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2017-05-06 10:47
Fr. 05. Mai 2017
Der Freitag ist, im Vergleich zum Donnerstag, wieder deutlich ruhiger verlaufen. Immerhin habe ich es geschafft, knapp 1,5 Stunden Plus zu machen (also eine Stunde und 26 Minuten). Arbeitsmäßig habe ich ziemlich viel geschafft, bin gut voran gekommen.

Ich finde es gut, dass wir bei Problemen "Rückendeckung" von unserem Chef bekommen. Ich (bzw. jeder von uns) ist ja für verschiedene Aufgaben zuständig. Man kann sich niemals jeden Tag um alles gleichzeitig kümmern, muss immer je nach Arbeitsaufgabe und Dringlichkeit (auch Terminsachen) die Prioritäten setzen.

Ja, und wenn dann jemand von "außen" kommt, der sich in diese Abläufe einmischen will (dass man sich im Grunde jeden Tag um alles, um alle Arbeiten kümmern sollte - dann müsste mein Arbeitstag mindestens 12 Stunden lang sein), man die Arbeit aber ansonsten im Griff hat, dann bekommen wir halt zum Glück Rückendeckung von unserem Chef.

Ich kann mich halt nicht in zwei oder drei teilen, habe ihm deswegen auch von dieser "Beschwerde" erzählt (es handelte sich um eine "kleinere" Aufgabe, nicht um Rechnungen/Buchhaltung, die natürlich vorgehen), weil ich sofort ein schlechtes Gewissen bekam, dass ich die Prioritäten falsch gelegt hatte. Nein, er war zum Glück auf meiner Seite. Alles gut, es läuft alles gut. Ich soll so weiter machen. Wenn so eine Beschwerde offiziell kommt, dann kann ich sie ihm ruhig geben, dann bekomme ich von ihm auf jeden Fall Rückendeckung. Ja, das hat mich wirklich beruhigt.

Ansonsten habe ich mich seelisch immer besser "im Griff". Je nach Situation kommen immer mal ein paar Tränen (die ich tagsüber "runter schlucke"), aber mit der Ablenkung klappt es trotzdem gut.

Im Grunde könnte ich einen Tag Sonderurlaub für eine Beerdigung meiner Mutter nehmen. Der würde mir natürlich zustehen. Aber den müsste ich ja in Kürze nehmen. Nur noch 5 Tage arbeiten, dann habe ich ja eh 2 Wochen bzw. 10 Tage Urlaub (Montag bis Montag). Nein, da wir ja eh keine Beerdigung machen verzichte ich lieber auf diesen zusätzlichen freien Tag. Ich habe halt eh viel zu tun, möchte lieber arbeiten gehen, die Zeit bis Freitag gut "nutzen", mich mit Arbeit ablenken, bis Freitag noch so viele Aufgaben wie möglich schaffen und auch noch etwas Plus zu machen (dieser freie Tag zu Hause würde mir sonst fehlen).

Ich habe Kolleginnen, die beim Wort Urlaub sofort vor Freude "ausflippen" würden, ihn sofort einreichen würden, aber ich bin da halt anders. Nein, ich verzichte darauf und möchte an diesem Tag dann halt lieber, wie gesagt, meine Arbeit weiter aufarbeiten, um möglichst "tagesglatt" in die 2 Wochen Urlaub zu gehen (diese 8 Stunden Arbeiten würden mir an so einem freien Tag sonst fehlen, das ist halt meine persönliche Einstellung).

Ich habe nur mit Mittwoch Probleme, aber da hilft mir dann meine Kollegin, das hat sie mir schon gesagt. Am Mittwoch Abend bin ich doch bei diesem Vortrag, also von der Arbeit aus. Es ist im Grunde also Arbeitszeit. Dafür muss ich früher gehen (dafür geht der Vortrag dann auch länger, bis gegen 20 Uhr).

Ich habe mit so einigen Computerprogrammen echt große Probleme. Deswegen hatte ich schon überlegt, freiwillig auf diese Zeit zu verzichten, dann halt Minus zu machen und als Freizeit an diesem Vortrag teilzunehmen. Aber nein, da kam sofort meine Kollegin an. Das kommt ja gar nicht in Frage, natürlich hilft sie mir dabei. Das regeln wir gemeinsam, damit diese Zeit als reine Arbeitszeit anerkannt wird. Darüber, dass sie mir dabei helfen wird, habe ich mich wirklich gefreut. Hoffentlich klappt es dann auch (also dass die Zeit wirklich anerkannt wird, dass ich dann nicht so viel Minus mache).

