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2012-10-15 11:11
Herbstwochenenden
Donnerstag war ich mit Sophia beim Kieferorthopäden. Sie haben alle Vorkehrungen für ihre Zahnspange getroffen, die erst mal locker ausfallen wird. Schade. Wir dachten, sie könnten evtl. gleich mit der festen Beginnen. Aber es ist wohl aus medizinischer Sicht bei ihr sinnvoller erst mal für ein halbes jahr die Zähne (bzw. den Kiefer) mit einer lockeren Zahnspange in die richtige Richtung zu "lenken". In einem halben Jahr folgt dann die feste. Die Behandlung bei Sophia dauert ganze 4,5 Jahre. Fast so lange wie bei mir. Bei mir waren es 7. Sie hat meine Zähne mitgegeben bekommen. In ihrem Alter hab ich meine Zähne genauso verflucht, wie sie heute die ihren (von der Schiefstellung). Allerdings sind sie jetzt natürlich dank der Spange pfeilgerade und ich hab keine Probleme mit Karries oder Paradonthose (wie viele meiner Freunde). Da hoff ich mal das Beste für mein Sopherl. Wir hatten während der Aushärtung der Gipsmasse eine halbe Stunde Zeit für die Stadt. Die nutzten wir um mal eben in den Buchladen um die Ecke zu gehen. Sophia schaute sich Kitsch-Jungend-Romane an, mit Mädchen drauf, deren Kajal vom Heulen total verwischt war, etc. Ich schaute nur nach Ryanbücher. Ich komm z.Z. nicht mal dazu meinem Spiegelabo gerecht zu werden. Mir fehlt die Zeit. Bald mach ich wieder Fernsehfasten (nach Fasching) da darf dann auch wieder mehr gelesen werden. Ich fand ein schön leicht verständliches "Was stimmt hier nicht" für ihn, dass mehr über die Bilder arbeitet. Die Kinder müssen die Fehler im Buch finden. Da ist z.B. ein Mann der verkehrt auf dem Motorroller hockt, etc.! Ein Volltreffer. Ryan liebt es und lacht sicher dabei immer schlapp. Ein anders Buch fand ich, dass mich persönlich sehr anrührte mit seinen minimalistischen Bilder und dem kargen Text. Ich hatte nach der letzten Seite dann Tränen in den Augen "Opas Engel" heißt es. Ich glaube es ist noch zu hoch für Ryan, wobei der Tod eine interssante Rolle in seinem Leben spielt. Ständig fragt er nach, will wissen was alles stirbt. Die Vergänglichkeit erzählt bekommen. Ich hab das Buch jetzt mal über Amazon gebrauch sehr günstig bestellt. Irgendwann wird es passend sein, es vorzulesen.

Samstag fuhren wir dann aufs Wochenendgrundstück mit jeder Menge arbeit im Gepäck. Paul hatte Bäume uns Beerensträucher zu pflanzen u.A. einen hübschen Taschentuchbaum und ich wollte die Jungpflanzen (wovon mir ja massig haben) mit Frostschutzflies einmotten und die Bäume und Sträucher dann zusätzlich mit Hasendraht umwickeln.

Letztes Jahr wurden die Bäume bei denen ich da nicht gemacht hatte radikal von den Hasen angefressen. Dazu sind mir meine Pflanzen echt zu schade. So waren wir sehr beschäftigt. Viel Zeit für die Kinder blieb da nicht. Aber Ryan weiß sich dort immer ganz gut selbst zu beschäftigen. Killian war neben uns auf nem ausgerollten Flickenteppich, Ryan spielte im Sand und mit den alten Zügen von meiner Kindheit. Mit der Schubkarre beladen mit Rindenmulch verpflegte ich meine ganzen Pflänzchen und gab ihnen den nötigen Schutz für den Winter. Eines Tages wird das dort oben wunderschön aussehen. Ob ich das erleben darf, weiß ich nicht. Ich sagte zu Paul, er soll sich mal vorstellen wie das in 100 Jahren aussehen wird. Wie toll das dort Blühen wird. Vielleicht freuen sich dann ja unsere Urenkel drüber. Er sagte, dass die wahrscheinlich denken, dass sei wild so gewachsen. Na, das denk ich ja mal nicht. Da sind zu viele Bäume dabei, die bei uns eher nicht vorkommen. Aber wenn man von Eingang kommt, wird das toll aussehen, die 2 Maronen, die roteblühende Kastanie, der Taschentuchbaum, die Magnolien, der Tulpenbaum, etc. Das wird irgendwann mal ein ganz mächtiges Blütenmehr und sicher schöne starke Bäume haben, das Stückchen Land.

