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Tagebuch Alice
2005-03-20 15:52
never easy
so, jetzt bin ich hier und könnte alles aufschreiben, was ich mir eben noch überlegt habe. ich sitze in meinem alten i-net cafe in h. eben hatte ich meine letzte fortbildungsgruppe. ich bin aufgewühlt, glücklich, traurig, alles. vor allem bei sonne hier in h. ich fahr durch die stadt wie eine schlafwandlerin und würde am liebsten wieder hier leben. leaving h. is never easy.
aber eigentlich habe ich ein thema. meine mutter hat mir ja immer vorgeworfen, ich sei kalt und unbewegbar. (wie ihre schwiegermutter, aber das hat sie nie dazugesagt). ich habe lange gebraucht, um das irgendwie zu verkraften. ich fühle mich nämlich nie kalt. Aber in letzter zeit fängt m. mit einer ähnlichen beobachtung an. ich sei nicht (mehr) so herzlich sondern ziemlich kühl. das gibt mir zu denken. und heute in der fortbildung haben wir so eine menge von gegenseitigen feedback-übungen gemacht. mit dem ergebnis, daß sie mich zwar alle mögen, aber mich auch für etwas gehemmt halten, insgesamt ein bißchen unnahbar, nicht so frei, nicht so leicht.
und das erschreckt mich, daß man mir das so anmerkt. es scheint also doch ein bisschen trauriger um mich zu stehen, als ich mir selbst eingestehe. ich denke immer, ich bin "geheilt" von diesen unseligen depressionen und habe nur einen kleinen rückfall, bedingt durch umzug, arbeitslosigkeit und so. und tatsächlich habe ich mitte letzten jahres sowas wie glück kennengelernt. tage, an denen ich aufgewacht bin und mich einfach nicht schlecht gefühlt habe. ich denke neidisch auf mich an diese tage zurück.
aber gutgetan hat mir heute, wie mich meine kollegen verabschiedet haben. ich könnte heulen, weil mir der abschied so leid tut.
aber das muß ich halbwegs für mich behalten. m. versteht das nicht so richtig, er bezieht das dann auf sich und denkt, ich würde das, was mir diese gruppe gegeben hat, bei ihm vermissen. so wie dieses tagebuch, in das ich immer seltener schreibe. für m. ist es ein vertrauensproblem. er meint, ich würde mir aus dem internet das holen, was mir in der beziehung fehlt. austausch, kommunikation, verständnis.
vielleicht hat er nicht ganz unrecht, obwohl das nichts mit ihm zu tun hat, sondern damit, daß ich mich so schwer damit tue, mich überhaupt anzuvertrauen, egal wem. aus meinem freundeskreis weiß kein einziger, daß ich eine therapie gemacht habe. niemand weiß, was ich für ein trauriger mensch bin, außer m., der das in der ganzen bandbreite abbekommt.
ich bin traurig und dankbar und ich wünsche mir leichtigkeit. ich wünsche mir nichts mehr als leichtigkeit.
ich wünsche mir, daß mit meinem neuen job mehr energie in mein leben kommt. ich wünsche mir, daß ich endlich lerne, mit mir und meinem leben zufrieden zu sein. und ich möchte auch gerne so wirken und nicht ein weiterer dieser dunklen pessimistischen typen sein die leben wie der hund in der wurstfabrik und immer noch nicht zufrieden sind.
insgesamt kommen mir so viele gedanken hier... ich merke, daß ich hier, an diesem ort, dieses tagebuch begonnen habe. hier ist gute tagebuchenergie, kann das gar nicht anders sagen...
in meinem neuen wohnort ist das anders. da fehlt mir oft die distanz und die innere ruhe, mein leben von außen zu betrachten.
jetzt gehe ich noch in meinen alten stadtteil, setze mich in mein lieblings-portugiesisches-straßencafé neben der bahnbrücke und dann fahre ich und hole m. auf dem weg nach g. am flughafen ab. dann fahren wir heim und nachts noch zu m.s eltern und dann fliegen wir morgen früh mit seinem opa auf eine kleine skandinavienrundfahrt...
mich wundert immer wieder, daß ich nomadenkind irgendwann irgendwo heimisch geworden bin. und hier, in h., fühle ich mich so seltsam daheim. so daß ich weinen möchte, wenn ich wegfahre, daß es wie einatmen ist, wenn ich ankomme.
in letzter zeit hab ich auch wieder oft an ö. gedacht, was er wohl so macht. angeblich lebt er auch hier in h., aber ich habe ihn in drei jahren nie zufällig getroffen. vor neun jahren haben wir uns zum letzten mal gesehen. manchmal hatte ich das gefühl, daß er ganz in der nähe ist, aber vielleicht war das auch eingebildet.

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