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2017-02-04 19:00
Allein gegen alle

Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich es noch lange ausgehalten hätte, wäre die Laune im Büro noch weiter auf dem Tiefpunkt. Mich hat es auch gewundert, daß Ekel Alfred nichts dagegen hatte, daß ich gestern eine Stunde früher gegangen bin. Es war gar nicht so verkehrt, daß ich für ein paar Tage die beleidigte Leberwurst gespielt habe. Was das angeht, kann ich mich jetzt doch auf den freien Tag freuen, auch wenn bis dahin noch viel passieren kann. Vielleicht hat Ekel Alfred nächste Woche Freitag was zu meckern, weil ich ihn nicht genug unterstützt habe, wo Herr L. über eine Woche krank war. Ich glaube eigentlich nicht, daß der Spruch noch mal kommt. Und wenn doch, dann geht das an einem Ohr rein und am anderen Ohr wieder raus. Ihm dürfte nicht entgangen sein, daß ich wie eine Verrückte in die Tasten gehauen habe. Und so ganz nebenbei habe ich mir die Zeit genommen, um mit meiner Kollegin noch mal eine Ausfuhrerklärung zu machen. Es soll ja auch Leute geben, die irgendwie versuchen, so einen Zustand einigermaßen aufzufangen. Wobei ich manchmal nicht weiß, woran ich bei ihm bin. Wenn sich der Urlaub von S. und Herrn L. überschneiden und ich für S. Vertretung mache, nehme ich mir sogar noch ein paar Sachen vom Export, wenn es fürs Inland etwas ruhiger ist. Was ihm auch wieder nicht recht ist und er der Meinung ist, daß ich die Sachen liegen lassen soll, damit die Leute auch mal sehen, daß man zwei Leuten eben nicht alles schaffen kann. Wenn die Herren meinen, die Sachen liegen lassen zu müssen, wenn ich drei Wochen Urlaub habe, müssen die beiden das mit sich ausmachen und mich da raus halten. Wie man es macht, macht man es falsch. Am besten höre ich gar nicht mehr auf solche Sprüche und mache mein eigenes Ding. Im nächsten Jahr ist eh alles ganz anders, von daher soll sich der Kollege mal daran gewöhnen, daß ich am Ende doch das mache, was ich für richtig halte. So ist allen geholfen. Irgendwann muß auch mal Schluß sein.

Irgendwie war in der Woche eh der Wurm drin und als wäre das nicht genug, gab es gestern Diskussionen mit einem Kollegen vom Vertrieb. Seit Wochen wenn nicht sogar seit Monaten beschwert sich ein Kunde aus der Schweiz, wenn man die Sachen nicht umgehend verschickt. Das geht so weit, daß man das bei der Geschäftsführung meldet. Ich finde, daß besagte Kollegen vom Vertrieb an anderer Stelle ihre Mails unter die Leute bringen. Was nutzt es, wenn ich die Mails kriege und die Sachen zum Verpacken noch gar nicht bei uns sind. Genauso gut könnte ich mich auch mit meiner Zahnbürste unterhalten, aber das Gespräch verkneife ich mir. Dann war die noch die Sache mit den drei Paketen, die am Mittwoch stehen geblieben sind. Was nicht an mir lag, wenn man die Sachen nicht beklebt. Man hat uns sogar angeboten, daß man die Sachen von der Zentrale abholt, aber das wurde von uns abgelehnt. Was ich natürlich hätte machen können, war aber ehrlich gesagt zu faul. Das soll jetzt keine Entschuldigung sein, es war einfach nur blöd von mir. Wir haben uns auch über die Jungs unterhalten und R. ist der Meinung, daß man das doch Herr E. mal sagen soll. Und das bringt es dann? Ganz bestimmt nicht, wir haben das nämlich schon so oft gesagt. Das geht dann drei Tage gut und dann fängt der ganze Mist von vorne an. Die Leute vom Vertrieb können ja auch was sagen, ich hätte nichts dagegen. Es ist schon traurig genug, daß ich mich jeden Tag über diverse Kommentare ärgern muß. Wie soll das nur werden, wenn der Leihmann in drei Wochen weg ist? Dann geht alles den Bach runter, aber das ist ja nicht weiter dramatisch. Ich renne dann keinem mehr nach und kontrolliere, ob auch alle Pakete beklebt sind. Wenn was stehen bleibt und ich das trotzdem sehe, werde ich nicht mehr anrufen und das sagen. Das klingt zwar nach Kindergarten, aber das ist mir jetzt auch egal. So einfach ist das.

Mein Vater hatte heute eine Idee: ich soll ihm mal zeigen, wie man im Internet die Zeitung liest. Die Zeitung ist ihm zu teuer geworden. Für ihn ist das jetzt ein Grund, nicht mehr die Zeitung zu holen. Es ist nicht so, daß ich meinem Vater nicht zeigen will, wie das mit dem Internet so funktioniert, aber ich weiß auch, wie mein Vater ist: ein verkehrter Klick hier, ein falscher Knopf da und das Internet ist dann Geschichte. Mir soll das egal sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Vater so große Lust darauf hat, in regelmäßgen Abstanden jemanden raus kommen zu lassen, der mir alles wieder einrichtet. Wenn er dafür Geld über hat, kann er auch jeden Tag die Zeitung holen. Habe ich da nicht recht? Ich will meinem Vater ja nichts, aber er kriegt doch schon Panik, wenn er auf der Fernbedienung eine falsche Taste drückt. Und dann will mein Vater im Internet die Zeitung lesen. Wem will er das denn erzählen? Meine Mutter setzt sich bestimmt nicht an den Rechner, das ist ihr zu viel Technik. In meiner Familie gibt es noch nicht mal ein E-Book, weil wir lieber ein richtiges Buch in der Hand haben wollen. Unter der Woche lese ich nun mal gerne, was so los ist. Soll ich mich dafür an den Rechner setzen? Ganz bestimmt nicht, denn dann komme ich gar nicht mehr in die Gänge. Ich gehe mal davon aus, daß man die Idee irgendwann in die Tonne hauen kann. Wundern würde mich das nicht. Jetzt mal ehrlich: mein Vater tut gerade so, als würde er dadurch ein Stück Fleisch weniger essen. Was gibt er denn schon großartig an Geld aus? Mir fällt jetzt nichts ein. Er könnte ja auch aufhören, jede Woche Lotto zu spielen und das Geld für die Zeitung nehmen. Ist das nicht ein schöner Gedanke? Ich finde schon. Dinge gibts, die gibts nicht.

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2017-02-04 19:00