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2018-10-04 02:13
26.10.2010
Hallo zusammen,

mir geht es nach wie vor unverändert schlecht. Die Schmerzen, die Stiche im unteren Rücken, spüre ich von Tag zu Tag mehr. Von meinen seelischen Problemen und den vielen Tränen ganz zu schweigen...!! Im Prinzip "erfüllt" sich hier alles, wovor ich zu Hause eine so große Angst hatte. Zum einen halt die ständig stärker werdenden Schmerzen und dann die Einsamkeit (als Außenseiter). Am Tisch reden zwar alle weiterhin mit mir, aber hier gilt, entweder ganz oder gar nicht. Entweder ständig mit allen zusammen zu sein, oder man gehört "nicht mehr dazu". Und ich habe halt zwei Seiten sozusagen. Manchmal finde ich es sehr schön, mit anderen zusammen zu sein, Spaß zu haben, abgelenkt zu werden und zum Lachen gebracht zu werden. Und dann liebe ich es aber auch, wenn ich meine Ruhe habe, wenn ich für mich alleine sein kann, ein bisschen Lesen, etwas Fernsehen gucken, im Bett liegen und einfach locker entspannen oder halt auch im Internet zu surfen und gucken, was es so neues gibt. Aber sobald man hier an einem gemeinsamen Treffen nicht teilnimmt, erfährt man von den weiteren Vorhaben gar nichts mehr. Die anderen haben sich z. B. für Samstag Abend Eintrittskarten für eine Comedy-Vorführung gekauft. Bis ich davon völlig zufällig erfahren habe, waren alle Eintrittskarten längst weg. Ich werde also am Samstag Abend alleine hier im Zimmer rumhängen (sofern sich bis dahin nicht eventuell mit anderen Patienten irgendwas ergibt). Nachdem ich heute Abend beim Essen davon erfahren habe, bin ich nach Netto gegangen (nur 5 Fußminuten von hier) und habe mir reichlich Schokolade gekauft und so lange gefuttert, bis es mir schlecht geworden ist... Ich weiß, das war nicht gerade die "ideale Lösung", aber in dem Moment konnte ich nicht anders. Ich werde jetzt versuchen, die nächsten 2 Wochen hier irgendwie rumzukriegen und das beste daraus zu machen (sofern es irgendwie möglich ist). Das einzigste, was hier für mich körperlich besser ist, das ist, dass es meiner Schulter deutlich besser geht. Ich habe hier so viel Bewegung und körperliche Abwechslung, dass meine Schulterschmerzen deutlich weniger geworden sind. Was solls, dafür spüre ich den unteren Rücken halt von Tag zu Tag mehr.

Dann habe ich mit einer Frau von meinem Tisch etwas Probleme. Sie ist 61 Jahre und Diabetikerin. Deswegen bekommt sie täglich einen Joghurt als Zwischenmahlzeit. Wegen meinen Allergien (heute gab es Kiwis, die ich ja leider auch nicht vertrage) bekomme ich ja ebenfalls einen Joghurt. Heute hat mir diese Frau meinen Joghurt richtig aus der Hand genommen und meinte, sie sei Diabetikerin, hielt mir ihren Ausweis unter die Nase und steckte beide Joghurts ein. Ich war überrascht, teils sauer, teils sprachlos, bin aber nicht "stark" bzw. selbstbewusst genug, um mich gegen so etwas zur wehr zu setzen. Stattdessen habe ich mir vorhin bei Netto auch einen Joghurt geholt, den ich vorhin in aller Ruhe gegessen habe. 

Heute Morgen hatte ich zunächst eine Schulung bezüglich Bürostühle und richtiges Sitzen. Es wurden sehr viele Tipps und Regeln genannt, auf die es beim richtigen Sitzen ankommt. Demnach ist mein Stuhl ganz bestimmt nicht der richtige für mich. Eine Kollegin von mir, die längst im Ruhestand ist, hat diesen Stuhl für uns beide vor vielen Jahren ausgesucht (ich war damals nicht dabei). Es ist fast schon ein großer "Chef-Sessel". Eigentlich sollte man zur Unterstützung des Rückens überwiegend angelehnt sitzen und dementsprechend die ganze Sitzfläche ausnutzen. Wenn ich jedoch "komplett" auf diesem Stuhl sitze, komme ich kaum noch an den Tisch heran. Der ist viel zu groß für mich. Es hieß heute Morgen, es wäre eine "todsünde", wenn man ständig mittig oder am vorderen Rand des Stuhles sitzen würde, dadurch einen krummen Rücken bekommt und automatisch die Schultern nach vorne hängen lässt. Aber genau das ist meine "normale" tägliche Haltung während der Arbeit. Wir hatten heute während dieser Schulung 10 verschiedene Stühle und jeder sollte sich mal auf jeden setzen. Das war sehr interessant (die einzelnen Unterschiede) und es waren auch ein paar sehr gute Stühle dabei, auf denen ich sofort ganz anders und wesentlich gerader gesessen habe.

