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2017-05-12 02:46
Do. 11. Mai 2017
Am Donnerstag fand ich es schön,

- dass ich wieder 28 Minuten Plus gemacht habe.

- dass ich mit meinen Aufgaben (gerade jetzt so kurz vor dem Urlaub) so gut voran gekommen bin.

- dass ich, gerade auch auf der Arbeit, im Arbeitsalltag und im Rahmen der Telefonzentrale, immer wieder gute Situationen ergeben, über die ich lachen muss. Immer wieder auf schöne, positive Gedanken komme. Gute Situationskomik halt.

- dass wir heute die Abschluss-Rechnung vom Beerdigungs-Institut bekommen haben, jetzt also Überblick über die Kosten haben. Am Montag werden wir dann den Kredit aufnehmen.

- dass mein Freund einen Teil der Kosten übernimmt, also dass ich ihm dann nicht den ganzen Betrag (vom Kredit) nach und nach zurückzahlen muss. Ja, das finde ich von ihm wirklich total lieb, darüber habe ich mich wirklich gefreut. Also den Großteil übernehme ich. Er wollte nur einen kleinen Teil übernehmen, übernimmt jetzt aber etwas mehr als geplant (er nimmt den Kredit auf, zahlt ihn schnell wieder zurück und ich gebe ihm dann Monat für Monat, nach und nach meinen Anteil davon zurück).

- dass ich heute Abend ein großes Glas 0,5 l frischen Zitronensprudel getrunken habe. Lecker erfrischend, mal was anderes als nur pures Wasser.

- dass ich heute Abend ein frisches paniertes Hähnchenschnitzel (mit Kraut-/Gurkensalat) gegessen habe. Für morgen Mittag (und morgen Abend) ist noch ein (bzw. sind noch zwei) über.

Auf der Arbeit finde ich im Moment so witzig, dass ausgerechnet an meiner Türe (ich bin halt vorne am Empfang) ein Plakat (von einer Aktion) gegen Alkoholsucht hängt. Ausgerechnet ich, die "täglich" Alkohol trinke (Grins).

Im Jahr trinke ich durchschnittlich 3 bis 4 Gläser. Etwa 2 mal im Jahr ein Glas Bowle, also Weißwein mit frischen Erdbeeren und etwa 2 mal im Jahr ein Glas Cola-Whiskey. Und das trinke ich noch nicht mals spontan, sondern plane es schon Wochen vorher ein.

Für Sonntag Abend, als Auftakt in unseren kleinen Urlaub, plane ich wieder ein Glas ein. Darauf freue ich mich schon seit Wochen. Eine Dose Cola-Whiskey steht dafür schon seit Wochen im Kühlschrank. Auch mal was anderes als nur Wasser. Und nach dieser ganzen seelischen Aufregung rund um meine Mutter habe ich mir dieses Glas dann auch "verdient".

Heute Abend ging es mir seelisch nicht so gut. Ich hatte (wegen meiner Mutter) einen heftigen "Moralischen", habe ziemlich geweint (habe etwas gebraucht, um mich wieder zu beruhigen). Eigentlich wollte ich Sport machen, aber vom Weinen hatte ich Kopfschmerzen, lag deswegen schon früh im Bett, bin eingeschlafen. Aber gegen Mitternacht wurde ich dann wieder wach, habe schon mal meine Sachen für morgen sortiert.

Das Beerdigungs-Institut rief mich heute Mittag an. Ich solle mal eben zurückrufen, was ich natürlich auch gemacht habe.

Eine Nachbarin meiner Mutter hat sich als "Kontaktadresse" an sie gewandt, wollte darüber halt mit mir in Kontakt treten. Das Beerdigungs-Institut hat natürlich "Datenschutz", darf meine Daten nicht rausgeben.

Die Nachbarin wollte sich mit mir treffen (was ich abgelehnt habe). Also es ging ihr in erster Linie darum, dass sie meiner Mutter Sachen geliehen hat, die sie jetzt wieder zurück haben möchte (sie haben sich öfters mal getroffen, haben zusammen Karten gespielt usw.). Meine Mutter soll auch noch einen Schlüssel für ihre Wohnung haben (das hat meine Mutter mal erwähnt). Wenn sie in den Urlaub fährt, hat meine Mutter dort die Blumen gegossen, nach dem Rechten geguckt. Ich sollte ihr die Wohnung aufschließen, damit sie ihre Sachen (und ihren Schlüssel) dort rausholen kann, bevor sie in fremde Hände fallen.

Ja, dabei kann ich ihr eh nicht mehr helfen. Ich habe der Frau vom Beerdigungs-Institut erklärt, dass ich vom Erbe zurück getreten bin (worüber wir bereits gesprochen hatten), dass ich die Wohnung laut Anwältin gar nicht mehr betreten darf und die Schlüssel auch seit 2 Wochen nicht mehr habe, sie schon längst an die Vermietung geschickt habe.

