich immer noch bin. Der mich im Lager so enttäuscht hatte mit seinem Desinteresse. Und wegen dem ich stundenlang geweint hab, nachdem ich mitbekommen hatte, was zwischen ihm und Anna-Greta läuft.

Sie erzählte mir gestern von einem Spruch, den sie von ihm gehört hatte:

 

Fragt die Liebe die Freundschaft: "Warum gibt es dich, wenn es mich schon gibt?"

Antwortet die Freundschaft: "Um dort ein Lächeln zu zaubern, wo du eine Träne hinterlassen hast!"

 

Wenn er wüsste, wie recht er hat...

Es ist schon seltsam, dass genau er so einen Spruch sagt, nach dem, was letzte Woche vorgefallen ist. Es stimmt, er hat bei mir Tränen hinterlassen. Und nun waren es neben Jeannine und Judit genau er und Anna-Greta, die mich am meisten unterstützt hatten!

Erst hatte ich Greta gebeten, mich zu begleiten. Dann aber bot er - von sich aus! - an, mitzukommen. Und da er gleich Zeit hatte, sie aber erst noch reiten ging, hab ich ihn gebeten, mitzukommen.

Und es war wirklich toll. Er hat mir Kraft gegeben, mich getröstet, und dem Polizisten, als ich nicht weiterwusste, auch erklärt, weshalb ich das überhaupt tun musste.

Schlussendlich hab ich sie nicht angezeigt. Aber der Polizist, ein Herr Tanner, hat mit ihr telefoniert, sie darauf hingewiesen, dass sie mir die Unterlagen zurückgeben muss. Ein Schreckschuss. Eine Anzeige hätte mir nichts gebracht.

Es war eine so irreale Situation... Und allein hätt ich das nicht gepackt. Aber Dario war da.

Und anschliessend sind wir noch in den Mc, haben dort was getrunken - also er hat noch was gegessen - und geredet. Natürlich zu einem grossen Teil von meiner Familie und vor allem meinen Eltern. Es hat mich einfach beschäftigt. Aber wir haben auch über ganz andere Dinge geredet. Und es tat wirklich gut.

Schon da hat er mich fast schon dazu gebracht, über all das zu lachen.

So um vier machte ich mich dann auf den Heimweg. Unterwegs dachte ich nach. Bei meiner Mutter hatte ich mit diesem Schreckschuss wohl erreicht, was ich wollte. Sie würde noch versuchen, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, aber grundsätzlich würde sie mich wohl vorerst in Ruhe lassen.

Aber mein Vater? Der hatte mich ja auch schon angerufen... Und er versucht mich ja schon seit Jahren dazu zu bringen, mich therapieren zu lassen. Bisher war ja seine Diagnose nur 'fresssüchtig' - jetzt kam noch 'Messie' dazu. Und eben 'allgemein vieles psychisch nicht verarbeitet zu haben'.

Kaum war ich zu Hause, rief ich deshalb einen Dr. Janssen ein, einen Psychiater, der seine Praxis in Sargans hat. Ich erklärte ihm kurz die Situation, und dass ich von ihm eine schriftliche Bestätigung möchte, dass ich an keiner psychischen Krankheit leide, vor allem nicht fresssüchtig und kein Messie bin. Er meinte, er müsse da natürlich schon erst mit mir reden, und daher machte ich für Freitagnachmittag um viertel vor vier einen Termin bei ihm aus. Diese Bestätigung werde ich dann meinem Vater vor den Kopf knallen. Und allen andern Verwandten, die sich inzwischen gemeldet haben, gleich auch.

Am Dienstagabend war ich dann noch bei Cornelius und Milena zum Abendessen eingeladen. Es ging um den 'Schweigen und Hören' - Gottesdienst im Dezember, den ich mit vorbereiten sollte. Natürlich habe ich auch ihnen von all dem erzählt. Es war noch frisch, und es beschäftigte mich. Auch sie lachten an dem Punkt, als ich von den Vorwürfen erzählte, ich sei psychisch krank.

