In letzter Zeit fliegen die Tage nur so dahin. Aufstehen, in der Wohnung rumlaufen und wieder hinlegen. Ablenkung bietet das Internet, und schon ist ein Tag wieder vorbei. Allein sein bin ich gewohnt und es macht mir nicht viel aus, aber manchmal ist es doch sehr trostlos. Gerade jetzt zu Corona Zeit bleibt da nicht viel Ablenkungsauswahl. Nachdem mein letzter Therapie Termin beendet war, ging ich mit einem mulmigen Gefühl heim. Das ist es jetzt also, das bin ich, oder? Ich bin sehr verwirrt und will mich absolut nicht mit meiner Diagnose auseinander setzen aus Angst, was sich dann für mich ändern wird. Ich empfinde alles gerade als sehr anstrengend. Ich würde mich am liebsten verkriechen und mich um nichts kümmern müssen, aber so funktioniert das Leben nun mal nicht. Oft sage ich mir, dass es diesen bestimmten Leuten in meinem Umfeld recht geschieht, wenn ihnen etwas schlechtes wiederfährt, dass sie es verdient haben. Jeder bekommt was es verdient, oder nicht? Womit habe ich das alles verdient? Irgendwas lief irgendwann falsch und ich musste mein Leben lang dafür büßen. Als ich in diese Familie geboren wurde, war eigentlich schon alles zu spät. Alles was folgte war mein Versuch etwas gutes aus all dem zu machen. Mir wurden keine Steine in den Weg gelegt, ich wurde damit beworfen. Ich bin kein Mensch der gerne jammert, das empfinde ich eher als Last auf andere Abladen, als gemeinsam für bestimmte Probleme Lösungen zu finden. Witziger weise, bin ich immer diejenige die Hilfe anbietet und mit Sorgen andere nach Hause geht. Zumindest war es eine Zeit lang so. Auch ich habe mich weiter entwickelt und gelernt, dass mir das nicht gut tut. Ich quäle mich mit Sorgen anderer, während diese ruhig schlafen. Daher dieses Tagebuch. Manchmal wird man von Gedanken so gequält, dass man diese los werden will und so ein Tagebuch scheint zu helfen.