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2005-02-17 16:57
Die Geschichte eines Kämpfers
Eigentlich wollte ich ja hier mal mein Pferd ganz aus dem Spiel lassen, aber ich glaube sie hat es verdient einmal erwähnt zu werden und ihre Geschichte zu erzählen.

Wie jedes kleine Mädchen, das manchmal ein Pony reiten durfte, wünschte ich mir ein eigenes Pferd.
So kam es das mich mein Vater am 23.12.1998 fragte, was ich mir denn zu Weihnachten wünsche. Es war nicht schwer zu erraten was ich zur Antwort gab, es war die gleiche Antwort die ich ihm jedes Jahr gab und so sagte ich mich glänzenden Augen: "Papa ich wünsche mir mein eigenes Pferd". Und auch die Reaktion meines Vaters war zu ahnen, er flippte total aus, ich sollte mich mit kleinen Geschenken zufrieden geben und was will ich schon mit einem Pferd, alles nur Arbeit und unnützer Zeitaufwand. Daraufhin ging ich in mein Zimmer und weinte, ich hatte viele Freundinnen die ein eigenes Pferd hatten, doch ich war immer der Aussenseiter, konnte nie mit anderen mithalten, dabei wünschte ich mir doch nur einen Freund, mit dem ich durch dick und dünn gehen konnte, ja mein eigenes Pferd, ganz für mich alleine. Am nächsten Tag, also 24. Dezember fuhren wir zu meinem Pflegepony und schon auf dem Weg dorthin kam mir mein Vater komisch vor. Uns als wir dort waren stand da ein Pferdehänger, der noch nie zuvor da stand, aber so jung ich war, konnte ich keinem Zusammenhang finden, doch als ich die Tür zum Stall öffnete, waren da alle meine Freunde und schrieen gleichzeitig: "herzlichen Glückwunsch" Im ersten Moment wusste ich garnicht was los war, bis ich sie sah, eine braune Stute mit weißer Blesse, die genüsslich an ihrem Heu kaute und da war mir klar, es ist mein eigenes Pferd.
Später stellte sich dann heraus das mein Vater das Pferd per Telefon gekauft hatte, ohne es nur einmal anzusehen. Aber das ist hald mein Vater, null Pferdeverstand aber ein Pferd kaufen.

[Bild nicht gefunden]

Doch wie immer wendete sich das positive meines Lebens in negative, so hatte ich zwar jetzt ein Pferd, aber eines mit dem ich nichts anfangen wusste, sie war total ängstlich, biss, schlug und ging auf Menschen los, ein totales Problempferd eben. Ich hasste sie, sie ließ keinen an sich ran. So beschäftigte sich nur meine Mutter mit ihr und ich behauptete ohne mit der Wimper zu zucken vor allen Leuten: "Nein, ich habe kein eigenes Pferd, es gehört mir nicht"

3 Jahre später stand und dann ein Stallwechsel bevor, dort wurde sie dann von einem Pferdewirtschaftmeister geritten und da erkannte ich das sie doch etas konnte und zum ersten mal verstand ich warum sie so agressiv auf Menschen war, sie lief lange auf der Trabrennbahn, wurde dort geschlagen und MIssbraucht. Da ging ich zum ersten mal ganz alleine in ihre Box und setzt mich auf den Boden, ich sah sie nicht an, doch plötzlich stubste mich eine weiche Nase an, sie kam näher und schnaubte mir ins Gesicht, ich sah zu ihr hoch, tief in ihre Augen und da fiehl mir auf wie traurig doch ihr Blick war, voller Angst erfüllt, nicht voll Agressivität, nein voll Angst. Ihre Augen schienen als würden sie einen Hilfeschrei von sich geben. "HIlf mir das zu vergessen was ich jemals in meinem Leben durchgemacht habe und sei gut zu mir auch wenn ich es nicht bin". Auch wenn es sich blöd anhört, aber von diesem Tag an verstand ich diese Stute, ich verstand sie so, als würden wir schon immer zusammen gehören und wir würden uns schon immer kennen. Mein größter Wunsch war es sie zu reiten und zu meiner Verwunderung klappte das total gut, später ging ich dann auch in Reitstunden, wo ich allerdings wieder sehr viel einstecken musste, da wegen meines Trabers oft gehänselt und ausgelacht wurde, was das vertrauen zu diesem Pferd hart auf die Probe stellte und ich oft nach Hause kam und sagte: "Am liebsten würde ich sie verschenken, ich will sie nicht mehr" Doch wenn ich heute darüber nachdenken, dann fällt mir auf, das ich in diesen Moment nicht anders Gedacht habe, als die Trabrennfahrer, die mit diesen Pferden nur Geld machen wollten, leistete es nichts und brachte kein Geld wurden sie im besten Fall verkauft, doch meistens ging es dann zum Schlachter, wie ein Sportgerät, das man einfach wegwirft. Doch ich dachte nicht anders, ich dachte genau wie diese Menschen, sie brachte nicht das was ich mir vorstellte, konnte nichts und ich konnte wieder nicht mit den anderen mithalten, dabei dachte ich mal wieder nur an mich, nicht an mein Pferd. Wie es das Schicksal so will, habe ich es nicht übers Herz gebracht sie zu verkaufen, ich hatte ein total braves Pferd, sie hatte sich vom damaligen Monster in eine echte Lebensversicherung verwandelt, doch das reichte mir nicht, ich wollte ein Pferd mit dem ich an Turnieren starten konnte. Langsam lernte ich ihr das Springen und dann vor drei Jahren also 2002 startete sie das erste mal auf einem Turnier, leider nicht mit mir, da ich noch zu jung für diese Prüfung war. Wie immer war sie die totale Lachnummer aller Leute, doch sie wurde schließlich 6. Da hieß es, ein Zufall, nichts weiter, mit einem Traber hat man keinen Erfolg. Da war ich so wütend und mich packte der Ergeiz. Ich trainierte jede Woche hart mit ihr und ein Jahr später 2003 ging ich mit ihr an den Start, wie immer schon beim Einreiten Gelächter, doch ich bis die Zähne zusammen und versuchte es zu überhören, auch wenn wir alles im Renntrab ritten, waren wir ziehmlich schnell und wie immer ging meine Stute fehlerfrei so reichte es am Ende auf Platz 5.
Und nach diesem fast perfekten ritt, den ich ohne meine Stute niemals geschafft hätte, hörte das Gelächter auf, sie waren still, sie schwiegen und auch wenn es keiner von ihnen zugab, sie staunten, sie staunten über ein Pferd das zum Schlachter kommen sollte und ein paar Jahre später das beste Springpferd im Stall war.

Ich denke heute noch immer das es Schicksal war das wir uns getroffen haben und ich immer wieder entschied sie doch zu behalten. Heute sehe ich was für ein wundervolles Tier ich habe, total zuverlässig und heute ist es mir egal was die Leute über sie denken, auch wenn sie sagen es ist ein einfacher Traber, ist es mir egal, denn ich weiß es besser.

Sie können es nicht nachempfinden, aber ich habe das beste Pferd gefunden das es für mich gibt und auch mit anfänglichen Schwierigkeiten, die wir gemeinsam gemeistert haben.

Auch wenn es sich jetzt blöd anhört, aber hiermit möchte ich mich bei meiner Stute bedanken, die mich nie im Stich gelassen hat, auch wenn ich es oft verdient hätte. Sie ist ein Pferd mit Kämpferherz und verdient es respektiert zu werden, wie jedes andere Pferd auch. Sie vertraut nicht leicht jemanden, aber wenn sie jemandem vertraut, dann kann kommen was will.

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