Gestern Vormittag hatte ich dann ein Vorstellungsgespräch bei der VP Bank in Vaduz. Mein Bus hatte Verspätung, sodass ich ein paar Minuten zu spät kam, und ausserdem trug ich Jeans statt standesgemässer Stoffhosen. Gleich zwei Fauxpas (keine Ahnung, wie man das schreibt...) also. Trotzdem meinte Herr Klöckl, mit dem ich sprach, er hätte einen sehr guten Eindruck von mir, ich sei authentisch, was sehr wichtig sei, und ja, es sehe gut aus.

Am Freitagvormittag wird er mich anrufen, dann werde ich erfahren, ob ich nächste Woche zwei Tage probearbeiten darf.

Irgendwie mag ich nicht zurück auf die Bank. Ich will einfach nicht. Aber andererseits wäre es eine zusätzliche Sicherheit. Und die VP Bank wäre ein guter Arbeitgeber.

Am Nachmittag fuhr ich dann nach Au SG, um mich mit Marcel Tschofen, einem Primarschullehrer, zu treffen. Er wird am Dienstag am Knie operiert, und fällt anschliessend für mind. vier, evt. sogar für sechs Wochen, aus, und ich bin seine Stellvertretung. Er hat mir die Gebäude und die Schulzimmer gezeigt, und wir sind den Stoff durchgegangen. Ich denke, das kommt nun schon gut so, und ich freue mich auf die Zeit. Eine neue Herausforderung.

Allerdings merkte ich auch da wieder, dass ich in Gedanken noch nicht alles durch hatte. Ich hatte die Zugverbindung nicht richtig nachgesehen, und statt dass ich in Heerbrugg auf den Bus umstieg, fuhr ich einfach weiter - und bemerkte meinen Fehler erst in Rorschach. Zum Glück gab es von dort aus eine S-Bahn, die nach Au SG führte, und so kam ich mit 'nur' einer halben Stunde Verspätung an. Marcel nahm es zum Glück nicht so tragisch. Ich habe ihm natürlich nichts von den Problemen erzählt.

Am Abend kam dann Greta zu mir, und wir gingen in die Tiki-Bar. Dort hat sie mir auch den Spruch weitererzählt. Später kam dann auch Dario dazu. Natürlich drehte sich das Gespräch auch an diesem Abend noch ständig um meine Familie. Ich wollte sie nicht damit langweilen oder so, aber meine Gedanken kehrten einfach immer wieder darauf zurück.

Später waren wir dann noch bei mir, und Dario hat zum ersten mal meine Wohnung gesehen. Ich glaube, er fand sie ganz in Ordnung. Er ist sogar noch länger geblieben als Greta. Überhaupt hatten wir gestern schon am Abend, bevor sie kam, übers MSN eine gute Unterhaltung. Über meine Eltern, und dann über unsere Zukunftspläne und so.

 

Es ist wahr, dass wir nicht schätzen, was wir haben, bis wir es verlieren.

Aber es ist auch wahr, dass wir nicht wissen, was wir vermissen, bis es uns begegnet.

 

Natürlich kommen immer noch von Zeit zu Zeit die Momente, in denen ich traurig bin, dass Dario in mir 'nur' eine Freundin sieht, und dass er Greta zu lieben scheint. Aber andererseits sehe ich dieses 'nur' inzwischen als sehr viel an. Freundschaft kann wohl wirklich viel mehr wert sein. Und ich bin froh, ihn als Freund zu haben.

Er hat mir so viel Kraft gegeben die letzten Tage... Darüber bin ich unglaublich froh.

 

Und wenn die Zeit gekommen ist, etwas aufzugeben - gib es auf.

 

Ich habe gestern lange nicht schlafen können, noch um drei hab ich im Bett gelegen und Musik gehört. Dafür schlief ich heute lange, bis um eins.

Kurz darauf habe ich mit meinem Onkel Martin telefoniert. Er hatte sich gestern schon gemeldet, da kamen wir aber nicht mehr dazu, zu telefonieren. Und er möchte mit mir reden. Aber 'es ginge ihm nicht um meine Mutter, es ginge ihm um mich'. Wahrscheinlich denkt er auch, dass ich psychisch krank bin. Oder er willl doch nur sie verteidigen.

