Schöne Ferienzeit
Eine ganze Zeit ist wieder vergangen seitdem ich dich zum letzten male sprach. In der II. Hälfte habe ich mich ganz gut eingelebt u. hoffe mit Gottes Hilfe auch noch die I. Klasse durchzumachen. Nach langen Kampf habe ich auch erreicht, daß ich noch d. Konfirmandenstunde bei Pev besuche. Sie sind sehr schön. Eine besondere Aussprache habe ich nicht wieder gehabt. Oft hat wieder mein Trotz etc. gesiegt u. mich manchmal von ihm getrennt. In der letzten Zeit ist er oft mit Marta u. mir spazieren gegangen u. hat uns auf zwei Kirchhöfe geführt u. uns einen Vortrag darüber gehalten, dieses geschah aber blos, um Martas Willen, weil sie bald fortgeht. –
In den großen Ferien blieben wir beide zu Hause, um uns noch recht zu genießen. Wir machten viele Ausflüge u. amüsierten uns kostbar. Z. B. zu Frl. Opitz nach Gollme b. Landsberg. Zu Strucksbergs Emma nach Bollenberg b/Merseburg., nach dem Rosengarten, sehr oft in die Haide. Auf der Saale fuhren wir oft, desgleichen gingen wir zum Schimpf (Conditorei). Mehrere Male saßen wir mit der Handarbeit u. einem Buche an der Saale etc. Wir bildeten uns ein in Karlsbad zu sein. Ende der Ferien will ich mit meinen Eltern eine Reise nach d. Sächs. Schweiz machen. Hoffendlich wird es etwas. Heute ist Marta bei Pev u. macht ihren Abschiedsbesuch. Zu traurig. Bald müssen auch wir uns scheiden. Eine ganz besondere Freude wurde mir wieder zu Essig. Ich wollte mir meine Freundin Marie Rönnefahrt einladen, weil mein Vater verreißen wollte. Nun tut er es aber nicht zu meinem größten Kummer. Ach, wenn wir uns doch bald wieder sehen könnten. Utta ist nicht mehr bei ihr. Warum? Das weiß ich nicht. Wir stehen uns garnicht mehr so gut wie früher. Ach, Herr, hilf doch, daß es wieder so werde! – Die Ferien sind bald vorüber. Weiter kann ich dir heute nichts sagen. – Lebewohl, auf baldiges Wiedersehen (Rufsatz). Mit der Schule machten wir einen entzückenden Ausflug auf die Dornburg i. Thür. –