Wenn man erkennt, daß sich im neuen Jahr so gar nichts ändert, was die Moral der Jungs angeht, wird einem klar, daß das Jahr genau so wird wie das Jahr davor. Am Dienstag kommt ein Kollege ganz aufgeregt ins Büro und fragt, ob wir den Fahrer anrufen können, der die Pakete abholt. Es wären zwei Pakete stehen geblieben. Daß was stehen bleibt, ist mal was ganz neues. Das passiert doch sonst nie, dafür kann ich glatt meine Hand ins Feuer legen. Aber irgendwann ist ja immer das erste Mal. Der Fahrer kam zurück und von jetzt auf gleich wurden aus zwei Paketen sieben Pakete. Mir war bis Dienstag nicht wirklich bewußt, daß sich auch Pakete vermehren können. Vielleicht hätte ich in der Schule besser aufpassen sollen. Das habe ich jetzt davon. Dafür bin ich jetzt um einiges schlauer. Man lernt eben nie aus. Und da ich meine Klappe nicht halten kann, habe ich dem Kollegen am Mittwoch gesagt, daß ich nicht anrufe, wenn wieder was stehen bleibt. Daß der Kollege am Donnerstag nicht mit mir geredet hat, war klar. Ich bin es so leid, für die anderen die Nanny zu spielen. Ich behaupte nicht, perfekt zu sein und keine Fehler zu machen, aber ich kriege es irgendwie hin, mich den ganzen Tag auf meine Arbeit zu konzentrieren. Und wenn ich das kann, können andere das auch. Ich weiß aber, daß ich nicht von mir auf andere schließen soll. Ich sollte die Jungs wirklich mal ins offene Messer laufen lassen. Ändern wird das zwar auch nichts, aber es wäre ein Versuch wert. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, wie ich das bis nächstes Jahr aushalten soll. Aber das macht nichts, denn in den Dingen bin ich schon längst abgehärtet. Schlimmer kann es nicht werden.