Danach hatte ich Entspannungsgruppe. Anstelle von Massagen soll ich ja jetzt zur Entspannung und Muskellockerung an dieser Gruppe teilnehmen. Ganz, ganz schrecklich!! Es dauert eine halbe Stunde, die Gruppe (10 Teilnehmer) liegt auf dem Boden und eine Frau sagt vor, was man machen soll. Rechte Hand eine Faust, wieder lösen, mit der linken, wieder lösen, rechten Fuß anspannen, wieder lösen, usw. und so fort, mit Schultern, Oberschenkeln, Po und Halsmuskeln. Anstatt locker und entspannt habe ich meinen unteren Rücken immer und immer mehr gespürt und wurde immer verspannter und verkrampfter. Danach konnte ich vor Schmerzen zunächst kaum noch Laufen. Echt, ein "toller" Ersatz für Massagen, wenn es mir danach noch schlechter geht als vorher. Ich will endlich wieder nach Hause und eine vernünftige Behandlung und Massage haben!! So starke Schmerzen wie im Moment habe ich schon lange Zeit nicht mehr gehabt!!

Danach hatte ich die "Schmerz-Gruppe". Auch 10 Personen. Als erstes sollten wir uns vorstellen und sagen, woher diese Beschwerden/Schmerzen kommen. Ich kann in so Gruppen nur sehr schwer reden, bin sofort total rot geworden, habe mir einen "Punkt" im Raum gesucht, dorthin geguckt und dann geredet. Ich bin die einzigste, bei der es chronisch und seit so vielen Jahren schon ist. Bei allen anderen lag es an Bandscheibenvorfällen oder Verschleiß und die Schmerz-Zeit lag bei durchschnittlich 2 Jahren. Dann ging es darum, wie man solche Schmerzen am besten behandeln kann (die meisten nehmen Medikamente, ansonsten tut Wärme und Massagen allen anderen ebenfalls auch gut). Die Psychologin, die diese Gruppe leitet, erzählte von einem Experiment in einem Krankenhaus, bei dem rund 50 % der Patienten nach einem Placebo-Effekt (also "Zucker-Tabletten") schmerzfrei wurde. Daraufhin meinte ein Mann in der Gruppe, dass jeder Mensch schmerzfrei werden könnte, wenn man es nur wollte und bereit sei, Hilfe anzunehmen ("Glaube versetzt Berge"). In diesem Moment war es bei mir "aus" und ich habe den Mann etwas "angefahren" (er war deswegen völlig überrascht). Wenn ich nicht bereit wäre, Hilfe anzunehmen, dann wäre ich jetzt ganz bestimmt nicht hier. Ich wollte mir Helfen lassen, habe mir die Spritzen und den Tropfer geben lassen, Null Wirkung. Und auch hier die Strombehandlung (morgen wieder!), sobald ich davon aufstehe, Schmerzen ohne Ende. Daraufhin meinte die Psychologin, dass mein "Schmerzgedächtnis" viel zu sehr ausgeprägt sei. Ich habe die Schmerzen über viel zu viele Jahre ertragen. Sie wüsste keinen Fall, in dem so ein ausgeprägtes Schmerzgedächtnis wieder gelöscht worden wäre, das wäre längst viel zu intensiv. Ich müsse lernen, durch Ablenkung diese Schmerzen zu ignorieren, eine Heilung wäre ganz bestimmt nicht mehr möglich. Echt "tolle" Aussichten auf eine "rosige" Zukunft.

Selbst mein Freund zählt zu Hause jetzt schon die Tage mit, bis ich endlich wieder eine vernünftige Massage (und damit etwas Schmerzlinderung) in meinem Institut bekomme!! (So extrem hart habe ich mir die Reha nicht vorgestellt, alle meine Alpträume werden hier wahr!!!)

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