Am Abend fuhr ich Paul dann zur Arbeit, die Kleinen schliefen bereits und Sophia war in ihrem Zimmer. Auf der Rückfahrt wurde ich dann doch ein wenig sentimental, traurig und nachdenklich. So oft hab ich nicht Zeit in Ruhe über mein Leben nachzudenken, denn immer ist Trubel und kaum Ruhe. Ich fuhr über die dunklen Landstraßen und suchte im Radio nach dem passenden Sender. Ich blieb - man soll es nicht glauben - bei Volksmusik hängen. Nicht die Art, mit lächelnden Gesichtern gesungene pürierte Kacke, sondern traditonelle Instrumentalmusik. Immer mehr spüre ich, wie mich diese Art von Musik anrührt. Sie war ein stetiger Begleiter meiner Kindheit. Mir viel Sofort ein Johannisfeuer ein, die Bilder dazu. Es war in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Die Musik spielte, die Leute saßen auf den Bierbänken, die mitten auf im Wald errichtet waren. Das Feuer prasselte auf der Lichtung. Wir Kinder hatten alle Fackeln in der Hand, ein Bierfilz der auf den stock der Fackeln gesteckt war, war der einzige Schutz vordem tropfenden Wachs. Immer wieder rannte ich eilig und aufgeregt zu meinen Eltern, die mit ihren Freunden am Tisch saßen. Im Hintergrund spielte die Musik, die von der gleichen Art war, wie die, die ich nun hörte. Die Tage damals waren so unendlich sorglos, so unbeschwert und heiter. Ich fühlte mich so unverletzbar in meiner damaligen Welt. Alles schien unzerbrechlich und sicher. Ich wußte ja gar nichts!!! Ich vermißte in diesem Moment auch ganz stark meinen Vater, wie er früher war. Mir fielen die Sonntage ein, wenn meinen Eltern gemeinsam in der Küchen den Braten zubereiteten. Mein Vater stellte das Radio auf Bayern1 und es lief traditionelle Blasmusik um 12 kamen dann das Geläut einer Kirche aus Bayern und pünktlich dazu aßen wir Klöße, Braten und Gemüse. Schöne Erinnerungen sind das.

Gestern waren dann Paul und ich mit den zwei Jungs im Stadtwald. Schön ist das dort. Allerdings sind da Sonntag natürlich wahnsinnig viele Menschen unterwegs. Trotzdem immer schön da. Wir waren bei den Wildschweinen. Neben Ryan und mir stand eine Frau, die aussah wie mindestens 80. Sie fütterte die Schweine mit Salatblättern, die Wildschweine waren so wild aufs Futter, dass sie es schafften ihr irgendwie die leichte Plastiktüte zu entreißen und sie fiel auf die andere Seite des Zauns. Die arme Frau, zittrig und gebeugt, versuchte nun mit einem Stock durch den engmaschigen Zaun zu stochern und irgendwie die Tüte zu erreichen, damit die SChweine sie nicht fraßen. Das war nicht so leicht, zwischen den Getümmel der Schweine zu gelangen. Erschwerend kam hinzu, dass am unteren Ende des Zaunes, dem Boden zu, der Zaun mehrlagig war, so dass die Maschen noch viel kleiner waren. Fast 10 min stocherte sie rum, die Leute sahen zu, drehten sich dann gelangweilt weg und gingen. Ich konnte das Trauerspiel nicht länger Ansehen und bot ihr meine Hilfe an. Durch das fehlende Zittern war ich logischerweise ein wenig geschickter. Als wir gingen sagte Ryan zu mir: " Du hast gehelft. Du bist ein Superheld!" Ich mußte echt lachen.

Im Anschluss waren wir dann noch beim Lieblingsspielplatz von Ryan. Inmitten der Fläche steht ein Holzfeuerwehrauto. Er liebt es! Er kletterte, er rutschte, er spielte Sand. Es machte ihm so viel Freude und es war toll das zu sehen. Paul ging auch gleich auf in seinem Element und er rutschte und kletterte wie wild mit. Manchmal glaub ich er nimmt die Kinder nur als Vorwand um sich selbst auszutoben. Ryan war begeistert und ich würde sagen das war ein qualitativ hochwerger Sonntag. Mit viel Zeit für die Kids und viel frischer Luft.

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2012-10-15 11:11