Heute kam Rudolf zum ersten Male in Uniform zu Besuch in die Heimat! Er sieht in seinen eigenen Kleidern sehr schlank aus, scheinbar größer, als in Zivil und „fühlt“ sich sehr, in des Königs Rock! Immer noch muß er in der Kaserne wohnen, hat jetzt bereits Nachtübungen und in acht Tagen kommen die 20 Junker schon nach dem Truppenübungsplatz Elsenborn zu Schießübungen! Es beunruhigt uns, daß die Ausbildung der jungen Menschen so überaus rasch vor sich geht – will man sie – wie dies zu Anfang des Krieges leider so oft geschah, nach so kurzer Ausbildung gleich in`s Feld schicken? Hunderte junge Leutnants wurden so, törichterweise, hingeopfert und hatte uns Hauptmann Manderscheid versichert, daß man, durch die vielen Verluste an Menschenleben gewarnt, dies in den letzten Monaten nicht mehr tue! Die jungen schlanken, lebensfrohen Menschen in ihren neuen Uniformen sind eigentlich ein rührender Anblick und oft sieht man wie Herrn und Damen mit einem gerührten Lächeln auf sie blicken! Gott möge uns davor bewahren, daß unser Einziger in den Kampf ziehen muß! –

Die allgemeine Lage ist momentan günstig! Heute wurde ein Sieg aus dem Argonner Walde gemeldet! Unsere Truppen an der Westgrenze kämpfen mit großartiger Tapferkeit gegen den an Zahl doppelt so großen, erbittert u. verzweifelt andringenden Feind! Die Franzosen sind sehr übel dran, haben Mangel an Munition und senden jetzt die 17jährigen in`s Feld! –

Jedermann hofft jetzt auf einen entgültigen Sieg in Rußland, durch welchen wir Truppen frei bekommen, um sie nach der Westgrenze zu bringen und die Franzosen dort zu schlagen! –

Die Ernte ist gut; es gibt Korn und Kartoffeln trotz der langen Dürre, sechs Wochen ohne Regen!-