Am Samstag ist nun seine Beerdigung und mir widerstrebt es dermaßen das ich da hin muss.
Ich kenne schließlich niemand von seiner Familie.
Er macht sich einfach aus dem Staub und dann stirbt er und ich kann auf seine Beerdigung. Das ist nicht gerecht.
Aber was ist denn schon gerecht?
Ich hab noch so viel wut in mir, das er mich einfach verlassen hat, ohne eine Möglichkeit ihn noch mal zu erreichen oder zu sprechen.
Die ganzen Monate in denen ich mir so viele Sorgen um ihn gemacht habe.
Hat er ein einziges Mal an mich gedacht in dieser Zeit?

Das macht doch alles keinen Sinn.
Ich werde nie die Antworten erhalten die ich mir gewünscht hätte.

Ich will da einfach nicht hin

Und es tut so weh

Ich mag nicht auf seinen Bruder oder seine Tochter treffen, ich mag keine Fragen mehr beantworten.
Ich mag mir keine vorwürfe mehr machen müssen.

Ich weis das ich nicht schuld bin. Ich konnte nicht mehr auf ihn aufpassen wie ich es die letzten Jahre gemacht hatte.

Er ist gegangen, er sagte ja das er auch ganz gut auf sich selbst aufpassen könnte, ich brauche keine Angst zu haben.
Ich seh ja nun wie er es konnte.

Ich frage mich nun jeden Tag: Hat er noch an mich gedacht?
Hat er sich in seiner letzten Zeit noch geborgen oder geliebt gefühlt?

Er hatte wohl eine starke Erkältung, trank zu viel, aß wahrscheinlich auch fast nichts, lebte in einem unbeheizten Zimmer, obwohl er immer so gefroren hat und es ihm immer zu kalt war.
Warum hat er das auf sich genommen?
Nur um trinken zu können?
Für verfickte 7 Monate?
Hat er es sich so vorgestellt?

Ich würde gerne die Uhr zurückdrehen, ihn suchen und zu mir holen. Auf ihn aufpassen und noch ein paar schöne Jahre verbringen.
Scheiße.

Alkohol macht so viel kaputt, erst in meiner Ursprungsfamilie und nun hier.
Ich wollte nie wieder etwas mit jemand zu tun haben der trinkt, aber irgendwie komme ich immer und immer wieder genau auf die.

Aber er war so anders. Lieb, zärtlich, hilfsbereit. Der scheiß Alk halt. Er hat mir so viel geborgenheit gegeben. Wir sind jede Nacht angekuschelt eingeschlafen.
Das fehlt mir so.
Er hat halt im Prinzip sein Leben lang nur das getan was er wollte.
Er hat sich stark zurückgenommen und wirklich rückssicht auf mich  genommen, ausser wenn er so richtig trank, dann war ich es, die rücksicht nahm. Nein, diese Zeit wollte ich nicht mehr haben, weil sie so an meinen Kräften gezehrt hat.
Er konnte es nie verstehen warum ich solche Angst um ihn hatte, das sein Körper das irgendwann nicht mehr mit macht.

Könnte ich einfach absagen? Schreiben das ich nicht komme, irgendwiie empfinde ich es als Pflicht auf die Beerdigung zu gehen.
Wäre ich gestorben, er hätte es ja nicht mal mit bekommen.
Das ist einfach nur ungerecht

Das raubt mir den schlaf und am Tag kann ich an nichts anderes mehr denken, ich bin froh wenn es vorbei ist.
Er hat mir immer bei meinen Entscheidungen geholfen, weil ich mich mit Entscheidungen immer schwer tue.
Ich weis er würde sagen: Dann geh halt nicht, es kann dir ja keiner was vorschreiben..
Er hätte eh keine Beerdigung gewollt, sondern das sein Asche verstreut wird.
Es hat mich niemand gefragt und ich habe nichts gesagt.