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2010-09-20 01:11
Fast Car

Ich habe mir gerade wiedermal 300 angesehen, aber es hilft nichts. Kein Alkohol, keine Zigaretten. Nichts.

Nachdem ich so und so lange in ihr teilnahmsloses Gesicht geschaut und ihren lustlosen Geräuschen zugehört hatte war für mich alles vorbei. Ich konnte nicht mehr, obwohl wir es wiederholt versuchten, und schließlich sagte ich ihr einfach in eindeutiger Sprache, dass ich nicht mehr wollte und wieso. Ich zog mich an, holte Batschen und Jacke und setzte mich wieder auf den Balkon, trank Tee und rauchte. Sie kam nicht. Also Musik rein...

2x setzte sie sich kurz neben mich, sagte nichts oder wenig und ging wieder rein. 1-2 Stunden saß ich dort in der Kälte. Raphi und ihre Eltern waren schon zurück. Ich schrieb einen kurzen Reim:

"Sie hält sich fest am eigenen Haar - und schüttelt den Kopf über das, was mal war"

Jeder negative Gedanke, den ich je hatte, ging mir wieder durch den Kopf. Alles, was an unserer Beziehung und an ihr selbst auszusetzen ist, quoll in mir hervor.

Dann kam sie wieder, fragte mich ob wir nachher kochen wollen, ich sagte so normal wie möglich ja und ging kurz nach ihr rein. In der Küche saß sie da, ich nahm den Stuhl neben ihr und nach einer Weile ihre Hand. Sie brach in Tränen aus.

Ich schloss die Tür, nahm sie in den Arm. Irgendwann bekam ich Antwort. Sie kommt mit meinen Zuständen nicht klar, sie nimmt das persönlich. Ich verleugne zwar nicht, dass sie es ausgelöst hat, erkläre ihr aber nochmal wie das bei mir ist und was sie tun oder nicht tun kann. Sie sagt noch ein paar Dinge, ich hör ihr zu.

In mir steigt das Gefühl. Ich überlege, schüttel es weg und hör weiter zu.

In mir steigt das Gefühl. Ich überlege nochmal, etwas länger, schau sie an, überlege, schüttel es weg.

Mein ganzer Körper füllt sich mit dem Gefühl. Ich muss nicht mehr überlegen, ich sehe sie an, öffne den Mund... und schüttel es weg.

Jetzt ist es nicht mehr zu bändigen, mein Körper zittert schon fast - ich seh sie an, öffne den Mund, hole Luft... muss mich räuspern, zwei Mal, seh auf den Boden. Dann nochmal zu ihr, ich sage "Karina..." und breche ab.

Sie sieht mir in die Augen, lächelt kurz etwas.

Ich atme aus. Einmal Augen zukneifen, wieder Luft holen, und mit leiser, zerbrechlicher, aber klarer Stimme sage ich: "Karina, ich liebe dich".

An ihren Ausdruck kann ich mich nicht erinnern, vielleicht hab ich auf den Boden gesehen. Jedenfalls küsste sie mich lange und sanft, und als wir uns voneinander lösten sagte sie: "Und wie soll ich jetzt wegfahren?"

Ich machte einen Witz darüber, weil sie es noch nicht zurück gesagt hatte, aber von ihr kam nichts. Ein paar Bemerkungen später sagt sie endlich: "Ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn ich es jetzt sagen würde." Ich: "Wieso?" Pause... "Bist du dir nicht sicher?" Sie: "Doch..."

Wir kochten, ich machte die Soße (Tomatensoße mit Paprikastreifen, Peperoncino, Zwiebeln, Erdnussöl, Curry, Salz, Pfeffer, Zucker und Mozzarella. Alle komplimentierten schön.), dann zu ihr ins Zimmer.

Sie: "Vielleicht bin ich mir doch noch nicht so ganz sicher..."

Pause.

Ich: "Hätte ich es nicht sagen sollen?" Sie: "Du hättest noch warten können."

Ich reibte mir nur noch die Stirn als wir nebeneinander auf der Decke lagen, manchmal hörte ich auf um sie anzusehen, ihre Augen schlossen sich immer mehr. Am Ende sagte mir eine Stimme: "Hier gibt es nichts mehr zu holen". Also stand ich auf, kniete ein paar Momente bei meiner Tasche, sie regte sich nicht, ich ging mich anziehen. Die Verabschiedung war recht lang, fast wortlos und gekerbt von einem durchdringenden, seltsamen, unguten Gefühl das mich fast paralysierte.

Jetzt hör ich Tracy Chapman, die CD, die Karina mir geschenkt hat, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die nächsten 10 Tage, die sie mit der Schule in Dublin verbringen wird, nichts von ihr hören werde. Vielleicht auch noch eine Weile danach.

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2010-09-20 01:11