Auf dem Weg nach Hause kamen dann doch ein paar kleine Tränchen. Es war ja der 05. Mai. Am 05.05.1984 war meine Konfirmation. Darüber haben wir im Krankenhaus noch mit meiner Mutter gesprochen (als schöne Erinnerung, um sie abzulenken, an schöne Situationen von früher erinnert).

Jedes Jahr am 05.05. denke ich daran. Am 05.05.1984 war ich zum letzten Mal in einer Kirche. Wie schon geschrieben, habe ich meinen eigenen "Glauben", dafür "brauche" ich keine Kirche. In Kirchen wollte ich von Kindheit an nie "freiwillig" gehen, das war für mich immer eine Überwindung mit vielen Tränen. Woher das genau kommt, kann ich nicht sagen. So war es immer schon.

Aber so gut wie alle Jugendlichen aus unserem Wohnblock, mit denen ich mich gut verstanden habe (von Schule und vom "spielen" her, mit denen ich mich immer mal wieder getroffen habe, auch hinter dem Haus auf der großen Wiese zum Badminton-Spielen) waren Evangelisch, wurden in unserer Gemeinde zum Konfirmanten-Unterricht angemeldet.

Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich ebenfalls mit daran teilnehme. Zwei Jahre lang an jedem zweiten Samstag für 8 Stunden (mit einem kleinen Snack am Mittag, Obst usw.). Es war bei uns im Gemeindezentrum. Der "Unterricht" war ganz gut und locker gestaltet, die meisten Kinder kannte ich halt wirklich aus Schule und den Nachbarhäusern, fühlte mich deswegen nicht so fremd.

Ich meine, nochmals würde ich es "freiwillig" nicht machen. Dann würde ich mich lieber in mein Zimmer setzen, lesen und mich mit meinen Hobbys beschäftigen. Aber so war meine Mutter halt, sie wollte mich immer und überall mit rein ziehen.

Meinem Vater wäre es egal gewesen, er ist schon kurz vor meiner Taufe (Oktober 1969) aus der Kirche ausgetreten, hielt da gar nichts von. Mein Vater war evangelisch und meine Mutter "neuapostolisch".

Meine Mutter war ja das Gegenteil von mir. Sie hat alles getan, um überall immer sofort im Mittelpunkt zu stehen, Witze gerissen, Sprüche losgelassen, immer alle Blicke auf sich ziehen. Mir war das immer peinlich, weil auch "blöde" (und peinliche) Sprüche dabei waren. Hauptsache alle werden auf sie aufmerksam.

Ja, und dann zog sie mich immer mit in ihre Aktion, in ihre Sprüche ein. Zog mich zu sich (in den Mittelpunkt) und sprach mich an, nach dem Motto, weißt du das und das noch und wie du dann gesagt hast.... Mir war das jedes Mal peinlich ohne Ende.

In der Schule hat meine Mutter ja von der 1. Klasse an mit gemischt, hat jeden Ausflug, jede Klassenfete zusammen mit meiner jeweiligen Klassenlehrerin organisiert und war auch immer mit dabei (nur bei den Klassenfahrten nicht, aber bei allen Schulfeten und eintägigen Veranstaltungen war sie mit dabei). Immer, bis zur 10. Klasse.

Ja, und bei meiner Konfirmation war sie dann ebenfalls mit dabei. Auch dabei gab es Situationen, in denen Helfer benötigt wurden, unsere Mütter (also auch andere) mit hinzugezogen wurden. Ebenfalls am Tag der Konfirmation, als es viel zu organisieren gab. Unser Pastor war froh, über jeden, der sich freiwillig gemeldet hat. Meine Mutter war (auch im Turnverein beim Sommerfest usw.) immer und überall für ihre totale Hilfsbereitschaft bekannt.

Ich war damals nur so enttäuscht, dass ich dafür unbedingt eine Feier machen musste. Die Anderen aus meiner Klasse bekamen "Geldgeschenke" wie Musikanlagen usw. Meine Mutter bestand jedoch darauf, dass wir eine große Feier machen, hat dafür einen Saal reserviert. Es kamen auch Familienmitglieder, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Etwa 20 bis 30 Personen. Für mich persönlich war das schon sehr viel. Natürlich bekam ich auch ein paar Geschenke und von allen auch Geld, aber die gewünschte "Musikanlage" bekam ich dann erst im September zu meinem Geburtstag (ich hatte mir damals so einen "Turm" gewünscht, mit Plattenspieler und Kassettendeck, damit ich die Platten auf Kassette überspielen konnte, sie unterwegs auf "Walkman" hören konnte - ja dieser Wunsch wurde mir dann rund ein halbes Jahr später erfüllt).

