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2017-05-24 19:40
Heute für morgen sorgen

Eigentlich wollte ich ja erst morgen meinen Gedanken freien Lauf lassen, aber der Start in das lange Wochenende kann nicht besser sein wie jetzt. Es gibt ein paar Dinge, die ich unbedingt los werden will und die nicht bis morgen warten können. Ich fange von vorne an. Daß mir seit Sonntag die Gelenge weh tun, habe ich bereits erwähnt. Das es so schlimm ist, hätte ich nicht gedacht. In der Nacht von Sonntag auf Montag war es so schlimm, daß ich aufgewacht bin, wenn ich mich umgedreht habe. Vorgestern habe ich die Schmerzen ertragen, bis ich endlich mal eine Tablette genommen habe. Gestern und heute ging es mir nicht anders und ich habe mir wieder Tabletten eingeworfen. Daß ich das nicht auf Dauer machen kann, weiß ich selber, aber was soll ich machen? Ich war echt schon so weit, gestern zum Arzt zu gehen, aber dann kam mir in den Sinn, daß ich ins Krankenhaus muß, wenn ich meinem Arzt davon erzähle. Gerade jetzt kann ich das Ekel Alfred nicht zumuten. Ich habe noch immer die Worte im Ohr, die er mal sagte: er findet es nicht gut, daß man ständig zu zweit im Büro sitzt. Selten so gelacht. Gestern hat sich mein Chef gemeldet, um sich für zwei Tage krank zu melden. Kommt ja auch gut aus, wo doch heute eh sein letzter Arbeitstag gewesen wäre. Er mußte aber unbedingt erwähnen, daß er heute ins Büro kommt, wenn es ihm besser geht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er ernsthaft krank war. Wenn ich die halbe Nacht auf der Toilette verbringe, höre ich mich am Telefon nicht so fit an. Ich bin ja schon total am Ende, wenn ich weiß, daß ich mit einer Gesichtsnervenlähmung ins Krankenhaus muß. Aber mir ist das egal, denn so habe ich meine Ruhe. Das ist doch auch schon mal was. Ekel Alfred konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Irgendwie hat er ja recht. Zumindestens hat er die Arbeit wieder aufgeteilt: er kümmert sich um die KBS und um Spanien, ich habe den Rest an der Backe. Ist das nicht toll? Ich bin begeistert. Fast hätte ich mir die Sachen von der KBS genommen, aber ich konnte mich beherrschen. Wenn er das so will. Er soll bloß nicht wieder davon anfangen, daß ich so bin wie sein Gegenüber. Er hätte es auch anders haben können. So ist das Leben.

Daß sich S. mal wieder bei mir meldet, damit hätte ich nie gerechnet. Das letzte Telefonat liegt fast sieben Jahre zurück und damals ging es darum, ob ich Geld leihen kann, da sie einen Tag zuvor ihr Auto beim TÜV hatte. Es war nur ein kleiner Betrag, aber da ich das Geld selbst brauchte, mußte ich sie enttäuschen. Jetzt mal ehrlich: wo fängt es an und wo hört es auf? Ich weiß es nicht. Erst sind es kleine Beträge, dann werden die Beträge immer größer und am Ende hat sie mehr Geld wie ich. Wie heißt es so schön? Bei Geld hört die Freunschaft auf. Auf jeden Fall hat sie vorgestern angerufen und wir haben über eine Stunde telefoniert. Was sie mir nicht alles erzählt hat, kriege ich gar nicht mehr auf die Reihe. Das einzige, was ich behalten habe, ist die Tatsache, daß die Zwillinge jetzt bei ihrem Ex leben und er für die ganze Kleine nicht zahlt. Warum wundert mich das nicht? Ich habe keine Ahnung. Der Vater von ihrer großen Tochter ist verstorben und zu ihren Eltern hat sie keinen Kontakt mehr. Selbst C. sieht sie nicht mehr so häufig, obwohl die beiden eng befreundet waren. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich das alles wirklich wissen will. Wenn ich ehrlich bin, habe ich im Moment selbst mir genug zu tun, da kann ich die Probleme von S. nicht brauchen. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob wir uns irgendwann mal treffen sollen. Ich kann werde ein paar Nächte drüber schlafen und mich dann bei ihr melden, wenn ich dazu in der Lage bin. Im Moment bin ich das nämlich noch nicht. Als wir noch regelmäßig Kontakt hatten, ging auch nicht alles glatt und es ist nie zu einem Treffen gekommen. Und dann soll ich von jetzt auf gleich so tun, als freue ich mich darüber, daß sie angerufen hat. So einfach ist das nicht, wie ich finde. Vielleicht sehe ich das auch falsch, ich habe keinen blassen Schimmer.

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2017-05-24 19:40