Nun ist, aus Strömen von Blut und Tränen, der letzte Abend des Jahres 1918 herangekommen! „Ein Jahr des Unheils“ ist dahin, wie die lebende Generation noch keines gesehen hat! Gestürzt ist Alles, was unserem Leben bis dahin halt verlieh: Kaiser, Heer, Reich!! Nun diese Grundpfeiler gefallen sind, wer soll uns nun schützen und stützen?
In Berlin wüten Kämpfe der verschiedenen „Regierunggruppen“ gegen einander! In Hamburg und Kiel wüten die Urheber alles Unheils, die Matrosen! So müssen wir Gott danken, daß durch die Anwesenheit der Franzosen, hier Ruhe herrscht! Dieselben spielen sich natürlich als Sieger auf und ihre Schikanen drücken die Bevölkerung – aber alles dies ist noch besser, als das Wühlen und Gähren im Volke! Wie hat dieser schreckliche Krieg die Massen verroht und die Gesinnung dieser Klassen auf das Nivea des Tieres heruntergedrückt!

Wie wilde Bestien gehen sogar hier in der Kleinstadt die „Roten“ herum und hetzen und wühlen unter den besseren Elementen und predigen Raub, Mord und Plünderung! --- Allgemein nimmt man an, daß 50% Vermögenssteuer erhoben wird und daß, außer Hungersnot, eine allgemeine Verarmung bevorsteht! Die Jugend kann noch hoffend in die Zukunft blicken, das Leben steht ihr offen! Wir, die ältere Generation haben nichts mehr zu hoffen – das Ende unseres Lebens, welches wir in Ruhe und ohne Geldsorgen hinzubringen gedachten, naht mit unzähligen Sorgen – Not, Mangel, Armut!! Gott erbarme sich unser!