Von dieser Feier gibt es noch ein Fotoalbum, das auch hier in meinem Schrank ist. Und meine Mutter hatte mal wieder ihren Willen bezüglich einer Feier durchgesetzt. Dabei war auch eine große "Foto-Session", ich musste mit allen (zu zweit oder in Gruppen) auf ein Foto.

Mir war es damals so peinlich, dass ich als einzigste ein Kleid bei der Konfirmation an hatte. Das einzige Kleid, das ich jemals besessen habe. Darauf haben meine Eltern bestanden. Ein Kleid gehört dazu. Die Jungen hatten alle Anzüge an (auch mit Krawatte), die meisten Mädchen Hosenanzüge (das fand ich total klasse). Ein paar Mädchen hatten auch Röcke an, dazu halt eine schöne Bluse. Das hätte mir (notfalls) auch noch gefallen. Aber im Kleid (schwarz-weiß) war ich die einzigste.

Aber meine Eltern waren super stolz auf mich, dass ich auf dem Gruppenfoto (in der ersten Reihe) mit diesem Kleid so positiv aufgefallen bin. Damals war ich sehr dünn und zierlich, wog etwa 40 kg.

Dazu diese Frisur. Ich hatte damals (wie jetzt) lange glatte Haare. Meine Mutter liebte geflochtene Zöpfe, was ich alleine jedoch nie hinbekommen habe. Also vorher extra zum Friseur und mir wurde ein langer Zopf geflochten. Einmal und nie wieder! Mir persönlich gefiel es gar nicht, aber meine Mutter (und die ganze Verwandtschaft) war davon total begeistert. Ich wurde von allen Seiten fotografiert. Stand ständig im Mittelpunkt. Das ist ja gar nichts für mich.

Ich mag es halt auch nicht, wenn ich etwas nur einmal tragen kann. Kleidung muss bei mir so lange wie möglich, am besten über viele Jahre halten. Ja, aber dieses Kleid hätte ich privat niemals angezogen.

Ein Jahr später wurde der Cousin meiner Mutter nochmals Vater. Da ich keine Geschwister habe wurde dann halt spontan entschieden (von der Familie), dass ich die Patenschaft für seinen Sohn übernehme, dessen Tante werde. Auf dieser Taufe habe ich dieses Kleid zum zweiten und letzten Mal angehabt (ein paar Jahre später hat meine Mutter es an Bekannte verkauft, bei denen dann die Konfirmation an stand).

Zu diesem "Patenkind" hatte ich übrigens (nach der Taufe) nie mehr Kontakt. Es ist für mich eine fremde Welt.

Aber wie es der Zufall will, sind wir jetzt seit letzter Woche über Facebook befreundet. Er ist inzwischen ja erwachsen, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Es ist die Familie von meiner Mutter (der Vater meiner Mutter hatte mehrere Brüdern und Schwestern, die zum Teil noch leben, dieser Junge ist ja der Enkel von einem dieser Brüder, sie sollten ja auch Bescheid wissen, dass meine Mutter gestorben ist). Mein "Patenkind" schickte mir dann sofort eine Freundschaftsanfrage, die ich natürlich auch angnmommen habe.

Am Freitag Abend kamen mir dann halt bei der Erinnerung an den 05.05.1984 ein paar Tränen. Tagsüber hatte ich es noch im Griff, aber als ich abends alleine war (mein Freund hatte ja Spätschicht), da konnte ich sie nicht mehr zurückhalten.

Ich hatte Hunger auf was deftiges, habe mir eine Schale Currywurst heiß gemacht (von Maica aus dem Kühlschrank bzw. aus der Mikrowelle), dazu Pommes (aus dem Tiefkühler bzw. aus dem Backofen) sowie Gurkensalat mit Essig/Öl.

Danach hatte ich einen total toten Punkt und wollte mich (nach dieser stressigen Woche) etwas hinlegen und ausruhen, bin sofort fest eingeschlafen.

Ja, und jetzt bin ich etwas nervös, wenn wir gleich die Zeitung bekommen. Meistens Mittags oder am frühen Nachmittag. Da steht dann die Todesanzeige meiner Mutter drin. Dann wissen die meisten Menschen Bescheid.

Letzte Nacht hatte ich noch so einen Alptraum, dass sie sich dabei verschrieben hätten, ein falsches Datum usw. eingesetzt hätten. Aber ich gehe mal davon aus, dass alles stimmen wird.

Kommentare

13:58 07.05.2017
Ja, mal sehen, vielleicht nehme ich mir in dieser Woche wirklich noch einen Tag kurzfristig einen Tag frei. Ich werde mal fragen.
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02:53 07.05.2017
Und auch wenn der Chef noch so nett ist, den Beerdigung-Frei-Tag nimmst Du Dir natürlich! Mach' einen Trauertag draus!
Good luck!
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2017-05-06 10:47