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Saturday, 20. April 2024
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Tagebuch An_mich_selbst
 1911-03-26 hh:mm
Anstrengendes Semester
Am 15,16 u. 17. waren hier die Aufnahmeprüfung zum Seminar. Wir hatten freie Tage, wenn auch viel zu tun. Vormittag haben wir schöne Verzierungen gemacht. Am I. Tage nach Döbern, in Schachthaus Göhrenz. Ja, wie war mir da. Es ist ein kleines reizendes Dörfchen. Es liegt an einem Elbarm, wie entzückend. Wie herrlich muß es sich hier träumen! Das Elternhaus ist ein Bauernhäuschen – sehr nett u. gemütlich.- Wir waren sehr lustig.- Auf dem Friedhof waren wir auch, daß erste Grab war „Flyn Walther“ vielleicht eine Schwester von ihm „Ach unsre Flyn ist nicht mehr! Ihr Platz in unserer Mitte ist leer, sie reicht uns nicht mehr ihre Hand, der Tod zerriß dies teure Band!“ Ich hätte ihm so gerne eine Karte geschrieben, aber es gab keine in Döbern.- Am nächsten Tag haben wir lange vorm Kasernenhof gestanden u. haben zugesehen. Walther machte seine Sache großartig. Ich war sehr stolz auf ihn.- Letzten Sonntag war Margaretenfest. Es hätte sehr schön sein können. Ich weiß nicht, ich bin in letzter Zeit sehr mißtrauisch, ich kann mich ihm nicht mehr so offen geben, ich weiß nicht ob er es ernst meint. Ich bin jetzt nervös u. körperlich so runter, daß ich ganz XXX werde. Die Ferien werden hoffentlich mehr Leben in die Bude bringen. Es waren jetzt 14 Wch. Ein wenig viel. 9 von uns haben schon Schluß gemacht, morgen fahren auch zwei XXX infolge allgemeiner Erschlaffung. Ich bin neugierig, aber auch bange auf Ostern, auf Zensuren u. Versetzung. –
Ich kann mir sehr leicht denken, daß man infolge eines furchtbaren Schicksalsschlages den Tod sehnt.
Hoffentlich wird alles gut.- -
Vorige Woche war auch Gefr.XXX - O, es war so herrlich. Das waren bis jetzt die letzten schönsten Stunden. Zu Kunstmann gehe ich nicht mehr. Ich rege mich meistens künstlich auf u. daß ist nicht gut, da ich garkeine Befriedigung in meiner Liebe finde.- O, ich könnte verzweifeln.- Wenn ich nur Klarheit hätte! - -
Mariechen Rönnefahrt ist ein zu eigenartiges Wesen, ich meine, wenn man so lieben kann u. vor der Hochzeit steht, dann muß ich ganz anders sein. –
Die Welt muß man erstürmen wollen.-
Marta Strucksberg hat auch Amors Pfeil getroffen.- Sie ist selig- u. unglücklich. Das Loos aller Liebenden.
Grete Dienemann verhält sich noch passiv.-
Weiter in den Kampf des Lebens.- -


Zeitungsausschnitt:
Feldartillerie-Regiments Nr. 74

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