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2018-10-04 02:17
27.10.2010
Hallo zusammen,

mir geht es nicht so gut. Heute hatte ich einen völligen Nervenzusammenbruch. Die Stationsschwester war schon mehrmals bei mir, um zu gucken, wie es mir jetzt geht. Seit etwa 10 Uhr habe ich mein Zimmer nicht mehr verlassen und habe fast den ganzen Tag über nur im Bett gelegen und geweint. Aber der Reihe nach...

Heute morgen hatte ich zuerst Aquajogging, zu der Zeit war meine kleine Welt noch relativ in Ordnung. Die Musik (Boney M.) war gut und flott, das Laufen im Wasser hat mal wieder Spaß gemacht, die Gruppe an sich war heute morgen gut, es waren mehrere dabei, die nach der Kehrtwendung nicht sofort in Gang kamen und erst auf der Stelle gelaufen sind (so wie ich immer), so dass ich mir nicht so sehr wie eine Außenseiterin vorkam. 

Danach hatte ich Rückenschule. Das war heute mal wieder sehr interessant. Heute ging es um den gesamten Muskelaufbau und wie die einzelnen Muskelgruppen zusammen hängen (die einzelnen Namen davon habe ich als Laie natürlich längst wieder vergessen). Wir haben ein kleines "Spielchen" gemacht. Wir saßen uns immer zu zweit gegenüber, einer hielt eine Stange in der Hand (immer im Wechsel) und machte die Augen zu. Der andere übte einen Druck in verschiedene Richtungen aus, also mal ziehen, drücken, mal nach rechts, mal nach links. Man sollte die ganze Zeit die Spannung halten, unbeweglich sitzen bleiben und hinterher sagen, mit welchen Muskeln man überwiegend dabei gearbeitet hat. Ich war dabei mal wieder die ganz große Ausnahme. Alle haben die Hauptkraft aus den Bauchmuskeln genommen, die waren bei mir jedoch irgendwie völlig locker, meine gesamte Kraft kam dabei aus den Oberschenkeln, damit habe ich mich dabei voll und ganz ausbalanciert. Da ist wohl eine Seltenheit, dass man so darauf, also auf diese Übung reagiert. 

Danach wurden uns die verschiedensten Sportarten vorgestellt, mit ihren Vor- und Nachteilen, welche Sportart für welche Muskelgruppe am besten geeignet ist, oder eben nicht. Ich werde beim Fahrrad fahren, beim Schwimmen (in diesem Zusammenhang auch beim Aquajogging) und auch beim Nordic Walking bleiben.

Danach hatte ich Visite (und von da an ging es bergab). Berlin hat bezüglich der Verlängerung immer noch nicht geantwortet. Als der Arzt mich gefragt hat, wie es mir geht und er von meinen immer stärker werdenden Schmerzen gehört hat, meinte er schließlich, dass der Antrag auf Verlängerung ein Fehler war (diesen Antrag wollte er noch heute in Berlin rückgängig machen). Man könne mir nicht mehr helfen (zumindest hier nicht!). Mein Schmerzgedächtnis sei viel zu ausgeprägt. Ich müsse lernen, mit diesen Dauerschmerzen zu leben und soll versuchen, mich mit so vielen positiven Ablenkungen (Hobbies usw.) wie möglich von diesen Schmerzen abzulenken und diese Schmerzen zu ignorieren. Diese Klinik ist darauf spezialisiert, Menschen nach OP's (Hauptsächlich nach Bandscheibenvorfällen) wieder zurück ins Leben zu helfen. Ich bin hier der erste Patient mit chronischen Schmerzen und einer angeborenen Krankheit, man könnte mir hier nur Tipp's geben (z. B. im Rahmen der Rückenschule oder bezüglich neuer Hobbies wie dem Aquajogging oder Nordic Walking), aber dafür würden 3 Wochen voll und ganz ausreichen. Aber so, wie der Arzt es mir "vor den Kopf geknallt hat", in dem Moment fühlte ich mich total hilflos und von allen voll und ganz aufgegeben und bin weinend zusammen gebrochen. Was mache ich hier überhaupt, wenn die auf solche Fälle eh nicht spezialisiert sind und mir nicht helfen können? Von dieser Reha habe ich mir wesentlich mehr versprochen, sonst hätte ich sie gar nicht angetreten. Ich soll nächste Woche (wie geplant am 03.11.) nach Hause fahren (meine Mutter holt mich ab, das war vorher schon so ausgemacht) und soll mich dann "postwendend" in ärztliche Behandlung (also zu meinem Hausarzt) und weiterhin in psychologische Behandlung begeben. Morgen habe ich auch hier den nächsten Termin bei der Psychologin.

