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2010-10-25 06:45
Der weinende Clown - 95
Schon früh am Morgen war Karsten wach, gut gelaunt und kam lärmend in Sarahs Schlafzimmer, um sie zu wecken. Bruno, neben ihr liegend, schlief noch tief und fest.
„Pssst! Nicht so laut. Bruno schläft noch. Komm, wir machen Frühstück zusammen.“

Leise stand sie auf, schlich mit dem Jungen auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Eine gute halbe Stunde später, als das Frühstück fertig war, ging sie ins Schlafzimmer, um Bruno zu wecken. Sie küsste ihn zärtlich auf die Wange und flüsterte: „Aufwachen, du Faulpelz, das Frühstück ist fertig und die Sonne scheint.“
Er räkelte sich genüsslich, öffnete die Augen. Karsten, der hinter Sarah hergelaufen war, rief: „Bruno ist ein Faulpelz, Bruno ist ein Faulpelz ...“

„Guten Morgen, Süße“, sagte er noch völlig schlaftrunken.
„Na – gut geschlafen?“
„Fantastisch.“
„Also, dann komm frühstücken.“
Eine viertel Stunde später saßen sie zusammen am Tisch und unterhielten sich über alles Mögliche, als Karsten plötzlich meinte: „Heute Nacht habe ich was ganz Tolles geträumt.“
„So, so, hast du das? Was hast du denn Schönes geträumt, mein Schatz?“, wollte Sarah wissen.
„Ich habe geträumt, der liebe Gott war bei uns zu Besuch. Er hat sogar mit uns zu Abend gegessen“, antwortete der Junge.

Bruno blieb fast der Bissen seines Wurstbrötchens im Hals stecken. Er verdrehte die Augen.
„Na ja – ein sehr sonderbarer Traum.“ Sie stutzte und schüttelte erstaunt den Kopf, als sie schließlich meinte: „Jetzt, wo du das sagst: Ich habe so etwas Ähnliches geträumt.“
„Na – ihr habt vielleicht Träume“, warf Bruno ein und lächelte gekünstelt. Ihm war sehr unwohl in seiner Haut. Sarahs Blick fiel auf die Blumenvase. Sie nahm Brunos Hand, drückte sie und meinte: „Übrigens noch mal vielen Dank für die Blumen – sie sind wirklich wunderschön – und außergewöhnlich.“
„Aber – aber ...“ stotterte er.
Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern fuhr fort: „Und das Originellste daran ist, dass du die Vase gleich mitbringst ... Scheint ein wirklich wertvolles Stück zu sein.“ Sie lachte.
Bruno wusste nicht, was er sagen sollte.
„Sag mal, woher hattest du überhaupt den sündteuren Wein?“
„Ach den ...? Hat mir mal jemand geschenkt, glaube ich.“
Langsam war der Groschen bei ihm gefallen. So also hatte der alte Herr da oben das geregelt! Er hüllte einfach alles in den Mantel des Vergessens, verwandelte die Realität in einen Traum und damit waren sämtliche Probleme schlagartig gelöst ...

Bruno empfand es als höchst praktisch. Sollte man auch können – das Leben wäre vermutlich um einiges leichter, dachte er und lachte still in sich hinein. Nun hatte er wieder Oberwasser. „Es ist nur eigenartig, dass Karsten und ich das gleiche träumten – so etwas kommt wirklich nur ganz selten vor. Eigentlich fast unmöglich“, meinte sie kopfschüttelnd.
„Da siehst du mal, wie eng Mutter und Kind miteinander verbunden sind. Hängt vermutlich mit den Genen zusammen.“ Er zuckte lässig mit den Schultern und meinte weiter: Vielleicht gibt es ja tatsächlich so etwas wie eine unsichtbare Nabelschnur.“ Er grinste schelmisch und beschloss im Stillen, Gottfried nicht mehr zu erwähnen und bei nächster Gelegenheit den Sinn des Ganzen zu hinterfragen.
„Was ist eine Nabelschnur, Mama?“, fragte Karsten interessiert.
„Das ist – das ist ... Trink deinen Kakao, er wird sonst kalt.“

Kommentare


unbekannt
14:03 25.10.2010
Bruce Allmächtig.

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2010-10-25 06:45