Die Frau vom Beerdigungs-Institut wollte dann den Namen der Anwältin haben (um mit ihr abzusprechen, wie sie an den Schlüssel kommt), ich habe ihr statt dessen vom Amtsgericht erzählt (von dem gestrigen Brief), habe ihr den Namen von der Sachbearbeiterin gegeben, die sich um den Nachlass kümmern wird.

Wie mein Freund schon sagte, er glaubt nicht, dass jetzt einfach irgendwelche Nachbarn den Schlüssel bekommen, dort rein marschieren dürfen um dort irgendwelche Sachen raus zu holen. Zuerst muss jetzt die Sache mit den Erben geklärt werden, also meine Tante angeschrieben werden usw.

Außerdem liegt der Autoschlüssel von meiner Mutter auf dem Esstisch (wo wir ihn hingelegt haben). Das Auto wäre auf dem Parkplatz im Weg (Bauarbeiten), solle weg gefahren werden. Laut Anwältin darf ich das Auto eh nicht mehr bewegen. Ja, wie gesagt, ohne Wohnungsschlüssel kommen wir ja auch gar nicht mehr an die Autoschlüssel dran.

Nein, mit diesen Sachen habe ich nichts mehr zu tun und mit dieser Nachbarin möchte ich auch keinen weiteren Kontakt mehr haben (ich kenne sie nur flüchtig, meine Mutter wohnte ja in einem Hochhaus).

Ja, aber wenn ich schon das Beerdigungs-Institut dran hatte, da konnte ich mir die Frage nicht verkneifen, wo meine Mutter jetzt eigentlich ist. Sie wurde schon in der ersten Woche direkt verbrannt, die Urne wurde Ende letzter Woche, also vor einer Woche, in Venlo beigesetzt.

Ja, jetzt ist es also endgültig. Das war seelisch hart für mich. Auch wenn die Ärztin mir selber gesagt hat, dass der Körper voll mit Krebs und Metastasen ist und die Leber von den vielen jahrelangen Medikamenten total "kaputt" und angegriffen ist, trotzdem wollte ich es nicht so richtig wahrhaben. Es gibt ja Fälle, in denen Verstorbene "Scheintod" sind, plötzlich wieder aufwachen. Auch wenn es total unrealistisch ist, ich hatte trotzdem noch eine ganz kleine Hoffnung, dass noch irgend etwas "passiert" und sie plötzlich wieder da ist. Nein, sie wurde bereits verbrannt und die Urne wurde schon in diesem Friedwald vergraben.

Den ganzen Nachmittag habe ich dann schon mit den Tränen gekämpft. Auf der Arbeit konnte ich mich noch sehr gut ablenken.

Aber als ich dann zu Hause die Post (die Rechnung usw.) vom Beerdigungs-Institut in den Händen hielt (ein Din-A-4-Umschlag), in dem auch schon Beileidskarten waren (auch von anderen Nachbarn aus dem Hochhaus, die ich schon seit meiner Kindheit kenne), da war es aus und die Tränen liefen nur noch so.

Es ging jetzt einfach alles so schnell. Vor wenigen Wochen (Ende März) waren wir noch bei ihr zu Hause, da lief sie noch durch die Wohnung. Sie hatte zwar seit Jahren Dauerschmerzen (nahm deswegen ja ständig Schmerztabletten ein, was letztendlich für ihre Leber auch zu viel geworden ist), aber trotzdem ging es ihr "den Umständen entsprechend gut". Sie war immer gut drauf und machte weitere Pläne für die Zukunft.

Ja, und jetzt liegt mein Urlaub vor mir. Die zweite Woche wird seelisch hart für mich.

Ich hatte nur eine Woche Urlaub geplant (werde aber trotzdem das Beste auch aus der zweiten Woche machen).

Mit meiner Mutter habe ich mich seit Jahren nicht mehr alleine getroffen. Sie kam nie alleine, brachte immer ihren Freund mit. Sie sagte immer, es gibt kein "Ich", sondern nur ein "Wir".

Aber mit ihm habe ich mich ja nie so richtig verstanden. Er war nur am Meckern und Moppern, das machte einfach keinen Spaß. Egal was ich gesagt oder gemacht habe, er wusste alles besser, hat über alles nur geschimpft. Jedes Treffen endete in heftigen Diskussionen und Streit.

Erst im letzten Jahr, im letzten September, als es ihm mit dem Darmkrebs schon so schlecht ging, er immer schlapper wurde, häufig im Krankenhaus lag, nicht mehr so viel Laufen konnte, da habe ich mich zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren alleine mit meiner Mutter zum Stadtbummel getroffen. Das war so richtig schön. Wir sind zusammen Essen gegangen, haben ein paar schöne Sachen geholt, waren in mehreren Geschäften.