Jedenfalls hab ich jetzt mit ihm abgemacht, dass ich ihn morgen Abend treff. Vorher möcht ich nicht, denn morgen Abend werde ich - hoffentlich! - endlich diese schriftliche Bestätigung haben. Diskussionen bringen in der Hinsicht nämlich bestimmt nichts mehr, aber damit, damit kann ich ihn hoffentlich beruhigen.

Jetzt werde ich dann gleich nach Mels fahren, um meine Unterlagen zu holen. Ich bring dann auch Matthias seine Gitarre zurück, und meiner Mutter den Hausschlüssel, sowie ein paar Dinge, die sie letzte Woche hier gelassen hat. Eine Vase, sowie ein Dosenöffner. Sie haben zwar meinen kaputt gemacht, aber ich will nichts mehr von ihr da haben. Damit wär das Thema Mutter für mich vorerst abgeschlossen.

Ich versprüre keine Motivation, da noch irgendwie zu kämpfen. Im Gegenteil, es fühlt sich erleichternd an, endlich den Kontakt abzubrechen.

Mein Vater hat mir für nächsten Mittwoch einen Termin gegeben. Ihm werde ich die Bestätigung zeigen, und ihn bitten, mich damit endgültig mit seinen Ratschlägen, ich solle endlich eine Therapie machen, in Ruhe zu lassen. So wenig Kontakt wir im letzten Jahr hatten... Da ändert sich wohl nicht viel für mich.

Ich werde immer für meine Geschwister da sein. Und das möchte ich ihnen auch jetzt heute oder wann ich sie das nächste mal sehe, nochmal sagen. Aber ich muss trotzdem mein Leben leben, und ich muss diesen Schlussstrich ziehen. Für mich.

Es ist schade, ja. Und es macht mich traurig. Aber es ist gleichzeitig eine riesige Erleichterung, das alles endlich, endlich hinter mir zu lassen. Ich hoffe, es bleibt so.

Und was mein Selbstwertgefühl angeht... Es hat mir wirklich gut getan, das alles jetzt zu regeln. Ich fühle mich spätestens seit Dienstag wirklich im reinen mit mir selbst. Kein Wunder, sagt Herr Klöckl, ich wirke authentisch - ich bin es momentan auch. Und ich bin stark. Ich bin frei. Mein Körper ist in Ordnung. Meine Art ist in Ordnung. Mein Leben ist in Ordnung. Ich komme klar.

Und ich bin froh, auf meine Freunde zählen zu können. Allein hätte ich es nicht gepackt.

 

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Kommentare

00:17 10.10.2009
Als ich angefangen hab zu lesen, hatte ich wirklich angst, dass du dir dieses Verhalten bieten lässt, zum Glück nicht!
Erst mal scheint es mir so als wüsste deine Mutter nicht was ein Messie ist! Messie sein bedeutet Sachen zu sammeln, Zeitungen in der Wohnung zu lagern, da man sie nicht wegschmeißen will, man kann sie ja mal brauchen, genauso wie leere Klohrollen oder einfach alles. Fürs basteln mit Kindern oder was immer (die Logik der Leute).
Natürlich ist dann oft etwas unordentlich, zugestellt und dann natürlich auch nicht so sauber, wie will man da noch putzen?
Aber unordentlich sein hat NICHTS mit Messie zu tun!
Die hätte mal so wie ich 17 Jahre mit einem Messie als Elternteil leben sollen, dann wüssten sie was ne kleine Hölle im Leben ist^^

Und auch wenn du einer wärst, sie hat kein Recht sich in den Leben einzumischen. Ich finde es gut, dass du den Kontakt abbrechen willst, ich hätte das sofort gemacht, da sie dich eh so oft kontrollieren oder sonst was will -.-

Und immer so was "sie ist die Mutter, sie liebt doch das Kind", so etwas stimmt einfach nicht immer. Will jetzt nicht sagen, bei dir würde es nicht stimmen, aber es stimmt halt allgemein nicht immer. Genauso wie die Kinder nicht immer ihre Eltern lieben und dies hat nicht etwas mit einer Phase oder zu tun.
Es geschehen einfach öfters Dinge, die eine Liebe nicht möglich machen, nicht mal Hass, nur Gleichgültigkeit und Kälte bleibt.
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18:07 08.10.2009
ich kann mich den anderen beiden nur anschließen. ich hab auch sehr übergriffige eltern, ich kann dich gut verstehen. du hast meinen größten respekt, dass du dich so freischwimmst !!
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16:32 08.10.2009
So... Hab gemerkt, dass es mir die ganze Formatierung und die ganzen Absätze rausgelöscht hatte. Hut ab, dass ihr das trotzdem schon gelesen habt. Jetzt sollte es jedenfalls übersichtlicher sein...

