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2008-08-31 20:52
Höhen, Tiefen und dazwischen
Ein bewegtes Wochenende...oh ja.

Den Auftakt bildete ein Friseurbesuch am Freitag. Braun-Blond wurde zu Fast-Schwarz.
Ich seh jetzt ganz...südländisch aus. Eigentlich wollte ich mal ne krasse Veränderung...aber jetzt ...sieht es fast aus als wärs meine Naturhaarfarbe. Mir fiel auf, dass meine Augenbrauen ja auch so dunkel sind....^^
Interessant.
Aber ich mag die neue Haarfarbe. Ich würd ja ein Foto machen...wenn mein Foto nur ginge.
Ist aber immernoch Schrott.

Tja. Und dann gestern das große Konzert.
Mir gings etwas mies. Los Wochos haben gestern angefangen und ich hatte ein bisschen Bauchschmerzen und ein bisschen Schwindel und ein bisschen blöd halt.
Zu allem Überfluss ging das Spiel " Wir mobben die jüngeren Chormitglieder schön, damit sie merken wer hier das Sagen hat" in die nächste Runde.
Uns Jungen wird nahe gelegt während den Konzerten nicht mehr nebeneinander zu stellen. Beim letzten Konzert in Paris seien Klagen gekommen, dass wir uns mit der Hand Luft zugefächelt hätten ( das stimmt..haben wir gemacht. Aber es war auch ne brütende Hitze in dem Raum....war die Hölle). Und wir sollten uns doch lieber auf die "Entfaltung unserer Stimmen" konzentrieren.

Ich startete also mit großer Unlust in dieses Konzert.
Klar - gegen Ende kam die positive Euphorie wieder. Das ganze Adrenalin, die jubelnde Menge - sogar Standing Ovations diesmal - ...da kann man nicht mies drauf bleiben.
Aber ich weiß auch nicht...wie lange ich dieses komische Mobbing noch mitmachen will.
Irgendwann wird der Unmut sicher überwiegen.

Ja. Und heute der Besuch bei Omi.
Sie ist immernoch so niedergeschlagen. Sie hält sich für wortwörtlich "uralt" und ihr Leben für abgeschlossen.
Sie zweifelt daran, dass sie je wieder laufen lernen wird. Ich weiß einfach nicht wie ich sie vom Gegenteil überzeugen soll.
Ich hab ihr von Wicked erzählt...dass das ein supertolles Musical ist, in das ich unbedingt reingehen will.
Musicalbesuche waren ja schon immer eine Sache, die nur Oma und mich was anging.
Sie hat mir meinen ersten Musicalbesuch geschenkt...und seitdem sind wir zwei noch in etliche Musicals zusammen rein. Musical ohne Oma...wäre einfach nicht DAS.

Ich hab ihr gesagt, dass ich warten will bis sie wieder aufm Damm ist...damit sie dann mit mir rein geht.
Da meinte sie nur "Ach...die Zeit ist vorbei...".
Ich hab sie gefragt ob sie denn gar nicht mit mir gehen will...darauf hatte sie keine Antwort.
Ich denke, sie möchte schon. Aber sie GLAUBT das wirklich...dass sie zu alt ist.
Sie ist 73...das ist doch nicht uralt.
Meine Uroma hat noch 20 Jahre länger gelebt.

Mittlerweile glaube ich gar nicht, dass es an Omas Willen liegt.
Es liegt an ihrem Glauben.
Sie möchte ja gerne...sie möchte laufen, sie möchte leben...aber sie glaubt nicht daran.
Sie fühlt jetzt ihre Schmerzen...sie merkt, dass sie schwach ist, dass es ihr schlecht geht. Sie sieht diesen Katheter und dieses Gehwägelchen, die blauen Flecken an ihren Armen...und kann einfach nicht glauben, dass sie jemals wieder ganz fit wird.

Dabei...hat sie ganz allein sich die Suppe eingebrockt.
Sie ist in ihre Depression versumpft. Hat nicht mehr viel gegessen und nichts getrunken außer Alkohol. Während der Sommerhitze ist sie deswegen mehrmals umgekippt.
Bei einem dieser Stürze hat sie sich dann die Wirbelsäule gebrochen. Mittendurch.
Und nur deswegen hat sie jetzt diese Schmerzen. Sie hätte gelähmt sein können. Aber ihr ist gar nicht bewusst welches Glück sie hatte.
Sie hält das ganze für eine Tragödie.

Dabei ist sie doch gesund.
Ihr Bruch ist "repariert"...sie braucht jetzt nur noch gesund werden.
Sie hat keine schlimme Krankheit - ihr Leben liegt nicht in Gottes Hand. Es liegt in ihrer Hand.
Sie ist nicht Opfer eines schlimmen Schicksals - sie ist Opfer ihrer eigenen...fast würde ich sagen Dummheit.

Natürlich...ist sie nicht dumm gewesen. Einfach traurig. So unglaublich traurig, dass ich es fast nicht ermessen kann. Dass sie alles um sich herum vergessen, nicht mehr wahrgenommen hat. Auch ihre eigenen Bedürfnisse wahrscheinlich nicht.
Und nur aus diesem einzigen Grund ist sie jetzt in dieser Lage.
Hätte sie gegessen, getrunken und auf sich geachtet, hätte das alles nicht passieren müssen.

Aber nun ja. Da sie sich das selber angetan hat, kann sie es auch selber wieder hinbiegen. Aber das glaubt sie anscheinend nicht.
Sie fühlt sich ausgeliefert...wie ein Opfer. Am liebsten würde sie den lieben langen Tag über ihr schlimmes Schicksal jammern.

Ich hoffe so sehr, dass sie doch noch irgendwie die Kraft in sich findet zu kämpfen und sich anzustrengen.
Es erfordert doch nur ein bisschen Glauben...ein bisschen Willen...

Ich hab so Angst um sie. Es ist einfach kein guter Zeitpunkt zum Sterben für Oma. Sie würde von dieser Welt gehen - freiwillig fast - weil sie selbst entschieden hat, dass sie steinalt ist und nie wieder laufen kann.
Weil sie alleine entschieden hat, dass sie nicht mehr laufen können wird.

Es ist ihre Entscheidung...wenn sie doch nur verstehen würde, dass es an ihr liegt....

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Kommentare

17:27 01.09.2008
ja - und für eine enkelin,
die sich solche gedanken macht, kann sie froh sein.
hast mit jedem satz recht, find ich.
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21:29 31.08.2008
das mit dem musical ist eine spitzenidee! mach ihr ruhig ein bisschen ein schlechtes gewissen wenn sie sich hängen lässt und signalisiere ihe, dass du auf sie zählst. sie muss gebraucht werden und einen sinn sehen und den kannst du ihr geben
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2008-08-31 20:52