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2006-08-22 19:41
Hochzeitsanzug
Es überschlagen sich wirklich die Ereignisse. Da sitze ich mal mit meiner Ex-Freundin (und Lebensgefährtin) C. und meine jetzige Freundin (und baldige Frau) P. in dem neu eröffneten Café und schlürfe meinen heißen, schwarzen Kaffee. Beide reden über die Farben der Servietten für unsere Hochzeit und all sowas. Kurz vorher waren wir in diesem Schloß, wo unsere Trauung sein wird und die anschließende Feier. C. will uns helfen, dass Ganze zu schmücken. Mein Handy ist mittlerweile an meinem Ohr angewachsen, da ich seit Wochen nur noch organisiere. Schließlich können wir in wenigen Wochen auch in unser neues Haus rein. Deshalb laß ich die Hochzeit gerne meine beiden Frauen organisieren. Aber ich muß mir ja noch einen Anzug kaufen...

Wenige Tage später bin ich mit meinen Brüdern zum Shopping verabredet. Wir treffen uns bei mir Zuhause. Die Sonne scheint, wir fahren los nach Dortmund. Es ist noch recht früh, so dass wir einen guten Platz für den Wagen finden. Danach gehen wir zuerst in einem angesehenen Herrenausstatter. Ich habe von solchen Klamotten wirklich keine Ahnung. Wenn ich es mir leisten kann, dann gehe ich zu Jack Wolfskin; das sind eher meine Klamotten. Gut, dass ich J. mitgenommen habe. Beruflich läuft er in Anzüge herum, somit hat er Ahnung. S., mein anderer Bruder, versteckt seine Augen auch hier im Laden hinter einer dunklen Sonnenbrille. Bis heute morgen 5.00 Uhr war er bei einer Junggesellenabschiedsfeier. Das Aspirin, das ich ihn vorhin noch gegeben habe, scheint langsam zu wirken, denn ab und zu beteiligt er sich nun an unseren Gesprächen.

Wir haben uns mit einem älteren Verkäufer vor einem Anzugsstand versammelt. Meine Vorstellung eines Anzuges ist, dass er klassisch sein soll. So ein Frack könnte ich mir gut vorstellen. Diese gibt es aber so nicht mehr zu kaufen, höchstens Gehröcke, die ja auch etwas länger geschnitten sind. Zur besseren Veranschaulichung bittet der Verkäufer mich, mal einen Anzug der Farbe Braun anzuziehen. Das ist nicht meine Farbe, allerdings hat er diesen in Schwarz nicht mehr. Okay, ich schlüpfe rein und beschaue mich im Spiegel. Nun, was mir da so entgegen schaute, sah sehr akzeptabel aus, wenn nicht sogar klasse. Mir gefällt dieser Schnitt! S. gefällt auch die Farbe. Nee, mir aber nicht. Der Verkäufer meint, wir sollten mal bei P & C schauen, die würden mit denen zusammen arbeiten, vielleicht hätten die sowas. Gesagt, getan.

Doch vorab gehen wir in einem anderen noblen Klamottenladen rein. Dort werden wir schnell von einem geschniegelten Herrn Schulz empfangen. Alter sehr schwer zu schätzen, vielleicht so um die 30.

Er fragt: “Tragen Sie denn schon des öfteren Anzüge?“
„Nein“, entgegne ich. „das ist nicht meine Welt“

Mein Bruder zieht ihn zur Seite, so dass ich sie nicht mehr sehe. Kurz darauf erscheinen sie wieder. Herr Schulz delegiert mich zielsicher in eine Ecke des Geschäftes, wo eine Menge Anzüge hängen. Jetzt verstehe ich. Ich drehe mich zu meinem Bruder J. um; dieser grinst übers ganze Gesicht.

„Nun weiß Schulz mehr über das Outfit deiner Braut als du.“

Klar, er hat ein Foto von P. mit Brautkleid bei, damit er darauf achten kann, dass es farblich zusammen passt. Dieses Foto hat er Schulz gezeigt. Dieser zeigt immer noch sein Pokerface.

„Einen schwarzen Anzug, wie Sie es sich vorstellen, verkaufe ich Ihnen nur unter Anwendung von Gewalt“, mein er zu mir. Nanu, einen Anflug von Humor? Nein, sofort kommt die Erklärung:

„Schwarze Farbe passt nicht zu der hellen Farbe des Brautkleides; das wäre ein farblicher Fauxpas!“

Aha...

“Und einen Gehrock bekommen Sie von mir auch nicht, da Sie dafür nicht die richtige Größe haben. Wie unschwer zu erkennen, gehören Sie wegen ihrer durchschnittlichen Größe, blauen Augen und hellen Haut zu den Mitteleuropäern. Ein schwarzer Gehrock passt dazu nicht! Der würde Sie nur klein und blaß machen“

Sieh mal einer an, das wußte ich nicht.

„Ich zeige Ihnen mal was“, sprachs und verschwindet zwischen den vielen Anzügen. Schnell ist er wieder da, präsentiert mir einige Anzüge. In eines schlüpfe ich hinein. Es ist, wie könnte es anders sein, braun. Aber, das Teil sieht wirklich gut aus. Nun versucht er, mir diesen Anzug schmackhaft zu machen. Wieviel Arten und Farben von Hemden ich zu diesem Anzug tragen könne. Daraufhin zählt er mir verschiedene Farben auf. Gerade ich, der gerade mal die vier Grundfarben unterscheiden kann. Ich schaue ihn aber interessiert zu, versuche meine Belustigung nicht anmerken zu lassen. Bei einer Farberwähnung muß ich aber unmerklich gezuckt haben, er fühlt sich nämlich genötigt, mir diese Farbe zu erklären.

„Woher wissen Sie, dass ich diese Farbe nicht kenne? , frage ich mit einem Lächeln im Gesicht.
„Erfahrung“ entgegnet er mir.

Na gut...

Plötzlich entschuldigt er sich, er müsse weiter hinten mal aushelfen. Nun, er war nicht mehr gesehen. Ich steige wieder in meiner Jeans, und wir tauchen wieder in das Gewimmel der Dortmunder Innenstadt ein.

(Fortsetzung folgt)

Kommentare

16:50 25.08.2006
Vergrault? So habe ich das noch gar nicht gesehen. Jetzt, wo du es sagst...
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unbekannt
15:42 23.08.2006
Du hast ihn vergrault.....Chaaaarlie! Gehrock ist doch Klasse! Ich selbst habe im Gehrock geheiratet und das als Frau...tztztz hätte der Herr Schulz da gesagt
Bin gespannt auf die Fortzetzung.... :)


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2006-08-22 19:41