@diary08: Ich glaube auch, dass sie fest von dem, was sie tut, überzeugt ist. Aber das war sie schon immer, von allem, was sie tat. Und das heisst nicht, dass es richtig ist. Ich habe schon viel zu oft alles über mich ergehen lassen, nur weil ich verstand, wieso sie etwas tat. Jetzt ist sie zu weit gegangen... Und hätte ich nicht reagiert, hätte sie meine Grenzen auch das nächste mal nicht akzeptiert. Und das übernächste.

Überhaupt, die Beziehung zu ihr ist für mich schon viel zu lange nur noch eine Belastung. Sie zieht mich immer wieder runter. Ich muss mich immer wieder rechtfertigen. Anpassen. Zuhören. Ihr recht geben. Bin ihr Seelenmüllschlucker. Ich mag nicht mehr.

Und ja... das Chaos ist normal. Es gehört einfach momentan zu mir. Mag sein, dass sie es nicht gut findet - muss sie auch nicht. Aber das recht, das sie sich letzte Woche rausgenommen hat... Das darf sie nicht.

Und dass meine Eltern mich als psychisch krank bezeichnen... Das muss ich mir nicht länger gefallen lassen. Und da erlaube ich mir, wütend zu werden.

Und was Dario angeht... Ja, ich bin auch sehr froh, unterstützt er mich. Vor zwei Wochen hätt ich mir nicht träumen lassen, an welchem Punkt ich jetzt steh.. Sowohl, was meine Familie angeht, als auch, was ihn angeht.

@loona: Für mich braucht es jetzt kein positives Ende mehr. Im Gegenteil, ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich den Kontaktabbrauch WILL. Ich verspüre keine Motivation, jetzt auf meine Eltern zuzugehen.

Was in ein paar Wochen, Monaten, Jahren ist - keine Ahnung. Ich mache keine langfristigen Pläne mehr. Aber jetzt, im Moment, ist es gut, so wie es ist.

Jedenfalls danke euch zwei, fürs lesen dieses Monstereintrags, und für eure Rückmeldungen!! Ich bin froh, versteht ihr mich :)
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16:15 08.10.2009
Du musst deinen eigenen Weg finden. und da geht man halt über unaufgeräumte bude, nicht bezahlte rechnungen ect. denke aber das das ein lehrnprozess ist den alle gehen. Die einen etwas extremer als die anderen :). Eltern sollten da einem unterstützen, nicht regelen aufstellen, die will man nicht! Drück dir die Daumen, das alles positiv endet!

und freunde sind das wichtigste im leben!
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15:26 08.10.2009
sie wird das alles tun, weil sie sich sorgen um dich macht. sie ist deine mutter, sie liebt dich...fakt ist aber auch, dass da so wie sie es macht nicht richtig sein kann...und ich finde es gut, dass du dir das nicht bieten lässt. zu studienzeiten konnte man meine wohnung ab und an nicht einmal betreten, so ein chaos hat da geherrscht. ich hatte tage drin, da lag ich um halb zwölf noch im bett. hätte man auch ausrasten können als mutter. ich glaub aber, dass das schrecklich normal in dem alter ist. und jetzt, wo ich ordentlicher sein muss bin ichs auch. aber man muss auch mal diese freiheit auskosten können, es nicht zu sein. und das tust du eben gerade. und das darfst du auch. weils dein leben ist und niemanden was angeht. auch deine mama nicht. auch wenns ihr schwer fällt. und es ist gut, dass du dario an deiner seite hast! ich drück dich
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2009-10-08 14:35