Frühling - und Einmarsch in Österreich
Frühling wird es nun bald, die ersten Knospen beginnen zu sprießen. Heldengedenktag feiern wir heute, Sonntag Reminiszenz, woran denkt man aber, wie wenige werden daran denken, daß man die Gefallenen nicht durch einen Aufmarsch ehren soll. Und dann will uns das „Gedenke“ auch noch ein anderes sagen. Gestern und vorgestern sind deutsche Truppen in Österreich einmarschiert, welches wohl ans Reich angegliedert werden wird. Für uns wird das einen wirtschaftlichen Vorteil bedeuten. Was für ein Deutschland aber sind wir? Da sieht man Menschen mit ernsten Gesichtern, andere, die meisten, kommen betrunken von den Gedenkfeiern und ziehen johlend durch die Straßen. Das Herz möchte mir springen, wenn ich das alles sehe. Da Erich und Matthias zum Arbeitsdienst müssen, ist unsere Prüfung auf Anfang nächster Woche vorverlegt worden. Das hat schon einige Aufregungen gegeben, denn etliche haben kaum mit den Vorbereitungen begonnen. Da ich schon zeitig angefangen hatte, bin ich nun in einer glücklichen Lage. Gern führe ich nächsten Sonntag zu Fridas Konfirmation, aber es geht nicht. Mit Heinr. war ich öfters aus. Wegen seines Verhältnisses ist er oft ganz unglücklich, ich gewinne immer den Eindruck, die zwei passen nicht zusammen. Mit seiner Braut war er übereingekommen, jeden Abend um 10 Uhr „Stille Stunde“ zu halten. Da er ihr nicht recht traut, kontrolliert er schon mal ein wenig, und einige Male hat sie ihn glatt belogen. Er wollte das Verhältnis einige Male auflösen, nur durch Weinen konnte sie ihn umstimmen. Wo bleibt da Vertrauen u. Liebe? Daneben muß ich ihm wegen seiner Unsachlichkeit viel Schuld geben. Natürlich braust er auf, wenn ich ihm das sage. Doch habe ich ihm auch gesagt, daß ich auf solch ein Verhältnis verzichtete.