Meine Mutter hat danach gesagt, dass sie es gerne nochmals machen möchte. Ab Anfang des Jahres lag ihr Freund dann ja fast nur noch im Krankenhaus, da hatte sie eh keine Zeit mehr, war in jeder freien Minute bei ihm.

Dann habe ich meinen Urlaub fest geplant. Nur für eine Woche. In der zweiten Woche muss mein Freund Montag bis Mittwoch Arbeiten. Am Donnerstag ist der Feiertag und ab Freitag hat er dann auch noch mals ein langes Wochenende.

Meine Mutter meinte dann zu mir, dass ich doch (da ich genug Resturlaub habe) die zweite Woche auch noch nehmen soll, an diesen 3 Tagen (Montag bis Mittwoch) können wir uns beide treffen, wieder einen schönen kleinen Stadtbummel machen oder uns gemütlich auf eine Tasse Kaffee ins Wohnzimmer setzen.......

Ja, es hat nicht sollen sein.... Jetzt liegt dieser Urlaub, den meine Mutter sozusagen geplant hatte, vor mir. Ich habe vorhin dann halt auch schon mit meinem Freund überlegt, was ich dann machen werde. Also es ist nicht so, dass ich mich alleine nicht beschäftigen könnte. Mit Leben, Sport und dem Haushalt (und diesem Computer) habe ich immer Beschäftigung (also halt mit meinen Hobbys). Aber es ist halt blöd, weil meine Mutter diesen Urlaub für mich so geplant hatte.

Bei diesem Gespräch liefen mir dann natürlich auch total die Tränen. Zum einen will ich dann endlich mal zum Friseur gehen, die Spitzen etwas nachschneiden lassen.

Und es sind ja nur 3 Tage, die ich alleine bin. Mein Freund hat Frühschicht, kommt also schon am frühen Nachmittag nach Hause. Wenn ich morgens ausschlafe (abends länger wach bin), dann geht der Tag eh schneller um. Ab Donnerstag (ab dem Feiertag) hat er dann ja auch wieder frei.

Ja, ich werde trotzdem sehen, dass ich mich an diesen 3 Tagen mit schönen, positiven Sachen beschäftige. Meine Mutter kommt nicht mehr zurück, damit muss ich halt Leben bzw. es so akzeptieren.

Ja, aber so ein seelisches Auf und Ab, solche Gedanken werden in nächster Zeit bestimmt noch öfters kommen.

Es gibt auch schon viele Momente, in denen ich relativ ruhig und sachlich darüber denke. Wir hatten ja eh nicht ständig oder gar täglich Kontakt. Mit Arbeiten, Sport, Haushalt, Lesen usw. gehen meine Tage oft so schnell vorbei, so dass ich abends dann kaputt bin. Wir haben meistens nur 2 mal wöchentlich telefoniert. Hin und wieder haben wir auch mal eine SMS geschrieben.

Erst seitdem es ihrem Freund so schlecht ging, er (seit Anfang des Jahres) so viel im Krankenhaus lag, meine Mutter sich abends zu Hause so alleine gefühlt hat, erst seitdem hatten wir mehr Kontakt, fast täglich eine kleine SMS und alle paar Tage einen kurzen Anruf.

Und erst seidem ihr Freund Anfang März gestorben ist, hatten wir dann wirklich täglich Kontakt.

Ja, dadurch komme ich im großen und ganzen seelisch ganz gut damit klar. Aber es kommen halt immer mal wieder Situationen, so wie heute der Kontakt mit dem Beerdigungs-Institut, der solche Wunden dann halt wieder aufreißt.

Aber trotzdem freue ich mich jetzt auf den Urlaub. Und für nächste Woche (für die erste Woche) haben wir ja auch ein paar Touren/Ausflüge in verschiedene Städte geplant. Ich will jetzt mal hoffen, dass das Wetter einigermaßen stabil und trocken ist.

Kommentare

07:45 12.05.2017
Ja, ich freue mich wirklich schon total auf den Urlaub. Mal was völlig anderes sehen und hören. Ich fühle mich total gerädert, total urlaubsreif. Und auch endlich mal regelmäßig Zeit für meinen Sport, für etwas mehr Bewegung. Gerade in letzter Zeit war ich abends dafür immer viel zu müde. Die ganze Situation rund um meine Mutter hat mich auch körperlich (nicht nur seelisch) total geschlaucht.
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03:11 12.05.2017
ja, wenn man so zurückdenkt, dann ging das alles schon wahnsinnig schnell - und natürlich denkt man dann ungläubig, dass alles vor nur ein paar Wochen noch so "normal" war ...
Aber jetzt nach vorn und an den Urlaub denken!
Und vielleicht dem Amtsgericht noch Deine Handynummer geben, falls von dort noch ein Kontaktversuch und Fragen kommen, z.B. wegen des Autos oder so
Good luck !
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2017-05-12 02:46