Gefühle
Sie hasste diese Stimmungsschwankungen. Vor einigen Minuten hatte sie noch mit ihrer Freundin gelacht und sich gut gefühlt. Kaum saß sie wieder hier alleine, hätte nicht fiel gefehlt und sie hätte geweint. Das war in letzter Zeit häufig der Fall. Sobald niemand da war, der sich für sie interessierte, der ihr zeigte, dass er sie mochte und der für sie da war.. sobald sie alleine war, fühlte sie sich schrecklich: allein gelassen, ungeliebt und einsam. Dabei hatte sie es früher gemocht alleine zu sein und irgendwie mochte sie es immer noch.

Wahrscheinlich lag es daran, dass sie, wenn sie alleine war, nicht von allem abgelenkt wurde.. sie wieder an alles denken musste. Im Moment hatte sie viel zu leiden und, dass sie unfähig war sich einer Freundin anzuvertrauen machte ihr schwer zu schaffen. Sie wusste genau, dass sie es eigentlich endlich jemanden alles genau erzählen musste. Ihre Gefühle endlcih aussprechen musste und sich ausweinen sollte. Doch irgendwie konnte sie es nicht und die Gefühle stauten sich in ihrem Herzen und drückten schwer.

Irgendwie schien das Glück in der Liebe sie zur Zeit gehörig im Stich zu lassen. Sie hatte zwar fast immer niemanden gehabt, der sie liebte. Aber einen Jungen zu kennen, den man richtig doll gerne hatte, vielleicht sogar liebt.. und einen, der ihrer Meinung nach der bestaussehendste, netteste und lustigste war, den es gab... jedoch keinen von den beiden auch nur annähernd nahe zu kommen, war einfach zu viel für ihr sensibles Wesen.

Es gab fast keinen Tag, an dem sie nicht weinen musste und das lag natürlich nicht nur an der Liebe. Sie hasste ihr sinnloses Leben und stellte sich oft vor, wie es wäre, wenn sie sich umbringen würde: Wie jeder, der sie kannte, reagieren würde.
Sie konnte es sich nicht einmal richtig vorstellen, aber manchmal würde sie es wirklich gerne wissen. Natürlich würde sie sich das niemals trauen, aber der Gedanke verfolgte sie doch sehr oft.

Manchmal half ihr als einzigste ihre Familie gegen die Einsamkeit. Waren sie nicht immer eine tolle Familie gewesen? Nur sehr selten gab es Streit und alle halfen sich gegenseitig. Sie liebte ihre Familie.
Ihr Bruder würde dieses Jahr nicht mit ihnen in den Urlaub fahren: Eigentlich war das ja total normal... er war inzwischen schon 17. Doch aus irgend einem Grund machte sie der Gedanke schrecklich traurig. Sie wollte das alles so blieb, wie es bisher war. Jedes Jahr, seit sie geboren war, waren sie zu viert in den Urlaub gefahren und hätte sie das gewusst, hätte sie den letzten Urlaub mehr genossen. Sie vermisste ihn schon jetzt, wo auch immer sie hinfahren würden. Sie hasste solche Veränderungen... am liebsten wäre sie immer ein Kind geblieben, was nichts von den schlechten Seiten dieser Welt weiß und jeden Tag mit seinem Bruder spielt und bei seiner Mutter im Bett schläft.

Aber alles hatte sich verändert und das machte sie schrecklich traurig.