**SpiEgeL(geschichte)**

"Spiegel"

Er konnte nicht aufhören in den Spiegel zu schlagen. Immer wieder und wieder schnellte seine Faust vor und lies das Glas zersplittern, den Schmerz spürte er schon lange nicht mehr. Dunkelrotes Blut rann ihm die Arme hinab und weiter auf sein T-Shirt, es war ihm egal, wer würde sich schon darum sorgen, ja wenn würde es denn stören? Es ekelte ihn, was er da zu Gesicht bekam, aus dem nun völlig zerschlagenen Spiegel, es ekelte ihn und er ekelte sich vor sich selbst. Es war eine Überreaktion gewesen, oder vielleicht auch genau das richtige.

Er wollte die Welt nicht mehr länger auf seinen Schulter tragen und sich von deren Last niederdrücken lassen, er konnte das nicht. Er hatte das alles so satt, schlussendlich war er doch nur ein Objekt, dass man wie ihm schien, benutzen und auspressen konnte, solange und wann man wollte. Das Leben, ja was war schon das Leben? Eine Pflicht die man zu erfüllen hatte? Er stellte sich das alles ganz anders vor, das Leben sollte nicht so beschissen und erniedrigend sein, keine Welt in der man in Schubladen gesteckt wurde, kein Leben dass einem dazu verdammt immer allein zu sein.

Das waren alles nicht seine Vorstellungen, von einem normalen Leben, was er brauchte, das war Liebe. Liebe. Wenn er es jemals erfahren hatte, dann nicht lange, wenn ihn etwas am Leben erhalten konnte dann die Liebe. Sie von der er in seinen einsamen Nächten träumte, sie die ihn bisher immer im Stich gelassen hatte. Er fühlte sich hintergangen und hasste sich selbst dafür dass er sich so sehr bemitleidete.

Und wieder schlug er auf den Spiegel ein, der ihm ein hässliches und verzweifeltes Gesicht zeigte, dass er nicht länger sehen konnte. Er tat es so lange bis er erschöpft und kraftlos zu Boden sank und anfing zu wimmern. Das konnte es nicht sein, so durfte das Leben nicht sein, es machte ihn kaputt, jeden Tag erneut und jeden Tag auf eine andere Weise.

So schlief er ein, eingebettet zwischen Scherben und Blut, eingebettet in Verzweiflung und Tränen.

By tOterEnGeL