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2010-10-29 06:48
Der weinende Clown - 99
Brunos Arm machte sich wieder schmerzlich bemerkbar, dazu fühlte er ein starkes Ziehen im Rücken. Langsam bekam er Angst. Er ging zum Telefon, wählte die Nummer seines Hausarztes und ließ sich für den nächsten Vormittag einen Termin geben. Er fühlte sich unendlich schwach und matt und beschloss, sich aufs Ohr zu legen um etwas zu schlafen.

Als er aufwachte, war es fast Mitternacht. Sein rechter Arm tat ihm höllisch weh. Langsam geriet er in Panik, denn die Schmerzen wurden immer stärker, der Arm war wie abgestorben und hing leblos an ihm, fast so, als ob er nicht zum Rest des Körpers gehören würde. Wie sollte er das nur die ganze Nacht aushalten? Verzweifelt nahm er sein Handy und wählte.
„Hallo Bruno. Ich weiß, weshalb du anrufst“, sagte Gott.
„Verflixt, was ist das? Kannst du mir das sagen?“
„Da kommen eine Menge Dinge zusammen: Eine Sehnenscheidenentzündung des rechten Arms, die Schultermuskulatur ist bretthart, zusätzlich ist ein Nerv eingeklemmt und das Ellbogengelenk angegriffen. Kommt durch deine Schreiberei. Du sitzt zu viel am Computer. Zu wenig Bewegung. Geh morgen Vormittag sofort zum Arzt.“
„Kannst du mir da nicht helfen?“
„Könnte ich. Tu ich aber nicht.“
„Und weshalb nicht?“
„Weil du ein paar Tage vom Computer wegbleiben sollst.“
„Ich will aber weiterschreiben!“, rief Bruno ärgerlich.
„Mag schon sein. Aber ich will’s nicht.“
„Und warum? Kannst du mir das erklären, bitte?“
„Könnte ich. Will ich aber auch nicht.“
Bruno schüttelte entrüstet den Kopf und maulte: „Du immer mit deinen rätselhaften Aussagen!“
„Ich habe etwas vor mit dir. Das genügt. Mehr sage ich nicht.“

Das Gespräch war beendet. Missmutig und übel gelaunt warf Bruno das Handy auf den Tisch, ging zu Bett und versuchte, einzuschlafen, was ihm erst in den frühen Morgenstunden gelang.
Als ihn der Hausarzt am nächsten Vormittag untersuchte, stellte er genau das fest, was Bruno schon wusste.
„Ich würde Sie gerne in die Klinik einweisen.“
„Wie bitte??“ Bruno glaubte, nicht recht gehört zu haben.
„Man sollte dringend eine Kernspin-Untersuchung machen, damit man die Ursachen genau abklären kann. Sicher ist, dass Ihre Beschwerden von Ihrer Tätigkeit herrühren. Daran besteht kein Zweifel.“
„Aber ich kann nicht ...“, versuchte Bruno einen Einwand.
„Sie wollen Ihren Beruf doch noch länger ausüben, hab ich Recht?“
„Schon ja, aber ...“
„Kein Aber. Es ist das Beste, glauben Sie mir. Ich melde Sie gleich an.“ Der Arzt griff zum Telefon und sprach mit einem Kollegen in der Klinik. Nachdem er aufgelegt hatte, meinte er: „Sie fahren nach Hause, holen sich ein paar Sachen, die Sie brauchen und dann ab in die Klinik. Mein Kollege Mayrhofer erwartet Sie. Außerdem sollte ich noch ihre Schilddrüse und ihre Prostata untersuchen. Das kostet aber extra.“
Der Befehlston des Arztes war ihm zuwider. „Wieso kostet das extra? Ich bin doch krankenversichert“, maulte Bruno.
„Diese Leistungen werden aber nicht bezahlt.“
„Dann will ich diese Leistungen nicht. Außerdem funktioniert meine Schilddrüse hervorragend. Dass ich eine leichte Überfunktion habe, weiß ich schon seit gut dreißig Jahren.“
„Na gut, wenn Sie meinen“, erwiderte der Arzt und fuhr fort: „Aber ihre Prostata ... Sie kommen langsam in ein Alter, wo man ab und zu nachsehen sollte.“
„Meine Prostata funktioniert aber perfekt – ich habe sie ein Leben lang gerne benutzt und nur wer rastet, der rostet,“ entgegnete Bruno grinsend und fügte hinzu: „Nein, nein, Herr Doktor, lassen Sie mal. Außerdem will ich in meinem Alter nicht mehr zum Bezirksbefruchter werden ...“
„Ihre Entscheidung.“ Der Arzt machte einen etwas belämmerten Eindruck und fand Brunos letzte Bemerkung anscheinend nicht lustig. Vermutlich waren ihm Patienten, die wussten, was sie wollten und dies mit Nachdruck kund taten, selten untergekommen und daher äußerst suspekt.
„Fahren Sie aber bitte nicht mit dem eigenen Wagen. Nehmen Sie sich ein Taxi.“
Mit diesen Worten drückte er ihm einen Überweisungsschein in die Hand.
„Danke für den Tipp.“

Kommentare


unbekannt
16:27 30.10.2010
Belämmert? Mäh.

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2010-10-29 06:48