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Friday, 29. March 2024
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  08.05.1945 Das Dach war nun ...

 

08.05.1945

Das Dach war nun wieder dicht. Der Krieg war endlich vorbei. Doch mit dem Wiedereinzug der Familie in die kleine Wohnung zog auch die schon oft zu Gast gewesene Mitbewohnerin – die A n g s t ein. Außer der ständigen Furcht Lottis, dass ihr Mann nicht wieder käme, der Angst um die Kinder, der Panik vor den Fliegerangriffen und nicht zuletzt der eigenen Todesangst hatte sich nun eine ganz neue Dauerangst hinzugesellt. Die schon stark traumatisierte Frau und alle drei Kinder lebten von nun ab in ständiger Gefahr vor den Gewinnern des Krieges, von denen täglich neue mit der Eisenbahn in Dresden ankamen. Die Häuser, die sich in Bahnhofsnähe befanden, waren die erste Beute der Sieger, ganz besonders der Russen. Schlimme Szenen spielten sich ab, als diese von den Einwohnern oftmals mit geladener Pistole Uhren, Schmuck, Fahrräder, Bettwäsche u.v.a.m. forderten. Wenn es an der Tür der Schraders läutete oder klopfte, erstarrte die ganze Familie. Nicht einen Mucks durften die Kinder von sich geben bis Mutter das Guckloch verließ und „Entwarnung“ gab. Keine Frau war vor den in jeder Hinsicht ausgehungerten und rachsüchtigen Soldaten sicher.

Eines Tages wurde Mutter Lotti von zwei Soldaten der russischen Kommandantur aufgesucht. Die schauten sich die Wohnung an und legten fest: „Großes Zimmer für russische Offizier!“ Der Offizier wohnte dann für ein paar Wochen im Wohnzimmer der Familie. Er war zum Glück freundlich und fasste Lotti nicht an. Trotzdem schloss sich die Frau am Abend mit den Kindern ein. Durch diese Einquartierung bekam Lotti zum Glück Ruhe vor anderen unangenehmen Gästen.

Als sich der erste Ansturm der „Befreier“ gelegt hatte, war Lottis Nervenkostüm und auch ihr Immunsystem so stark angegriffen, dass sie sich von einer Diphtherie nur ganz schwer erholte.

Nach ihrer Einlieferung in ein Krankenhaus blieben die beiden Jungen allein in der Wohnung. Der Kleinen nahmen sich vorerst nette Nachbarn an. Da die Jungen froren, schalteten sie einen kleinen Spiralheizofen ein, an welchem sich der Schlafanzug von Hans-Jürgen entzündete. Peter nahm geistesgegenwärtig seinen großen Teddy und schlug mit ihm lebensrettend auf seinen großen Bruder ein. Aufgrund dieses Vorfalles erreichten die Nachbarn, dass alle drei Kinder in einem Kinderheim aufgenommen wurden. Für die kleine Elvira gab es nun wieder eine neue Angst. Die Angst um ihre Mama. Nur gut, dass sie die Brüder wenigstens zu den Mahlzeiten sehen konnte.

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