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2015-06-18 20:10
Der Teufel steckt im Detail

Etwas anderes fällt mir nicht ein, wenn ich an die letzten Tage denke. Am Montag war ja die Belegschaftsansprache. Mit welchen Ergebnis? Es gehen 61 Leute. Erst sollten 89 Leute gehen, man konnte sich auf 61 einigen. Das ist ein schwacher Trost, aber immerhin etwas. Seit Dienstag finden Personalgespräche statt, die bis nächsten Dienstag dauern. Es ist schon mal ein kleiner Lichtblick, daß aus unserer Abteilung niemand gehen muß, aber das ungute Gefühl bleibt. Wer weiß, was uns in den nächsten Monaten noch so erwartet. Daß die Stimmung im Keller ist, muß ich an dieser Stelle nicht erwähnen. Seit gestern sind die ersten Namen im Umlauf. Wenn man hört, wer gehen muß, dann wird einem ganz anders. Es dauert nicht mehr lange, dann redet kein Mensch mehr davon. Genau wie von unserem besten Mann. Natürlich leiden wir alle unter dem Verlust, aber ändern können wir es auch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er irgendwann noch mal auf der Matte steht. Eher würde man sich die Hände abhaken. Es hätte auch keiner Mitleild mit mir, wenn ich hätte gehen müssen. Ich hätte dann zur Erkenntnis kommen dürfen, daß ich mich völlig umsonst zum Affen gemacht hätte. Und dafür tritt man den Leuten mehr als einmal gedanklich vors Schienbein. Daß die Stimmung jetzt noch mehr im Keller ist, muß ich an der Stelle nicht erwähnen. Man geht sich wegen jeder Kleinigkeit an die Kehle, aber den Zustand haben wir nicht erst seit gestern. Eigentlich wollte ich mich ab heute nur noch auf meine Vertretung konzentrieren, aber das konnte ich mal wieder knicken. Das bißchen, was ich noch habe, mache ich noch fertig und dann muß auch mal gut sein. So kann das auf Dauer nicht weiter gehen.

Ich gehe zwar gerne arbeiten, aber ich kann es kaum noch erwarten, endlich Urlaub zu haben. Drei Wochen nichts hören und sehen, genau das brauche ich. Es ist schon so weit, daß ich von der Arbeit träume und mir das alles auf den Magen schlägt. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn mein Chef nicht jeden Tag meckern würde, daß er gar nicht mehr weiß, wo er anfangen soll. Was soll ich denn sagen? Ich tippe mir jeden Tag die Finger wund und weiß oft nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Ich halte ihm doch den Rücken frei, von daher hat er gar keinen Grund, sich zu beschweren. Ich kann doch auch nichts dafür, daß Ekel Alfred seit dem 18.05. fehlt. Was soll der Kerl denn machen? Soll er sich mit Schmerzen ins Büro setzen und sich jeden Tag von der Pflegeschwester bringen und abholen lassen? Ekel Alfred wäre sicher froh, wenn er die OP an der Bandscheibe hätte umgehen können. Ich sehe es schon kommen: es dauert nicht mehr lange und ich liege wieder im Krankenhaus. Bei dem momentanen Streß wäre das normal. Das wünsche ich mir nicht, aber ändern könnte ich es nicht. Apropos Krankenhaus: seit heute ist meine Mutter wieder zu Hause. Was man gefunden hat? Nichts. Das ist erfreulich, aber wenn man bedenkt, daß es ihr nicht paßt, daß ich an meinem Rechner sitze, möchte man so ins Essen brechen. Ich bekam mit, daß sie meinen Vater fragte, ob ich ihn auch jeden Abend allein gelassen hätte. Habe ich Lust auf Fußball? Nicht wirklich. Daß ich ein wenig Zeit und Ruhe für mich brauche, ist völlig egal. Ich bin ja schon groß.

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2015-06-18 20:10