Heute wurde die hiesige „Stadtbrigade“ sog. Stadtwache plötzlich abberufen, um, nach 2 tägiger Musterung in Saarlouis nach dem Schlachtfeld abzugehen. Es sind 200 Mann, meist Familienväter von hier und Umgegend, welche seit Beginn des Krieges hier als Bahn – und Brückenschutz dienten. Hauptmann derselben ist Direktor Deuster. Da gibt`s viele Tränen morgen früh beim Abschied, die Leute dauern uns sehr, sie sind alle über 40 Jahre! – Nun ist auch der Jahrgang 1895 des Landsturms einberufen und immer näher kommt die Sorge, daß Rudolf auch fort muß. Gott behüte uns vor diesem Leid, er selbst würde natürlich voll Begeisterung fortziehen, aber wir? Albert schrieb heute aus den Schützengräben bei Chalon, wo er seit dem 15. Sept. liegt! Es sind Erdhöhlen, worin die Armen nun 8 Wochen leben. Bei dürftiger Nahrung, allen Unbilden der Witterung ausgesetzt, fast ohne Schlaf. Da der in einer Entfernung von nur 200m gegeüberliegende Feind beständig Nachtattacken macht! Sie kämpfen auch gegen Schwarze, welche die größten Greuel begehen und von den Franzosen stets in die Front gestellt werden! –

Nun ist die Türkei im Kampf gegen Rußland, China rüstet gegen Japan, Portugal kommt Frankreich zur Hülfe, Amerika soll auch gegen Japan vorgehen – überall Kampf, der längst gefürchtete Weltkrieg! –

Vor Verdun sind jetzt die großen „Brummer“ aufgefahren und man erwartet, täglich den Fall dieser Festung. Dann wären wir ein großes Stück vorwärts! –