Seitdem hänge ich auf meinem Zimmer rum. Nachdem ich über Stunden immer und immer wieder geweint habe (weil die mich auch von hier aus aufgegeben haben, was mache ich hier eigentlich, wenn mir eh keiner mehr helfen kann??), sehe ich heute nicht mehr allzu "toll" aus (dicke, rote Augen). Der Arzt hatte sich nochmals nach mir erkundigt und hat mir nach einigem Hin und Her endlich die Zusage für eine Massage gegeben, damit ich mal ein bisschen Linderung bekomme. Er hält zwar selber ganz und gar nichts davon, sah aber ansonsten überhaupt keine Möglichkeit mehr, mir irgendwie zu helfen. Jetzt hoffe ich nur, dass der Masseur hier zumindest annähernd so gut ist wie meiner zu Hause, damit ich auf jeden Fall etwas Schmerzlinderung danach habe (meiner wüsste sofort, an welche Stellen er am unteren Rückenbereich gehen müsste, um mir zu helfen), aber noch habe ich keinen Termin bekommen.

Nachdem ich dann weder heute Mittag noch heute Abend beim Essen anwesend war (ich habe mich den ganzen Tag über nur von Schokolade ernährt), bekam ich heute Abend dann überraschend von der Dame Besuch, die am Tisch direkt links neben mir sitzt (59 Jahre, ein total lieber "Mütterlicher" Typ). Sie hatte mich vermisst und sich Sorgen gemacht und wollte deswegen mal nach mir sehen. Darüber habe ich mich in diesem Moment total gefreut, damit hatte ich nicht gerechnet (sie nahm mich auch kurz in den Arm, das fand ich total lieb von ihr). Die Stationsschwester kam auch noch mehrmals. Sie meinte, ich sei nicht alleine und wenn was wäre, dann solle ich den Notknopf drücken (ist in jedem Zimmer), sie würde dann so schnell wie möglich kommen. Aber so weit wird es bei mir nicht kommen. So viel wie heute habe ich zwar schon Ewigkeiten nicht mehr geweint (mir kamen bis vorhin immer und immer wieder aufs Neue die Tränen, ich versuche zwar, aus dieser Reha möglichst viel positives zu "ziehen", aber das klappt noch nicht so wirklich), aber jetzt habe ich mich wieder etwas besser unter Kontrolle. So heftige Depressionen habe ich noch nie gehabt.

Heute Abend habe ich mich dann hingesetzt und habe fleißig Karten geschrieben. An alle Menschen, die mir am Herzen liegen und an die ich hier viel denke. Nur nicht an meine Arbeitsstelle (obwohl ich es eigentlich vor hatte). Was soll ich denn da schreiben? Wenn mein Chef davon hört, dass es mir jetzt noch schlechter geht als vorher (körperlich und seelisch), der wird sich nicht gerade "freuen". Ich weiß ja selber nicht, wie es jetzt weitergehen soll (deswegen bin ich heute ja so zusammen gebrochen, aus Angst vor der Zukunft).

So, nachdem ich heute dann ja alle weiteren Termine "geschwänzt" habe (Sequenztraining in der "Mucki-Bude" und Krankengymnastik), aber der Arzt weiß darüber ja Bescheid, will ich morgen wieder normal weitermachen und versuchen, aus der letzten Woche so gut es geht das Beste zu machen. Meine Tischnachbarin meinte vorhin zu mir, wenn ich morgen früh nicht zum Frühstücken komme, dann würde sie mich persönlich abholen kommen. Das fand ich total lieb von ihr. Dadurch fühlt man sich hier wirklich nicht mehr ganz so alleine. 

Mal sehen, wie morgen dann der Tag verläuft.... (hoffentlich besser als der heutige...)

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